
Aus der Geschichte nichts gelernt? Der Hitlergruß ist besonders in den USA leider wieder im Trend.bild: x / @kaseylynae2stay
Analyse
Die Maga-Bewegung um Donald Trump hat nicht nur die politische Landschaft in den vergangenen Jahren umgepflügt, sondern auch die US-Bevölkerung weiter gespalten und radikalisiert. Ausdruck des Rucks nach ganz rechts ist die Verbreitung des Hitlergrußes – dieser wird auch in Alltagssituationen genutzt.
06.08.2025, 07:5506.08.2025, 07:55
Elon Musk kann es nicht fassen, er strotzt vor Adrenalin und fuchtelt auf der Bühne wild herum. "Danke, dass ihr es möglich gemacht habt", ruft er an diesem Januar-Tag den Anhänger:innen des frisch gewählten Präsidenten Donald Trump – seinem ehemaligen Buddy – zu.
Und dann fasst er sich an die Brust und drückt seinen Arm schräg nach oben in die Luft, mit stramm-ausgestreckter Hand. Er wiederholt die Geste nochmal in die andere Richtung. Der Jubel der Menge ebbt nicht ab.
Einige Wochen später holt auch Maga-Ideologe und Polit-Stratege Steve Bannon aus, um den Arm zum mutmaßlichen Hitlergruß in die Höhe zu drücken.
Musk und Bannon, könnte man meinen, streckten sich in diesen Momenten, um ein nach dem Zweiten Weltkrieg lange geschlossenes Fenster wieder zu öffnen. Und es scheint ihnen zu gelingen.
USA: Junge Menschen zeigen Hitlergruß in Alltagssituationen
In der Öffentlichkeit führten die Ereignisse zu einem weltweiten Aufschrei. Während in den USA diskutiert wurde, ob es sich um den sogenannten Römergruß, den in Nazi-Deutschland verbreiteten Hitlergruß oder ein Missgeschick Musks handelte, herrschte besonders hierzulande Einigkeit, wie drastisch die Geste ist.
Vielen internationalen Beobachter:innen wurde Angst und Bange, ob man die faschistischen Tendenzen im Trump-Lager unterschätzt hatte. Könnten Musks und Bannons Aktionen etwa Schule machen?
Mittlerweile kann man diese Frage wohl mit "Ja" beantworten – nicht nur auf politischer Ebene. In rechten bis rechtsextremen Kreisen, anders kann man das Maga-Lager kaum beschreiben, waren auf Social Media zuletzt Posts mehrerer junger Menschen, unter ihnen viele Frauen, zu sehen, die in Fotos aus Alltagssituationen subtil einen Hitlergruß einbauen.
Auf X waren auf Accounts junger Maga-Anhängerinnen etwa Fotos zu sehen, die sie beim Kochen oder Hundesitten zeigen sollen – jedoch auffallend gehobene Arme inszenieren. Auch die zugehörigen Captions sind harmlos: "Dog-moming it today", "Out here cooking like" oder "All the pretty girls" heißt es dort.
Die Posts verdeutlichen ein weiteres Mal, dass es 2025 längst normal ist, rechtsextremes Gedankengut zu verbreiten, dieses zudem modern und jung zu inszenieren. Wie ernst es all diese Menschen meinen, bleibt jedoch offen, das Trump-Lager ist immerhin sehr heterogen.
Trump-Lager macht Hitlergruß: Gefährliche Diskursverschiebung
Ein Blick auf einige der Accounts veranschaulicht, dass diese User:innen definitiv in einer rechtsextremen Ideologie gefangen sind. Es gibt etwa Referenzen auf Hakenkreuze, auf Verschwörungstheorien und Ideen der Auslöschung missliebiger Gruppen, etwa Juden.
Andere wiederum halten sich zurück und zeigen zumindest nicht offen Nazi-Ideologie. Haile McAnally etwa, die als Kommunikationsmanagerin für die Republikaner in Nebraska arbeitet, dementierte nach Vorwürfen jüngst, dass sie auf einem Foto einen Hitlergruß zeigte. Sie habe lediglich den Arm gehoben.
Einige rechte US-Amerikaner:innen berufen sich auch darauf, die Nazi-Geste als einen Witz zu nutzen – etwa um Kritiker:innen zu provozieren. Calvin Robinson, ein Priester aus Michigan und konservativer Hardliner, beendete laut dem Sender NPR eine Anti-Abtreibungs-Rede im Frühjahr mit einem Hitlergruß – und verteidigte das vermeintliche ideologische Bekenntnis als provokativen Scherz.
Unabhängig davon, dass Robinson, dem seine Kirche infolgedessen seine Priesterlizenz entzogen hat, schlechten Humor zu besitzen scheint, ist noch etwas daran problematisch: Witze sind ein Mittel, um gesellschaftliche Grenzen des Sagbaren zu verschieben.
Das erklärte unter anderem Nick Butler, Forscher an der Universität Stockholm, gegenüber NPR. Zwar werde Comedy oft als befreiend gefeiert, doch warnt Butler, dass auch antidemokratische Akteure sie gezielt zur Unterwanderung liberaler Werte einsetzen können.
Er nutzt zur Verdeutlichung die Overton-Fenster-Theorie: Mit dieser erklärt er, dass Witze, etwa ein scherzhaft gemeinter Hitlergruß, das Fenster des Sagbaren wie ein Stein zerschlagen können. Dies vereinfache es anderen, "ebenso provokante und normbrechende Dinge zu sagen".
Ein Bild, das nicht nur auf Robinsons "scherzhaften" Hitlergruß angewendet werden kann. Ob nun auf großer politischer oder kirchlicher Bühne oder aber mit einem Foto auf Social Media, ob Musk, Bannon, Robinson, die kochenden oder Hunde-sittenden Maga-Junganhängerinnen: Sie alle öffnen das Fenster für den Rechtsextremismus Spalt für Spalt.
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