SPD-Chef Lars Klingbeil unterstützt die CDU im Landkreis Sonneberg. Bild: dpa / Julian Stratenschulte
Deutschland
Zurzeit sind sich SPD und CDU alles andere als grün. CDU-Chef Friedrich Merz und auch viele weitere prominente Gesichter der Partei hacken auf den Ampel-Parteien – und vor allem der Kanzler-Partei SPD – gerade heftig herum.
Wie kommt es also, dass der Vorsitzende der SPD plötzlich einen CDU-Kandidaten in einem Thüringer Landkreis unterstützt?
Die Antwort ist so leicht wie erschütternd für viele: die AfD.
Der Grund ist, dass im Landkreis Sonneberg in Thüringen am Sonntag Landratswahl war. Im ersten Wahlgang konnte kein eindeutiges Ergebnis festgestellt werden, weshalb es zu einer Stichwahl kommen muss.
Die Landratswahl im Kreis Sonneberg wurde außerplanmäßig nötig, weil der 2018 gewählte Landrat Hans-Peter Schmitz (parteilos) aufgrund einer langwierigen Erkrankung in den Ruhestand versetzt wurde.
Bereits 2018 wollte Robert Sesselmann Landrat werden.Bild: imago images / Jacob Schröter
Für die SPD ging Anja Schönheit ins Rennen. Sie holte für die SPD 13,3 Prozent. Zwar hat sie damit das Ergebnis im Vergleich zur vergangenen Landratswahl deutlich verbessert (um 7 Prozentpunkte), dennoch liegt sie weit hinter den zwei ersten Kandidaten: Robert Sesselmann (AfD, 46,7 Prozent) und Jürgen Köpper (CDU, 35,7 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag nicht einmal bei 50 Prozent.
Auch Grüne und Linke sprechen sich für CDU aus
Sesselmann ist AfD-Abgeordneter im Thüringer Landtag. Es ist bereits sein zweiter Anlauf auf den Chefposten im Sonneberger Landratsamt. Im Jahr 2018 landete er auf dem dritten Platz – und schaffte es damals knapp nicht in die Stichwahl.
Die Thüringer AfD mit ihrem Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke wird vom Landesverfassungsschutz als gesichert rechtsextremistische Bestrebung eingestuft und beobachtet.
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Nun gehört es zur politischen Konvention, dass Dritt- und Viertplatzierte meist ihre Unterstützung für eine:n der beiden anderen Kandidat:innen aussprechen. Würden sich die Stimmen von Anja Schönheit nun Köpper zuwenden, läge dieser bei 49 Prozent.
Auch die Grünen empfehlen jetzt, den CDU-Kandidaten zu wählen. Damit läge Köpper dann bei 53,4 Prozent.
Nach dem starken Abschneiden der AfD wollen auch die Thüringer Linken den CDU-Kandidaten Köpper unterstützen. "Auch wir werden zur Wahl von Herrn Köpper aufrufen", sagte die Landesvorsitzende der Linken, Ulrike Grosse-Röthig, am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt.
Alle demokratischen Parteien im Landkreis müssten nun der Vernunft folgen "und sich auf die Unterstützung des demokratischen Kandidaten verständigen". Das sei eine Frage des Verantwortungsbewusstseins für die Demokratie.
Nach dem Ampel-Aus war abzusehen, dass die Rot-Grüne Minderheitsregierung ohne ihren Ex-Partner FDP nicht mehr viele Projekte im Bundestag umsetzen kann. Denn auch die Union zeigte bei den meisten Themen wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.