Der Fachkräftemangel wird zunehmend zum Problem für die deutsche Wirtschaft. Und das, obwohl viele der Babyboomer-Generation (also zwischen 1946 und 1964 Geborene) bisher noch nicht in Rente gegangen sind. Der große Knall dürfte also noch kommen.
Doch schon jetzt hatte fast der Hälfte aller deutschen Unternehmen im vierten Quartal Probleme, weil nicht genügend Personal zur Verfügung stand. Das ergab das Fachkräftebarometer des Münchner ifo-Instituts und der staatlichen Bankengruppe KfW. "Deutschland steht vor einem demografischen Strukturwandel von historischer Dimension", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Um gegen den Fachkräftemangel – besonders im Dienstleistungssektor – vorzugehen, plant die Ampel-Regierung ein neues Einwanderungsrecht. Wenn es nach Grünen-Chefin Ricarda Lang geht, reicht das aber nicht. Sie fordert eine neue Wirtschaftspolitik.
Denn Lang ist davon überzeugt: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, müssen auch mehr Frauen erwerbstätig sein. Und das muss ihnen ermöglicht werden.
Lang führt aus:
Dafür müsse eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet werden. Beispielsweise durch mehr Betreuungsangebote für Kinder. Lang bringt außerdem eine Abkehr von der 40-Stunden-Woche ins Spiel. Eine Idee, die aus ihrer Sicht im letzten Jahrhundert aktuell war. Für Lang ist klar: "Nur eine Gesellschaft, die in diese Caring-Ökonomie investiert, wird eine starke Wirtschaft haben." Aus diesem Grund müsse Deutschland den Schritt gehen, zur feministischen Wirtschaftspolitik.
Als Ursache für den Fachkräftemangel sehen die Experten vom ifo-Institut vor allem die demografische Entwicklung. Bei einem Zuwanderungssaldo von Null würde die Zahl der Einwohner Deutschlands im Erwerbsalter bis 2040 um 9,3 Millionen sinken, die der Einwohner im Rentenalter aber um 4,7 Millionen steigen, errechneten die Forscher.
Allein in den kommenden drei Jahren dürfte die Zahl der inländischen Erwerbspersonen um 1,5 Millionen sinken. "Die Fachkräfteknappheit wird dadurch ohne zügiges und ausreichendes Gegensteuern weiter zunehmen", heißt es im ifo-Bericht.
Als Gegenmaßnahmen müssten auch aus Sicht der Wissenschaftler Frauen stärker in den Arbeitsprozess eingebunden werden. Genauso wie Ältere und Arbeitslose. Hinzu müsse eine verstärkte Zuwanderung ausländischer Arbeitnehmer kommen.
(mit Material von dpa)