Markus Söder ist auf Reisen. Seit Herbst tourt der bayerische Ministerpräsident durchs Ausland, wie noch nie. Derzeitiger Stopp: China. Pandakuscheln und Witze über den Länderfinanzausgleich inklusive.
Die Panda-Dame kann sich am Ende nicht retten. Der CSU-Chef packt sie mit beiden Händen und drückt ihr einen Kuss ins schwarz-weiße Fell. Glücklicherweise – für alle Beteiligten – ist die Panda-Dame aus Plüsch, Söder hat sie zum Ende seines Besuchs am Montag in der Panda-Aufzuchtstation im chinesischen Chengdu überreicht bekommen.
Dort konnte er natürlich die Tiere auch in echt beobachten. "Knuffig sind sie schon", sagte der bayerische Ministerpräsident, während er einem Riesenpanda dabei zuschaute, wie das Tier mit einem Bambuszweig kämpft. "Sehr süß, very sweet!"
Dieser Besuch ist ein Teil von Söders "Panda-Diplomatie". Einer bayerischen Neudeutung der jahrzehntealten chinesischen Praxis, Riesenpandas als Transporteure des guten Images in andere Länder zu schicken.
Früher wurden sie noch verschenkt, inzwischen nur noch verliehen. Wie etwa die Eltern von Pit und Paule. Die beiden Panda-Brüder wurden in Berlin geboren. Nun hat China sie wieder in die Heimat geholt. Darin sieht Söder wieder einen Anlass, um über den Länderfinanzausgleich zu lästern.
Denn angeblich kassiert China für die Eltern, die nach wie vor in Berlin leben, eine knappe Million Euro Leihgebühr. "Die Million haben wir wahrscheinlich auch gezahlt", sagt Markus Söder. Eine Anspielung auf den Länderfinanzausgleich.
Söder versucht sich mit seinem Reisefieber offensichtlich pünktlich zur anstehenden Klärung der K-Frage innerhalb der Unionsparteien außenpolitisch zu profilieren. Die Panda-PR-Fotos waren vermutlich ein kluger Teil dessen. Doch ob das verschmähte Frühstück bei seinen Gastgebern eine gute Entscheidung war, ist fraglich.
Eigentlich isst Markus Söder gerne. Vor allem deftige Hausmannskost. Das teilt er mit seinen Follower:innen unter dem Hashtag #söderisst regelmäßig auf Social Media. Der Sternekoch Alexander Hermann hat sogar ein gleichnamiges Kochbuch mit Söders Leibspeisen auf den Markt gebracht.
Doch offenbar würden es beliebte Gerichte aus dem Reich der Mitte nicht hineinschaffen, wie der CSU-Chef nun unmissverständlich klarmachte.
"Morgens um sechs in Deutschland: Zeit für Frühstück. Hier in China ist schon Zeit fürs Mittagessen. Einige Highlights: Hühnerfüße, Entenzungen und Hasenköpfe. Ich bin ehrlich: #söderisst das nicht … Aber wem es schmeckt", schreibt er zu drei Fotos, die er am Dienstagmorgen auf seinem Instagram-Account teilte.
Eine Steilvorlage für alle Kritiker:innen. "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht", schreibt etwa ein Instagram-User unter den Beitrag. Ein anderer merkt an: "#söderisst wie er Politik macht: immer die Filetstückchen rauspicken und um den unappetitlichen Rest können sich ja andere kümmern." Oder etwa: "Alles vom Tier zu essen, ist Wertschätzung!"
Es finden sich allerdings auch viele verständnisvolle Kommentare unter dem Post. So merken einige User:innen an, dass es sie zumindest auch viel Überwindung gekostet hätte, andere würden es gar nicht essen: "Ich glaube, ich hätte mich auch nicht getraut, obwohl es mich schon interessiert hätte, wie es schmeckt."
Politischer Höhepunkt der Reise nach China sind jedoch nicht etwa Pandas oder Kulinarik, sondern das für Mittwoch geplante Gespräch mit Chinas Nummer zwei, Ministerpräsident Li Qiang. Und selbstverständlich geht es für einen bayerischen Regierungschef im Reich der Mitte immer um handfeste Wirtschaftsinteressen. Denen wolle er "Begleitschutz geben", sagt er.
Aber Söder wäre nicht Söder, würde er bei Reiseplanungen nicht Wert darauf legen, dass es viele schöne Fotos und Videos gibt, die in den sozialen Medien viele Klicks generieren.
Man darf es wohl so deutlich sagen: Mit den knuddeligen Fotos und Videos von Söder und den Pandas hat die mehrtägige Reise nach China zumindest schon ihren ersten wesentlichen Zweck erfüllt: gute PR.
(Mit Material der dpa)