US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un haben sich getroffen. Was bedeutet der Gipfel für Nordkorea, Südkorea, China, USA, Japan und Singapur?
Donald Trump wurde heftig belächelt im Wahlkampf für seine Ankündigung, er wolle mit Kim Jong-un einen Deal schließen. Nun, ist er da – in außenpolitisch schwierigen Zeiten.
Michael Gerson, ehemaliger Vertrauter von George W. Bush, sagte jetzt auf einer Tagung des German Marshall Fund (GMF) in Berlin.
Trump hat zuletzt:
Trump hat sich durch seine außenpolitischen Alleingänge isoliert. Nun, ist er zurück im Spiel.
Das Treffen in Singapur bestätigt nun den Präsidenten in seiner Sicht.
Die Philosophie des Deals wirkt. Das wird Trump in seiner harten Haltung auf anderen außenpolitischen Feldern wie der Iran-Politik, dem Handelsstreit mit der EU und Kanada sowie der Nahost-Politik bestärken.
Nordkoreas Machthaber war isoliert. Sein Land muss wirtschaftlich kämpfen. Nun hat Kim Jong-un eine Existenzgarantie. Nicht allein vom wichtigsten Verbündeten China, sondern auch von den USA. Aus dem "kleinen Raketenmann" (Trump) ist ein Staatsmann geworden.
Kim wird das Treffen stärken
Kims Position ist gestärkt. Die USA haben ihn anerkannt.
Nun will er das ökonomisch abgehängte Land modernisieren. Dazu braucht er Investitionen aus dem Ausland, etwa aus den USA, Japan und Südkorea.
Die koreanische Halbinsel ist seit 1953 geteilt. In Südkorea hofft man nun auf einen Friedensvertrag.
Und vielleicht sogar auf mehr, vielleicht sogar die Einheit. Seit Jahren schickt das Land Experten durch Deutschland, um zu erfahren, wie das damals funktionierte (oder was schief lief).
Bis zur Einheit geht es um praktische Schritte:
Kim hat bei seinem Treffen mit Südkoreas Präsident Moon Jae im Frühjahr eine gemeinsame Wirtschaftszone vorgeschlagen.
Der große Plan: ein H. Eine Sonderwirtschaftszone entlang der Ost- und West-Küste der koreanischen Halbinsel, verbunden in der Mitte durch ein Wirtschaftsgebiet entlang der Grenze.
Japans Beziehung zu der Halbinsel ist belastet, das Land übte eine schreckliche Herrschaft während des zweiten Weltkriegs in Korea aus. Millionen Koreanerinnen wurden unter dem beschönigenden Namen "Trostfrauen" zur Zwangsprostitution gezwungen.
In Japan lebt eine große koreanische Minderheit – die mehrheitlich mit dem Norden fühlt. Eine friedliche Entwicklung in der Region wird auch die Entwicklung Japans zu den koreanischen Staaten entkrampfen.
Auf dem Weg zum G7-Gipfel in Kanada machte Japans Premier Shinzo Abe in Washington halt. Es geht um einen Entführungsfall japanischer Staatsbürger nach Nordkorea. Abe will die Geiseln nach Japan zurückbringen. Trump soll helfen.
Nordkoreas Staatschef Kim ließ sich mit der Limousine in der Nacht durch Singapur fahren. Die Visite soll ihn beeindruckt haben.
Und Singapur hat sich mit dem Treffen als Konferenzort etabliert.
Mehr aber noch. Singapur setzt wirtschaftlich auf Kapitalismus, politisch aber auf eine autoritäre Führung.
Das Land sieht sich als Modell für andere Staaten in der Region. Schon 1978 war Chinas mächtiger Staatschef Deng Xiaoping zu Gast, um sich über das staatskapitalistische Modell zu informieren. Nun könnten Kim und Nordkorea folgen.
Nur Gewinner? Nicht ganz.
Chinas Staatsführung war zuletzt leicht beunruhigt über Kims außenpolitische Kontakte mit den USA. Zweimal wurde Kim nach Peking zum Gespräch gebeten. China ist seine Schutzmacht. Aber das Nachbarland Nordkorea auch ein Pufferstaat für China. Derzeit sind 28.000 US-Soldaten im Süden stationiert. Beunruhigend nicht nur für Nordkorea, sondern auch für China.
China ist Nordkoreas wichtigster Handelspartner, von einer Lockerung der UN-Sanktionen profitiert also auch China.
Zudem hat das Land eine militärische Beistandsverpflichtung für Nordkorea abgegeben. Ein Atomkrieg in der Nachbarschaft scheint nun also erstmal abgewehrt.
Dennoch beobachtet das Land die Entwicklungen im Süden seiner Grenze sehr genau. "Es wird eine sehr andere Situation als in der Vergangenheit", sagte US-Präsident Donald Trump in Singapur. "Wir werden eine spezielle Verbindung haben", fügte er noch hinzu. Für China klingt das nicht unbedingt angenehm.
Nicht allein China verfolgt die Geschichte aufmerksam. Ein Blick zurück zeigt das. 1987 unterzeichneten US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow dem IMF-Vertrag zur Abrüstung atomarer Mittelstreckenraketen. Vier Jahre später war die Sowjetunion Geschichte. Und Michail Gorbatschow auch. Ein Deal rettet nicht jeden. Das weiß auch Kim Jong-un
(mit dpa/afp)