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Grüne-Jugend-Sprecherin Sarah-Lee Heinrich erhält Morddrohungen

Die Bewerberin um den Vorsitz der Grünen Jugend, Sarah-Lee Heinrich, blickt am Rande des Länderrats von Bündnis 90/Die Grünen in die Kamera des Fotografen. Im Mittelpunkt des kleinen Parteitags stehen ...
Sarah-Lee Heinrich ist die neue Co-Bundessprecherin der Grünen Jugend.Bild: dpa / Kay Nietfeld
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Nach umstrittenen Tweets aus Jugendzeiten: Grüne-Jugend-Sprecherin Sarah-Lee Heinrich erhält Morddrohungen

11.10.2021, 12:4611.10.2021, 20:10
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Sarah-Lee Heinrich steht kurz nach ihrer Wahl zur Bundessprecherin der Grünen Jugend mächtig in der Kritik. Dabei geht es um mehrere Tweets, die die 20-Jährige vor einigen Jahren als Jugendliche veröffentlicht hat. Angaben einer Sprecherin zufolge ist Heinrich seither auch "massiven Morddrohungen ausgesetzt". Auch deshalb äußere sich die Jungpolitikerin momentan erst einmal nicht mehr öffentlich zu diesem Thema. Laut der Sprecherin, "um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten".

In den Tweets stünden Äußerungen, "die zum Teil vulgär oder beleidigend sind", wie Heinrich am Sonntag selbst auf Twitter und auch auf Instagram sagte.

Sie bedaure diese Tweets, schrieb sie, und entschuldigte sich dafür – mit dem Hinweis darauf, dass sie "13/14 Jahre alt" gewesen sei. "Ich wurde gerade auf einen Tweet aufmerksam, in dem mein Account im Jahr 2015 'Heil' unter einen Tweet mit Hakenkreuz kommentierte", schrieb die Sozialwissenschafts-Studentin am Sonntag auf Twitter. Sie könne sich nicht erinnern, jemals einen solchen Tweet abgesetzt zu haben – aber das mache es nicht besser. "Das war maximal dumm und unangebracht."

Heinrich betonte, sie sei Teil einer antifaschistischen Jugendorganisation. "Dieser Tweet spiegelt in keiner Weise meine Position wider. Es tut mir wirklich leid, einen solchen Tweet jemals abgesetzt zu haben." Der Tweet wurde inzwischen gelöscht.

"Was bei den Screenshots von Tweets mit Absicht rausgenommen wird: Die sind von 2014/2015", Schreibt sie weiter. "Da war ich 13/14 Jahre alt." Heinrich schreibt diesen Shitstorm, der nach ihrer Wahl zur Grüne-Jugend-Sprecherin über sie hereinbrach, dem rechten Spektrum zu. Unter anderem kommt die Kritik auch von der umstrittenen Bloggerin Anabel Schunke, die auch als Autorin für das Online-Magazin "Tichys Einblick" schreibt.

Unter anderem teilt Schunke Screenshots der Posts, die Heinrich vor gut sechs Jahren veröffentlicht hat. Darunter sind teils menschenverachtende und verschwörungsideologische Ansätze zu finden.

Mehrere Politikerinnen, Politiker und auch Influencer und Autorinnen solidarisieren sich mit Heinrich. Etwa die ehemalige Grüne-Jugend-Sprecherin Anna Peters und auch Grünen-Vorstandsmitglied Ricarda Lang.

Auch Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer solidarisierte sich mit Heinrich, genauso wie die Autorin Kathrin Weßling.

Heinrich selbst äußerte sich über mehrere Tweets zu diesem Thema. Sie forderte etwa: "Messt mich und kritisiert mich gern an meinen Positionen und meiner politischen Arbeit. Ich werde mich jetzt nicht zu allem erklären, was ich mal so mit 14 gedacht und gesagt habe, das verlange ich auch von niemandem".

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb am Sonntag an die Adresse Heinrichs: "Wir machen alle Fehler. Du stehst dazu und entschuldigst dich. Danke dafür. Aber auch danke, dass du klar sagst, was ist, Ausgrenzung durch Armut, durch NichtWeissSein, durch Rassismus oder Gleichgültigkeit."

Auch Grünen-Politiker Cem Özdemir meldete sich bei Twitter zu Wort:

(mit dpa)

Das späte Echo des MeToo-Skandals bei der Linken: Gericht verhängt Urteil

Anmerkung der Redaktion inklusive Richtigstellung: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir behauptet, der hier formulierte Urteilsspruch würde eine Frau betreffen, die sich gegenüber Medien als Betroffene zum MeToo-Skandal bei der Linken geäußert hatte. Das war inhaltlich falsch. Wir bedauern den Fehler und haben die entsprechenden Passagen korrigiert bzw. entfernt. Richtig ist: Verurteilt wurde eine Frau, die sich als Reaktion auf die damaligen Medienberichte auf Social Media zu dem Fall äußerte.

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