Er ist eine Reizfigur, die die Menschen entweder so richtig gut finden – oder halt richtig doof. Richard David Precht provoziert. Immer wieder sorgt der Philosoph und Moderator mit seinen Thesen und Aussagen für Aufsehen. Die einen stimmen zu, die anderen regen sich darüber auf.
Auch in der neuen Podcastfolge von "Lanz & Precht" ist Precht für viele wieder über das Ziel hinausgeschossen. In diesem Podcast spricht er mit Moderator Markus Lanz über alles, was die Welt so bewegt. In besagter Folge beispielsweise über die neuen Weltmächte China und Indien – und über die Chinareise von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne).
Über Baerbock äußert sich Precht so abfällig, dass etliche Menschen der Außenministerin auf Twitter zur Seite springen.
In China hatte Baerbock ihre Sorge wegen der Lage der Menschenrechte im Land geäußert – und vor einem Konflikt mit dem Inselstaat Taiwan gewarnt. Precht hält von dieser Deutlichkeit der Außenministerin offensichtlich nichts. Im Gespräch mit Lanz sagt er:
Baerbock versuche einer Weltmacht mit der "moralischen Inbrunst einer Klassensprecherin" die westlichen Werte zu erklären. Statt ein Eskalationsszenario an die Wand zu malen, solle die Außenministerin "kleine Brötchen backen".
Prechts Devise: Solange Deutschland wirtschaftlich erfolgreich ist, nimmt China Deutschland ernst. Reißt Deutschland die Brücke nach China ein, gehe die hiesige Wirtschaft den Bach herunter. "Und dann würde unsere westlichen Werte erst recht keiner mehr ernst nehmen", schließt er.
Lanz verwies darauf, dass Baerbock für Deutschland spreche – daher sei es "zweitrangig, wer die Botschaft übermittelt". Es sei kein Argument, dass Baerbock eine Frau ist, die noch relativ unerfahren sei.
Auf Twitter gehen die Aussagen des Philosophen viral. Die Journalistin Gilda Sahebi postet den Clip auf Twitter und schreibt dazu:
Die Worte Prechts seien Ausdruck und Symbol dieser patriarchalen Gesellschaft, zieht sie als Vergleich.
Auch die Grünen-Politikerin Renate Künast arbeitet sich an den Aussagen Prechts ab. "Was kann Precht?", fragt sie – und beantwortet sich die Frage selbst: "Ich vergaß, dass er – ganz bescheiden – alles weiß und kann. Das ist männliche Überheblichkeit und Arroganz." Dem Moderator Lanz schlägt sie vor, seinen Kompagnon mal zu fragen, wer ihn denn gerne als Praktikanten nehmen würde.
"Unter normalen Bedingungen dürfte so ein dahergelaufener Küchen-Außenpolitiker nicht mal drei Sätze zu Außenpolitik sagen", kommentiert Grünen-Politikerin Paula Piechotta. Da Deutschland ein freies Land sei, halte es aber auch solche "Grütze" stabil aus.
Bauministerin Klara Geywitz (SPD) wiederum nutzt die Gunst der Stunde und macht Werbung für ein Praktikum zum Girlsday in ihrem Ministerium. "Mach Dein Ding, auch wenn’s nicht jedem gefällt #precht", schreibt sie dazu. Und auch der CDU-Politiker Ruprecht Polenz springt Baerbock zur Seite. Er schreibt: "Dass Precht eine eigene Fernsehsendung hat, würde unter normalen Umständen nicht passieren."
Auch Jan Philipp Albrecht (Grüne) von der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt sich irritiert von Talkmaster Lanz. Er verstehe nicht, wie Lanz die Formulierung "unter normalen Umständen" unkommentiert habe stehenlassen können. Das sei eine "verschwörungsmythische, antidemokratische Unterstellung", die suggeriert, "es ginge in Deutschland nicht nach rechten Dingen zu und Baerbock sei nicht legitime Außenministerin, diese Regierung gar illegitim?"
Ein anderer User fragt währenddessen: "Dürfen Männer jetzt wieder so über Frauen sprechen?" Er nennt Prechts Verhalten verachtend und selbstgerecht. Ein anderer bezieht sich auf die Aussage Prechts, dass es ein "Unfall" sei, dass Baerbock Außenministerin geworden ist. Er schreibt: "Dass dieser Typ im Land von Hildegard von Bingen, Leibniz, Kant, Schopenhauer, Karl Marx und Hanna Arendt heute als Philosoph durchgeht, das ist ein Unfall."