Die Umfragewerte für die Alternative für Deutschland (AfD) sind aktuell auf dem Höchststand, mit 19 Prozent liegt die Partei in der jüngsten Forsa-Umfrage etwa hinter der CDU auf dem zweiten Platz in Deutschland. Andere Umfragen sehen die Partei regional sogar bei einer Zustimmung von mehr als 20 Prozent.
Bei der vergangenen Bundestagswahl ergatterte die Partei lediglich zehn Prozent der Stimmen. Auch die aktuellen Umfragen stehen nicht für ein tatsächliches Abbild des Wahlverhaltens, lösen bei den anderen Parteien aber doch Sorge aus.
Grund genug für die AfD, zum ersten Mal seit ihrer Gründung im Jahr 2013 über eine:n eigene:n Kanzlerkandidat:in nachzudenken. Unabhängig von den hohen Umfragewerten habe man entschieden, für die Bundestagswahl 2025 eine:n Kandidat:in zu stellen, erklärte die Co-Parteivorsitzende Alice Weidel.
Für diesen Posten möchte man aktuell offenbar noch niemanden ausschließen. "Theoretisch kann sich jeder aufstellen lassen", erklärte Weidel gegenüber "Welt TV".
Auch für den als rechtsextrem eingestuften Thüringer Landesvorsitzenden Björn Höcke gebe es "theoretisch" keine Einwände. Wegen der wahrscheinlich guten Ergebnisse bei der Landtagswahl im kommenden Jahr gehe Weidel aber davon aus, dass Höcke "dann auch dort bleiben" würde.
Unter anderem wurde gegen den AfD-Politiker in der Vergangenheit Anklage wegen Verwendens von NS-Vokabular erhoben. Der Bundesverfassungsschutz beobachtet ihn wegen rechtsextremer Positionen.
"Herr Höcke ist kein Rechtsextremist", kommentiert Weidel nüchtern. Den Verfassungsschutz selbst bezeichnete sie als "Regierungs-Bestandsschutz", der nicht unabhängig urteile.
Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang kommentierte die hohen Umfragewerte kürzlich ebenfalls besorgt. "Wir können die Bevölkerung wachrütteln, wir können Politiker wachrütteln", erklärte er im ZDF. Für die Bundestagswahl 2025 bedürfe es breite politische Aufklärung für die Bevölkerung.
Weidel erklärte indes zur künftigen Bundesregierung, dass die CDU sich einer Zusammenarbeit mit der AfD nicht ewig verschließen könne. "Das ist ein Kurs, der nicht durchhaltbar ist. Und dieser Kurs wird die AfD bei weitem zur stärksten Kraft machen", meint die Parteivorsitzende.
CDU-Fraktionsvorsitzender Friedrich Merz hatte in den letzten Wochen eine Zusammenarbeit mit der AfD mehrfach vehement abgelehnt. "Solange ich Parteivorsitzender der CDU bin, wird es keinerlei Zusammenarbeit mit dieser Partei geben", erklärte er gegenüber dem ZDF.
Weidel hingegen argumentiert bei "Welt TV", dass Merz den Lauf der Dinge vor allem in den ostdeutschen Bundesländern nicht verhindern könne. "Es finden bereits informelle Gespräche zwischen der AfD und CDU statt", gab sie preis, ohne weitere Details zu nennen.
Bezüglich der AfD-Kanzlerfrage schloss Weidel auch eine eigene Kandidatur nicht aus. "Natürlich habe ich Lust", bestätigte sie, "Andere haben aber auch Lust". Die Entscheidung liege am Ende jedoch in der Parteibasis und den Gremien.
Alice Weidel ist seit 2021 gemeinsam mit Tino Chrupalla Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion. Der Bundesverfassungsschutz hat die gesamte Partei im selben Jahr als rechtsextremistisch eingestuft und beobachtet deren Mitglieder als Verdachtsfall.