Das vorläufige Ergebnis der Bundestagswahl steht fest. Obwohl die Union mit 28,52 Prozent stärkste Kraft wurde, ist für viele das starke Ergebnis der AfD (20,8) besonders besorgniserregend. Das Erstarken der Rechten und der gleichzeitig starke Zuwachs der Linken (8,77) zeigen jedoch auch, wie gespalten Deutschland ist.
In Rostock – Landkreis Rostock II ist das Ergebnis besonders interessant. Hier weichen die Ergebnisse teils deutlich vom bundesweiten Durchschnitt ab: Sowohl die AfD als auch die Linke und das BSW konnten hier ein deutlich besseres Ergebnis einfahren als in vielen anderen Wahlkreisen. Das Ergebnis dort verdeutlicht auch, wie kompliziert die Politik in Deutschland mitunter geworden ist.
Im Wahlkreis Rostock – Landkreis Rostock II hat die AfD bei der Bundestagswahl die meisten Zweitstimmen erhalten. Mit 25,6 Prozent liegt sie deutlich vor der Linken, die hier auf 17,3 Prozent kommt. Damit beträgt der Abstand zwischen den beiden Parteien 8,3 Prozentpunkte.
Die AfD konnte im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 ihr Ergebnis um 12,9 Prozentpunkte steigern und damit mehr Zweitstimmen hinzugewinnen als jede andere Partei im Wahlkreis.
Besonders drastisch ist der Rückgang der SPD: Sie verlor 14,8 Prozentpunkte und erreichte nur noch 14,3 Prozent. Die CDU konnte leicht zulegen und kam auf 16,8 Prozent (+2,6 Prozentpunkte). Erstmals trat das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) an und erreichte 9,9 Prozent. Bundesweit hat das BSW nicht den Einzug in den Bundestag geschafft.
Zu den Erststimmen: Steffi Burmeister (AfD) erzielte mit 26,8 Prozent dabei das beste Ergebnis im Wahlkreis. Knapp dahinter liegt Dietmar Bartsch (Linke) mit 25,6 Prozent der Stimmen, der in Rostock versuchte, mit der "Mission Silberlocke" ein Direktmandat zu ergattern.
Trotz ihres Wahlsiegs zieht die AfD-Politikerin Burmeister aber nicht direkt in den Bundestag ein. Hintergrund ist die Wahlrechtsreform: Nicht jeder Wahlkreisgewinner erhält automatisch ein Direktmandat.
Früher war es so: Wer in einem Wahlkreis die meisten Erststimmen bekam, zog direkt in den Bundestag ein. Doch das neue Wahlrecht setzt auf eine Begrenzung der Sitze im Parlament, um eine weitere Vergrößerung zu verhindern. So sollen unter anderem weniger Steuergelder verschwendet werden.
Das neue Wahlrecht sieht vor, dass Direktmandate nur vergeben werden, wenn sie innerhalb des Sitzkontingents einer Partei Platz finden. Das bedeutet: Jede Partei bekommt insgesamt nur so viele Sitze, wie ihr durch den Anteil der Zweitstimmen bundesweit zustehen.
In Burmeisters Fall hat die AfD bundesweit nicht genug Zweitstimmen erhalten, um alle ihre Direktmandate zu behalten. Deshalb bekommt sie trotz Wahlsieg im Wahlkreis Rostock – Landkreis Rostock II keinen Sitz im Bundestag. Bartsch hingegen zieht über die Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag ein, weil die Linken die Fünf-Prozent-Hürde übersprungen haben.
Rostock II ist übrigens nicht der einzige Wahlkreis, in dem die Wahlrechtsreform ihre Wirkung entfaltet. Insgesamt 23 Gewinner:innen eines Wahlkreises ziehen nicht in den Deutschen Bundestag ein. Dies trifft vor allem Politiker:innen der CDU, aber auch Kandidierende von CSU, AfD und SPD.