"Was ziehe ich nur an?" Diese Frage stellen sich morgens wohl viele, gerade in den warmen Sommermonaten, wenn im Büro womöglich sogar ein Dresscode gilt. Auch unsere Politiker:innen beschäftigen sich mit der Frage nach der passenden Garderobe. Denn im Bundestag herrscht keine konkrete Kleiderordnung – die Abgeordneten sind allerdings dazu angehalten, die Würde des Hauses zu achten.
Auch die Grünenpolitikerin Emilia Fester beschäftigt sich offensichtlich mit dem Problem. Und teilt ihre Gedanken zum Thema Kleiderordnung auf Instagram.
Fester war zu Beginn der Legislatur die jüngste Abgeordnete im Bundestag, bis sie im Januar 2023 von Emily Vontz (SPD) abgelöst wurde. Mit ihren 25 Jahren hat Fester offensichtlich keine Lust auf schwarze Hosenanzüge und Hemden. Was aber dürfen die Abgeordneten tragen, ohne die Würde des Hauses zu beleidigen?
Zu Beginn einer Wahlperiode, erklärt Fester, werde vom Parlament eine Hausordnung mit Verhaltenskodex verabschiedet. Diese fordere die Abgeordneten zur Einhaltung von "Ruhe und Ordnung" und zum Achten der "Würde des Hauses" auf. Was für Fester aber anscheinend problematisch ist: "Was diese Sätze in der Umsetzung aber konkret bedeuten, ist nirgendwo festgeschrieben und bleibt dementsprechend oft Interpretationssache."
In einem Video zeigt Fester einige ihrer Outfits: Jeans und Top, langer Rock, T-Shirt-Kleid. Trotzdem stellt sie klar: Das Thema Kleidung ist in Parlamenten nicht neu. Für Schlagzeilen hatte 1985 beispielsweise Grünen-Politiker Joschka Fischer gesorgt, weil er sich in Turnschuhen im hessischen Landtag vereidigen ließ.
Und auch in den Reihen der konservativen CSU habe es schon Ausreißer gegeben: "Dorothee Bär trug vor einigen Jahren im Bundestag wiederum ein FC-Bayern-Trikot (mit deutlich lesbaren Sponsoren) unter ihrem Blazer."
Der sportliche Ausrutscher Bärs war 2015, am Tag nachdem der FC Bayern München 0:3 gegen den FC Barcelona verloren hatte. Die Linke hatte damals Beschwerde beim Ältestenrat eingelegt. Bär hatte auch 2014 schon einmal mit einem Dirndl im Plenum für Aufsehen gesorgt.
"Selbst über eine Krawattenpflicht für Schriftführer wurde schon gestritten, nachdem zwei Abgeordnete diese verweigerten und ihr Amt deshalb nicht antreten durften", erklärt Fester die Problematik der Angemessenheit weiter. Mittlerweile, schreibt sie, habe sich aber einiges geändert. Vieles werde heute nicht mehr so eng gesehen. Was aber weiterhin verboten ist: Meinungsbekundungen.
Fester führt weiter aus:
Weil Abgeordnete aber auch Personen des öffentlichen Lebens seien, mein Fester, stünden sie immer unter Beobachtung. Sie schreibt: "Kleidung kann dementsprechend auch Einfallstor für Hater, Sexisten oder Stalker sein."
Fester schließt ihre Einlassung mit einer Analyse: "Männer haben es auch hier oft leichter als Frauen, denn ein schlichter Anzug ist immer angemessen für jeden Anlass. Frauen dürfen hingegen – wie so oft – bloß nichts doppelt anziehen. Stattdessen erwartet wird: Schick, bunt, cool, schön, praktisch und sowieso alles auf einmal!"
Unter dem Beitrag sammelt sich Zuspruch. Eine Userin schreibt: "Ich bin diese offiziellen und inoffiziellen Kleiderordnungen besonders für Frauen so satt. Wir sollen ja nichts anziehen, was auch nur irgendeiner anstößig finden könnte." Eine andere bedankt sich für Festers Arbeit im Bundestag.
So manch ein Nutzer teilt Festers Analyse allerdings nicht gänzlich – gerade in Sachen Männer hätten es leichter.