Der Buchstabe "Z" wurde im Ukraine-Krieg zum russischen Propaganda-Symbol.Bild: dpa / Hannes P. Albert
Analyse
22.03.2022, 11:0108.06.2022, 17:31
Das "Z" ist zum Symbol der Zustimmung für die russische Invasion in die Ukraine geworden. Zunächst prangte der Buchstabe vor allem auf russischen Militärfahrzeugen.
Später tauchte er zunehmend im offiziellen und zivilen Leben auf: Privatpersonen, Fußballvereine, politische Gruppen und andere schmückten sich mit dem Symbol. Die Häuser von bekannten Kriegsgegnerinnen wurden damit beschmiert.
Soweit zu den Fakten. Weit unklarer ist die genaue Bedeutung des "Z". Offizielle staatliche russische Stellen nennen eine Vielzahl von Bedeutungen.
Bedeutung des "Z" nicht geklärt
So spricht das Verteidigungsministerium wahlweise von "Za Pobedu" ("für den Sieg"), "Za Mir" ("für den Frieden"), "Za pravdu" ("für die Wahrheit") und "Za Rossiou" ("für Russland").
Dann gibt es die weit simplere Vermutung einiger Militärexperten: Das Symbol soll demnach schlicht russische Armeefahrzeuge markieren, um den Beschuss durch die eigenen Truppen zu verhindern, da die Ukraine ähnliches Kriegsgerät nutze.
Die russische Armee gibt indes an, der Buchstabe stehe für Russische Streitkräfte aus dem Militärbezirk West (auf Russisch "Zapad").
Welche ursprüngliche Bedeutung das "Z" auch hat: Auch im privaten Sektor wird es immer wieder von begeisterten Kriegsbefürwortern genutzt. Der vom russischen Staat kontrollierte Fernsehsender RT – dessen deutschem Ableger vor kurzem ein Sendeverbot in Deutschland erteilt wurde – verkauft "Z"-Merchandise-Artikel.
Bei einem Spiel der Bandy-Mannschaften (eine Art Eishockey) Dynamo Moskau und SKA Neftyanik bildeten die Teams das Symbol vor Beginn gemeinsam auf der Eisfläche. Der russische Turner Iwan Kuljak trug es bei der Siegerehrung nach einem Wettkampf beim Weltcup in Katar auf der Brust.
Das folgende Video soll eine Szene der Einschüchterung zeigen. Die offenbar ukrainischstämmige Fahrerin berichtet, sie sei auf dem Weg in die Ukraine, um Familienmitglieder zu evakuieren.
"Z"-Sticker tauchen auch in Berlin auf
Weil am Auto erkennbar sei, aus welchem Land sie stamme, werde von dem vorausfahrenden Wagen am Vorbeifahren gehindert:
Auch auf Häuserwänden ist das "Z" immer wieder zu sehen, mal als großflächige Plakate, mal als Graffiti. Unbekannte brachten es in der Vergangenheit an den Privathäusern von Friedensaktivisten und Dissidentinnen an.
Betroffen sind unter anderem die Pussy-Riot-Aktivistin Rita Flores, der Kinokritiker Anton Dolinder und die Theaterwissenschaftlerin Marina Dawydowa.
Aus dem Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg meldet die "Initiative Gethsemanekiez", auch dort seien "Z"-Sticker an Fenster und Türen von Häusern angebracht worden.
Mehrere Politik-Experten vermuten, dass die russische Regierung die Verbreitung des Zeichens steuere und es gezielt einsetze, um eine breite gesellschaftliche Unterstützung für den Krieg zu inszenieren.
Ryhor Nizhnikau, Senior Research Fellow am Finnischen Institut für Internationale Angelegenheiten (FIIA), sagte der Website "euronews" kürzlich:
"Wir sollten uns nicht wundern, wenn es eine Art 'Kreml-PR-Berater' gibt, die sich das im Voraus ausgedacht haben. Sie brauchen ein Symbol des Sieges für diese Aktion in der Ukraine ... Diese 'Marketing-Leute' haben wahrscheinlich gesagt, je einfacher das Symbol ist, desto leichter lässt es sich verbreiten."
"Z" in Deutschland strafbar?
Laut dem Rechtsexperten Ulrich Stein kann das Zeigen des "Z" in Deutschland in bestimmten Fällen strafbar sein. Im juristischen Fachportal "Legal Tribune Online" schreibt er:
"Wer in Deutschland das 'Z'-Symbol verwendet, macht sich in der Regel wegen Billigung eines Angriffskriegs strafbar und muss mit Strafverfolgung rechnen, wenn die Verwendung den 'eindeutigen' Eindruck erweckt, es solle damit eine positive Bewertung der Ukraine-Invasion zum Ausdruck gebracht werden."
Bisher sind allerdings noch keine derartigen Fälle bekannt.
Russland und das abgeschottete Nordkorea nähern sich politisch immer weiter an. Im Juni dieses Jahres besuchte der russische Machthaber Wladimir Putin Nordkorea. Es waren 24 Jahre seit seinem ersten Besuch vergangen.