Es ist gerade zwei Jahre her, da brannte das Geflüchteten-Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos ab. Ein Camp, das vor allem Hilfsorganisationen heftig kritisiert hatten. Dabei ging es darum, dass Menschen, die Zuflucht suchten, unter menschenunwürdigen Zuständen zusammengepfercht auf viel zu engem Raum leben mussten.
Auch der Grünen-Politiker Erik Marquardt gehörte – und gehört bis heute – zu den schärfsten Kritiker:innen der europäischen Flüchtlingspolitik.
Am Sonntag war Marquardt dann in Berlin bei einer Podiumsdiskussion eingeladen. Das Thema: "Exil-Ort Deutschland".
Und Marquardt ließ in diesem Gespräch wieder kein gutes Wort am deutschen Umgang mit Menschen auf der Flucht.
Wie steht es um Deutschland als Ort der Zuflucht? Diese Frage stellte sich das Podium im Berliner Ensemble. Eingeladen waren neben Marquardt der Autor Taqi Akhlaqi aus Afghanistan und die Künstlerin und Autorin Kefah Ali Deeb aus Syrien. Die Moderation übernahm Khuê Phạm, die fürs "Zeit Magazin" schreibt und selbst als freie Autorin arbeitet.
Eine Geschichte traf auch bei Marquardt wieder einen Nerv.
Kefah Ali Deeb beschrieb eine Situation auf dem Einwohnermeldeamt in Deutschland. Sie erzählte, sie habe sich extra einen bestimmten Satz aufgeschrieben, weil unbedingt versuchen wollte, mit der Person auf dem Amt Deutsch zu sprechen. "Ich habe diesen Satz dann gesagt, aber mein Akzent war einfach zu stark. Die Frau konnte mich nicht verstehen."
Sie wollte sagen: "Ich möchte mich anmelden", erzählte die Frau aus Syrien. Sie habe es mehrfach versucht, bis sie dann fragte, ob die Mitarbeiterin Englisch spreche.
Die Reaktion der Frau hat Kefah Ali Deeb sehr getroffen.
"Wir sind in Deutschland, hier wird Deutsch gesprochen", habe die Frau gesagt.
"Und ich habe mich in diesem Moment so schlecht gefühlt – und auch so schuldig", erzählte die Künstlerin auf dem Podium. Für Marquardt liegt das Problem auf der Hand: Am System, an den Strukturen müsse sich grundlegend etwas ändern.
Er sagte:
Ein ähnliches Problem sieht Marquardt auch beim Thema Ausbildung. Wenn Geflüchtete etwa schon gut Deutsch sprächen, könne man trotzdem nicht von allen Menschen erwarten, dass sie etwa eine Textaufgabe genauso schnell lösen könnten, wie ihre Mitschüler:innen.
"Und dann fällt man vielleicht nach drei Jahren Ausbildung durch die Prüfung durch – obwohl das womöglich im Arbeitsalltag gar keine Rolle spielen würde", sagte Marquardt.
Man müsse sich überlegen, wie man auf Leute eingeht, in einer Gesellschaft, in der es 22,3 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund gebe. "Dann muss man sich die Strukturen eben anschauen und diese Probleme lösen."
Und Marquardt gab ein weiteres Beispiel: