
Seit mehr als drei Jahren kämpft die Ukraine gegen Russland. Bild: imago images/ sna
International
Russland erhöht den Druck mit neuartigen Drohnenangriffen. Kiew antwortet mit teils eigenwilligen Maßnahmen. Doch ohne US-amerikanische Raketen droht ein gefährlicher Engpass.
01.07.2025, 13:4201.07.2025, 13:42
Lange Zeit galt die ukrainische Luftverteidigung als Erfolgsgeschichte, zumindest im Verhältnis zu den Herausforderungen, denen sie gegenüberstand. Insbesondere die Hauptstadt Kiew wurde zum Inbegriff für Effizienz unter widrigen Bedingungen.
Doch im dritten Kriegsjahr verschiebt sich derweil das Kräfteverhältnis. Was als stabile Verteidigungslinie erschien, wird zunehmend zum Belastungstest für ein System, das militärisch wie politisch unter Spannung steht.
Russland attackiert Ukraine mit neuer Taktik
Russland hat seine Angriffstaktik angepasst und die Ukraine reagiert – mit einem Arsenal, das zunehmend aus Eigenentwicklungen, improvisierten Lösungen und zivil-militärischen Übergängen besteht. Die Luftabwehr soll funktionsfähig bleiben, auch wenn zentrale Komponenten fehlen.
Seit Anfang Juni mehren sich in Kiew und Umgebung wieder Trümmerteile am Boden, die nicht aus abgefangenen Raketen, sondern aus direkten Treffern stammen.
Ein Grund: die massive Zunahme russischer Drohnenangriffe, etwa mit den ursprünglich aus dem Iran kommenden Schahed-Modellen. "Die Schaheds sind zum wichtigsten Mittel für Luftangriffe auf die Ukraine geworden", sagt Oleg Katkow, Chefredakteur des Online-Portals "Defense Express" gegenüber dem "Tagesspiegel". "Bei kombinierten Angriffen transportieren sie in der Summe sogar mehr Sprengstoff als Raketen."
Russland baut eigene Drohnen und braucht keine mehr aus Iran
Die Drohnen werden mittlerweile in Russland selbst produziert, Wladimir Putin ist nicht mehr auf iranische Lieferungen angewiesen. Zwar tragen sie weniger Sprengstoff (50 bis 90 Kilogramm statt 400 bis 500), doch in ihrer Menge erzeugen sie dieselbe Wirkung.
"Die Ukraine muss sich dringend anpassen – sonst werden die Schaheds alle unsere Städte in Trümmer legen", warnt der ukrainische Kommandeur Yuri Fedorenko im "Tagesspiegel".
Russland allerdings ändert nicht nur das Mittel, sondern auch die Methode: Drohnen stürzen inzwischen aus deutlich steilerem Winkel und Höhen von über 2000 Metern direkt auf ihr Ziel herab. Die bisher effektiven mobilen Einheiten am Boden verlieren an Wirkung. Laut Oberbefehlshaber Olexandr Syrskyj liegt ihre Abschussquote inzwischen nur noch bei bis zu 40 Prozent.
Ukraine: Zivile Flugzeuge für Luftraum-Verteidigung
Die Ukraine reagiert deswegen wiederum mit neuen Mitteln zur Verteidigung: Abfangdrohnen, elektronische Kriegsführung, Leichtflugzeuge. Auch F-16-Kampfjets werden eingesetzt, obwohl sie dafür kaum ausgelegt sind.
Sogar zivile Leichtflugzeuge sollen künftig zum Schutz des Luftraums beitragen. Verteidigungsminister Rustem Umerow zufolge sind deren Besitzer bereit, sie den Luftstreitkräften zur Verfügung zu stellen. Ergänzend dazu läuft ein Pilotprojekt: Freiwillige unterhalb der Mobilisierungsgrenze, also Jugendliche, Rentner oder Veteranen, sollen zur Luftabwehr beitragen.
Doch während die unkonventionellen Lösungen vor allem auf die Drohnenabwehr zielen, bleibt die Raketenabwehr problematisch. Und in dem Bereich ist man maßgeblich von der USA abhängig. Ein Lieferstopp von US-Systemen wäre eine "Katastrophe für die ukrainische Luftverteidigung", sagt der Chefredakteur Katkow.
Ohne neue Lieferungen amerikanischer Raketen könne man die Patriot-Systeme und alle anderen, die auf US-Munition ausgelegt sind, "einfach in den Schuppen stellen – sie wären schlicht nicht mehr einsatzfähig".
Das Problem: 20.000 Drohnenabwehrraketen wurden zuletzt vom Pentagon in den Nahen Osten umgeleitet, zum Schutz amerikanischer Militärbasen. Beim Nato-Gipfel in Den Haag sagte Donald Trump hinsichtlich möglicher Patriot-Lieferungen an die Ukraine: "Wir brauchen sie selbst."
Doppelpunkt, Sternchen, Binnen-I: All das wird es unter CDU-Politikerin Karin Prien im Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend nicht geben. Auch wenn die Ministerin es gut meinen sollte: Die Botschaft, die die Merz-CDU derzeit an sexuelle Minderheiten schickt, ist verheerend.
Wovon träumen Unions-Politiker:innen wohl nachts, wenn sie Albträume haben? Ein Hai-Angriff? Dass sie von einer Hand in den Boden gezogen werden? Ihr Mandat zu verlieren?