Ron DeSantis wird auch als "Trump mit Hirn" bezeichnet, der Umgang mit der Unterstützung für die Ukraine könnte ihm aber zum Problem werden.Bild: AP / Marta Lavandier
Analyse
Der aussichtsreichste Herausforderer von Donald Trump sitzt in einer außenpolitischen Falle.
Philipp Löpfe / watson.ch
Mike Tyson, der legendäre Boxweltmeister, stellte einst fest: "Jeder hat einen Plan – bis er eins aufs Maul kriegt." Auch Ron DeSantis hat einen Plan, wie er Präsident der Vereinigten Staaten werden will. Der Gouverneur aus Florida möchte sich als "Trump mit Hirn" verkaufen und damit seinen einstigen Förderer übertrumpfen.
Auf dem Papier ergibt dieser Plan Sinn: Auch in der Grand Old Party (GOP) breitet sich eine gewisse Trump-Müdigkeit aus. Der Wahlkampf des Ex-Präsidenten ist lau angelaufen und sein ewiges Jammern über einen angeblichen Wahlbetrug nervt und langweilt gleichzeitig.
DeSantis setzt auf den Woke-Wahnsinn
Folgerichtig stellt sich DeSantis vor, er könne die Trump-Basis für sich gewinnen, indem er einen Kulturkampf gegen alles anzettelt, was er für "woke" hält. Deshalb legt er sich mit Disney an, lässt Bibliotheken von vermeintlich schädlichen Büchern säubern und verbietet den Lehrern in Florida, im Klassenzimmer über Homosexualität zu diskutieren.
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Die traditionellen Konservativen will er ins Boot holen, indem er auf Eskapaden und offensichtliche Idiotien verzichtet, die der Ex-Präsident regelmäßig liefert – Windmühlen erzeugen Krebs etc. – und gleichzeitig seine erstklassige Ausbildung an den Elite-Universitäten Yale und Harvard herausstreicht.
Das klingt überzeugend, und obwohl er seine Kandidatur noch nicht offiziell verkündet hat, ist DeSantis denn auch bisher der einzige Herausforderer innerhalb der GOP, den Trump fürchten muss. In einigen Umfragen liegt er gar vor dem Ex-Präsidenten.
Doch nun hat DeSantis eines aufs Maul gekriegt, und das ausgerechnet bei "Fox & Friends". Das kam so:
Gefragt, was er von Bidens Besuch in Kiew halte, antwortete DeSantis: "Sie (die Biden-Regierung) betreiben eine Blanko-Scheck-Politik ohne klar formuliertes Ziel. Solche Dinge können eskalieren, und ich denke, es ist nicht in unserem Interesse, wegen eines Konflikts über die Grenzen der Ukraine und der Krim in einen Stellvertreterkrieg mit China verwickelt zu werden."
Hat in Kiew überzeugt: Joe Biden mit Wolodimir Selenskyj.Bild: AP / Evan Vucci
Diese geschwurbelte Antwort steht im Widerspruch zur Haltung, die DeSantis bisher zu Wladimir Putin vertreten hat. Lange war er ein Hardliner und hatte gar einst Trump gescholten, zu viel Sympathien für den russischen Präsidenten aufzubringen. Weshalb also die Kehrtwendung?
Trump hat das Ukraine-Problem lange weiträumig umfahren. Zu Beginn hat er zwar Putins Einmarsch als "genial" bezeichnet, doch danach herrschte Funkstille. Nun ist der Ex-Präsident im Begriff, sich in Position zu bringen. "Das muss aufhören, und zwar sofort", erklärte er in einem Interview mit Hugh Hewitt, einem konservativen Radio-Moderator. "Die Vereinigten Staaten müssen einen Frieden zwischen den beiden Ländern aushandeln, und ich denke nicht, dass wir noch mehr (Waffen) in die Ukraine schicken sollten." Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer hätten das nicht besser hingekriegt.
Damit schlägt sich der Ex-Präsident auf die Seite der Isolationisten, also derjenigen, die erklären, was zwischen Russland und der Ukraine abgeht, sollte uns nicht weiter kümmern. Wir haben in diesem Teil der Welt keine Interessen und sollten uns besser um unseren eigenen Kram kümmern, vor allem um unsere Probleme an der Grenze zu Mexiko.
Bild aus glücklicheren Zeiten: Donald Trump herzt Ron DeSantis.Bild: AP / Evan Vucci
Ein expliziter Vertreter dieser These ist Tucker Carlson. Dieser ist nicht nur ein Demagoge, er ist mittlerweile auch Chef-Ideologe bei Fox News geworden und hat den etwas behäbigen Sean Hannity entthront. Abend für Abend trichtert Carlson seinen Zuschauern ein, wie sinnlos die amerikanische Unterstützung für die Ukraine sei. Dass Wolodymyr Selenskyj ein verantwortungsloser Hasardeur und die Ukraine korrupt bis auf die Knochen sei und dass schließlich eh Russland den Krieg gewinnen werde.
Auf der anderen Seite von Trump und Carlson zu stehen, ist auch für DeSantis möglicherweise zu viel des Schlechten. Sollte er sich nämlich hinter die Ukraine stellen, muss er befürchten, als typischer "Globalist" beschimpft zu werden. Trump würde ihm dies in den Vorwahlen genüsslich um die Ohren hauen, und die bisherigen Softball-Interviews bei Carlson würden ab sofort demagogischen Angriffen übelster Art weichen.
DeSantis sitzt in der Falle, denn die Republikaner sind gespalten. 40 Prozent stehen nach wie vor hinter der Ukraine, ja verlangen gar noch mehr Unterstützung für sie. Rund 40 Prozent vertreten die isolationistische Linie. DeSantis riskiert, damit zwischen die Fronten zu geraten.
Einen Vorgeschmack davon hat er bereits im "Wall Street Journal" erhalten. Dort warnt ihn die Kolumnistin Kimberley Strassel, eigentlich eine Hardcore-Rechte, auf keinen Fall Trump auf dessen isolationistischem Pfad zu folgen. "Es wäre ein Fehler für Mr. DeSantis, sich in dieser Frage mit Trump zu verbünden. Politisch würde er es verpassen, sich in einer entscheidenden Frage vom Ex-Präsidenten zu unterscheiden" schreibt sie. "Es würde auch die bisher reine Weste von DeSantis beschmutzen, der sich bisher gegen Schurkenstaaten und auch gegen China als standhaft erwiesen hat."
Spott von links
Auf der linksliberalen Seite stellt man derweil amüsiert fest, dass DeSantis vielleicht doch nicht ein "Trump mit Hirn" sei. Er habe sich bei "Fox & Friends" verhalten wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines Autos und habe "schlecht informiert und inkohärent gewirkt", spottet Eugene Robinson in der "Washington Post" und ergänzt: "Er kommt nicht einmal mit ‹Fox & Friends› klar."
Der Krieg in der Ukraine wird zunehmend auch zu einem innenpolitischen Faktor in den USA, ja er könnte gar den Ausgang der Präsidentschaftswahlen 2024 maßgebend beeinflussen. Vieles erinnert an die Situation im Jahr 1940. Damals tobte in den USA ebenfalls ein erbitterter Krieg zwischen Isolationisten und Präsident Franklin Roosevelt, der die Briten in ihrem Kampf gegen Hitler mit dem Lend-lease-Programm massiv unterstützte. Eine ähnliche Konstellation zeichnet sich heute wieder ab – und DeSantis hat offensichtlich noch keine Ahnung, wie er damit fertig werden soll.
Die Rebellen in Syrien haben eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus übernommen und damit das Ende der mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Herrschaft von Machthaber Baschar al-Assad eingeläutet. Assad verließ die Hauptstadt am frühen Morgen mit unbekanntem Ziel, wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf syrische Offiziere in Damaskus erfuhr. Das russische Außenministerium gab an, Assad habe das Land verlassen. Angaben zu seinem Aufenthaltsort machte Moskau allerdings nicht.