Bundeskanzlerin Merkel kann nach der Einigung im Maaßen-Streit darauf hoffen, dass sich die Stimmung in ihrer Koalition beruhigt.Bild: imago/montage: watson
Deutschland
Am Ende zeigten sich Innenminister Horst Seehofer
(CSU) und SPD-Chefin Andrea Nahles erleichtert. Nach tagelangem
Streiten fanden sie bei Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt am
Sonntagabend eine Lösung im Fall Hans-Georg Maaßen, der auf Wunsch
der SPD wegen umstrittener Äußerungen zur rechten Gewalt in Chemnitz
als Verfassungsschutzpräsident gehen sollte.
- Am Montag räumte Bundeskanzlerin Merkel im Fall Maaßen Fehler ein. Der Beschluss von Dienstag, wonach zum Staatssekretär im Innenministerium hätte werden sollen, "konnte nicht überzeugen".
- Sie habe sich zu sehr davon leiten lassen, dass nach einer Versetzung Maaßens die Funktionsfähigkeit innerhalb des Bundesinnenministeriums nicht gestört werde, und nicht so sehr daran, "was die Menschen zu Recht bewegt. Das bedaure ich sehr."
Das neue Ergebnis sei nun "sehr gerecht und auch vermittelbar", sagte Merkel weiter. Am Vormittag wurde bekannt, dass der SPD-Vorstand den Kompromiss vom Sonntag offenbar ohne Abstimmung einhellig unterstützt. "Alles gut", meinte ein Mitglied des 45-köpfigen Vorstands erleichtert.
Hier findest du Antworten auf die wichtigsten Fragen zum tagelangen Streit über die Zukunft des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen.
Was soll Maaßen künftig machen?
Nichts mehr mit Verfassungsschutz. Der 55-Jährige soll als
Sonderberater im Rang eines Abteilungsleiters unter anderem für das
Aushandeln von Abkommen mit anderen Staaten zuständig sein, in denen
Rückführungen von Asylbewerbern geregelt werden – und für
Vereinbarungen mit afrikanischen Staaten in der Flüchtlingspolitik.
Was war für die SPD wichtig?
Dass Maaßen abberufen wird, er andere Tätigkeitsbereiche als bisher
hat, dass Maaßen nicht befördert wird und mehr verdient als bisher – und dass der Staatssekretär Gunther Adler bleibt. Der SPD-Mann sollte
ursprünglich für Maaßen weichen, wenn dieser nach dem ursprünglichen
Plan als Staatssekretär zu Seehofer gewechselt wäre.
Hier alles zu dem Streit:
Soll die neue geschaffene Stelle zusätzliches Geld kosten?
Laut Seehofer nicht. Die nötigen Mittel würden aus dem Haushalt
seines Ministeriums erwirtschaftet.
Stand wegen der Causa Maaßen der Koalitionsbruch im Raum?
Laut CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer schon. Die SPD
habe wegen ihres fehlenden Vertrauens in Maaßen dessen Entlassung
gefordert und diese Personalfrage mit dem Fortbestand der
Koalitionsregierung verknüpft, schrieb sie in einer Mail an die
CDU-Mitglieder. Seehofer betonte, zumindest in seiner Gegenwart habe
niemand mit Koalitionsbruch gedroht. "Bei all den Besprechungen, die
ich geführt habe, war dies zu keinem Zeitpunkt ein Thema."
Ist zwischen den Koalitionsspitzen wieder alles cool?
Das ist mehr als fraglich. Nahles sagte, insgesamt sei nun die
Grundlage gelegt, "dass wir jetzt wieder zur Sacharbeit
zurückkehren". Eine baldige Einigung auf ein
Fachkräfteeinwanderungsgesetz sei nötig, Klarheit müsse es auch geben
über eine Nachrüstung von Dieselfahrzeugen. Aber schon am
Sonntagabend gab es kritische Stimmen. So verlangte
Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) eine grundlegende
Änderung der Arbeitsweise der Koalition. "Ansonsten erleben wir in
vier Wochen wieder einen Streit, in fünf Wochen."
Gibt es Signale der Zustimmung in der SPD?
Ja, deutliche. SPD-Vize Ralf Stegner lobte die Einigung am Abend
umgehend. Bayerns SPD-Chefin Natascha Kohnen twitterte: "Hans-Georg
Maaßen wird als Chef des Verfassungsschutzes abgelöst und er wird
nicht befördert. Das musste erreicht werden und ist nun erreicht."
So reagierte die Politik auf die Entscheidung von Sonntagabend:
Sind sich Nahles und Seehofer nach ihrem Streit nun einig?
Seehofers Positionen in der Flüchtlingspolitik und sein Agieren in
der Koalition sind für viele in der SPD schwer erträglich. Dass
Nahles und Seehofer nicht gerade zur gegenseitigen Nachsicht neigen,
zeigte sich schon am Sonntagabend. Seehofer sagte über den
Kompromiss: "So wie der Vorschlag jetzt vorgelegt und beschlossen
worden ist, ist er schon mal in der Runde der drei Parteivorsitzenden
besprochen worden. Insofern ist es mir nicht schwergefallen."
Nahles
stellte umgehend klar, es sei komplett falsch, dass Seehofer die
jetzt gefundene Lösung schon beim Treffen am Dienstag angeboten habe.
Grünen-Chef Robert Habeck meint, mit dem Maaßen-Deal werde die
Regierung kaum zerstörtes Vertrauen zurückgewinnen. "Zumal Frau
Nahles und Herr Seehofer jetzt auch noch unterschiedliche Wahrheiten
von den gemeinsamen Gesprächen verkünden."
(pb/dpa)
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