Oliver Köhr (ARD) und Maybrit Illner (ZDF) werden das zweite Kanzlerkandidaten-Triell moderieren.Bild: dpa / Wolfgang Kumm
Deutschland
Die Kanzlerkandidaten von Union, SPD und Grünen
liefern sich an diesem Sonntagabend den mit Spannung erwarteten
zweiten großen TV-Schlagabtausch, diesmal bei ARD und ZDF. Zwei Wochen vor der Bundestagswahl
am 26. September steht weiterhin vor allem Unions-Kanzlerkandidat
Armin Laschet (CDU) wegen desaströser Umfragewerte unter Druck, mit
dem Triell den Umfragetrend zu drehen. Die SPD mit Kanzlerkandidat
Olaf Scholz liegt in Umfragen in Führung. Meinungsforscher sehen die
Grünen mit ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auf dem dritten
Platz.
Die SPD hat in einer Insa-Umfrage ihren Vorsprung weiter ausgebaut
und liegt nun sechs Prozentpunkte vor der Union. Die Sozialdemokraten
gewinnen im "Sonntagstrend" für die "Bild am Sonntag" gegenüber der
Vorwoche einen Prozentpunkt hinzu und kommen auf 26 Prozent.
Die Union liegt unverändert bei 20 Prozent.
CSU-Parteitag stellte sich hinter Laschet
CSU-Chef Markus Söder hatte am Donnerstag erklärt, an diesem
Wochenende gebe es mit dem CSU-Parteitag in Nürnberg am Freitag und
Samstag sowie mit der TV-Diskussion die letzte Chance für einen
Stimmungsumschwung zugunsten von Laschet. Damit hatte er den Druck
auf den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten erhöht.
Am Samstag stellte sich der CSU-Parteitag mit lang anhaltendem
Beifall hinter Laschet. Zuvor hatte es wiederholt Sticheleien von
Söder gegen den NRW-Ministerpräsidenten gegeben. Söder war Laschet im
Machtkampf um die Kanzlerkandidatur unterlegen. Er sei "sehr berührt
von den ehrlichen und herzlichen Reaktionen der Delegierten der CSU"
gewesen, sagte Laschet dem "Tagesspiegel". "Mit Markus
Söder spreche ich regelmäßig und weiß, dass er mich unterstützt.
Einiges wird auch überspitzt wahrgenommen. Ich bin da gelassen."
Söder spricht von neuer Groko unter Unionsführung
Angesprochen auf Koalitionsoptionen für die Union nach der
Bundestagswahl nannte Söder die Möglichkeit eines weiteren Bündnisses
mit der SPD. "Kann ja auch nochmal eine große Koalition wieder kommen
mit der SPD, wenn sie schwächer wird", sagte er dem Sender Phoenix am
Samstag. "Das Entscheidende ist, dass wir stärker sind als die SPD,
weil daraus leitet sich auch der Führungsanspruch für eine
Bundesregierung ab."
Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner kritisierte daraufhin,
Söder plädiere für "eine neue Stillstands-GroKo". "Einen Aufbruch und
das Ende des Weiter-So gibt es nur mit Grün", erklärte er.
Der Gast aus NRW: Armin Laschet mit CSU-Chef Markus Söder bei der Ankunft auf dem CSU-Parteitag. Bild: dpa / Daniel Karmann
Kühnert kritisiert "allseitige Ausschließeritis"
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert hält ungeachtet
von Forderungen der Unions-Spitze an Scholz, eine Zusammenarbeit mit
der Linkspartei nach der Wahl auszuschließen, ein Bündnis mit Grünen
und Linken auch im Bund für eine Option. "Die allseitige
Ausschließeritis ist seit Jahren die Lebensversicherung von CDU und
CSU, weil so kaum Regierungen gegen sie gebildet werden können",
sagte er dem Nachrichtenportal "t-online". "Damit ist jetzt mal
Schluss."
Er kämpfe zwar für Rot-Grün, sagte Kühnert. Mit Blick auf Thüringen,
Berlin und Bremen fügte er hinzu: "Aber warum sollten wir eine
Koalition pauschal ausschließen, die es in drei Bundesländern schon
gibt?" Dort sei "weder der Kommunismus ausgebrochen noch sind die
Supermarktregale leer gefegt." Kühnert schloss zudem aus, im Falle
eines Wahlsiegs ein Ministeramt zu übernehmen. "Nein. Und damit
implodiert schon wieder eine Wahlkampfblase der CDU/CSU", sagte er.
Empörung nach einer SPD-Äußerung Laschets – "Mini-Trump"
Beim CSU-Parteitag nannte Laschet eine mögliche Regierungsbeteiligung
der Linken in einem Bündnis mit SPD und Grünen eine Gefahr für die
innere und äußere Sicherheit und die Wirtschaft in Deutschland. Er
griff in seiner Rede Scholz und die SPD scharf an – und insbesondere
mit einer Aussage rief er empörte Reaktionen bei den Sozialdemokraten
hervor. "In all den Entscheidungen der Nachkriegsgeschichte standen
Sozialdemokraten immer auf der falschen Seite", sagte Laschet, und
zwar konkret mit Blick auf den Kurs der SPD in der Wirtschafts- und
Finanzpolitik: Immer in Krisen habe sie ans Schuldenmachen und an
Steuererhöhungen gedacht, kritisierte er.
Die SPD wehrte sich umgehend, Generalsekretär Lars Klingbeil warf der
Union eine "Schmutzkampagne" vor. "Nein zum Irak-Krieg, die
Ostpolitik von Brandt, Einführung Mindestlohn & Grundrente, Ehe für
alle usw. Überall haben wir uns gegen die Konservativen durchgesetzt.
Ich bin sehr stolz darauf!", twitterte er. Die SPD brauche keine
Ratschläge von Laschet, sagte er bei einem Wahlkampfauftritt in
Worms. "Auch das zeigt, wie der Zustand der Union gerade ist. Ein
Armin Laschet, der immer mehr klingt wie ein Mini-Trump."
Maybrit Illner und Oliver Köhr moderieren Duell
Am Sonntagabend soll es zu dem TV-Triell auch zwei Blitz-Umfragen der
Sender unter den TV-Zuschauern geben, deren Ergebnisse am späteren
Abend ausgewertet werden. Ende August hatten die Privatsender RTL und
ntv das erste große Triell in der heißen Wahlkampfphase gezeigt. Bei
ProSieben, Sat.1 und Kabeleins wird es am 19. September einen dritten
TV-Schlagabtausch geben.
ZDF-Chefredakteur Peter Frey hatte gesagt, er hoffe für Sonntag auf
eine zweistellige Millionenbeteiligung an TV-Zuschauern. Das ZDF
schickt die erfahrene Moderatorin Maybrit Illner in die Live-Sendung,
mit ihr wird ARD-Chefredakteur Oliver Köhr die Sendung moderieren.
Der Journalist ist TV-Zuschauern etwa durch die Moderation von
Sommerinterviews mit Spitzenpolitikern bekannt.
(andi/dpa)
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