FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki hält Flirten im Job-Kontext nach wie vor für okay.Bild: IMAGO/Dirk Jacobs
Deutschland
Dieses Interview schlägt große Wellen: Wegen seiner Aussagen in der ARD-Show "Maischberger" wird dem stellvertretenden FDP-Bundesvorsitzenden Wolfgang Kubicki Sexismus vorgeworfen. Er hatte in der am Mittwochabend ausgestrahlten Sendung erzählt, seine ehemalige Kollegin Silvana Koch-Mehrin im Rahmen eines Jobangebots angeflirtet zu haben – und klargestellt, dass er es auch heutzutage noch okay findet, Frauen im Job anzubaggern.
Bei dem Gespräch wollte Kubicki Koch-Mehrin den Posten der FDP-Generalsekretärin schmackhaft machen. Kubicki war sich sicher, dass Koch-Mehrin an dem beiläufigen Flirt "nichts Anstößiges" gefunden habe. Fragen Sie sie selbst, forderte er die Moderatorin auf. Der WDR hat das gemacht und die frühere Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments auf die Situation damals angesprochen.
Koch-Mehrin wollte sich vor Kubicki schützen
Sie habe das Verhalten von Kubicki damals beim Kaffee tatsächlich nicht als Problem wahrgenommen, sagt Koch-Mehrin dem Sender. Und genau das sei das Problem. Sie erzählt, wie sie als Vorkehrung für das Treffen mit Kubicki ihren Mann gebeten hatte, nach einer Stunde dazuzustoßen. "Weil ich schon vermutete: 'Da ist mehr im Spiel'". Wegen dieser Vorsichtsmaßnahme sei sie sich "sehr gewieft und stark" vorgekommen.
Doch heute empfinde sie es als "absurd", dass man als Frau im 20. Jahrhundert hierzulande darauf zurückgreifen müsse, dass ein Mann sie schütze. "Wenn meine Töchter mir heute erzählen würden, sie hätten einen solchen Termin und würden solche Maßnahmen ergreifen, würde ich mich sehr erschrecken", sagt Koch-Mehrin.
Silvana Koch-Mehrin war von 2004 bis 2014 Mitglied im Europäischen Parlament. Bild: imago stock&people / Eckehard Schulz
Koch-Mehrin schildert Übergriffe in neuem Buch
In einem jüngst erschienen Buch berichtet die Politikerin auch über übergriffige Situationen, die sie während ihrer Karriere erfahren habe. Ein Europaabgeordneter habe ihr in seinem Zimmer wortlos die Hand unter die Bluse geschoben, erzählt sie darin. Zu diesem Zeitpunkt sei sie noch Praktikantin gewesen. "Ich war wie erstarrt. Sagte dann irgendwann: 'Was machen Sie denn da?' Er lachte dann verlegen und versuchte, die Sache herunterzuspielen", sagte sie kürzlich in einem Interview.
Nach dem Shitstorm, der über Wolfgang Kubicki wegen seiner Äußerungen bei "Maischberger" hereingebrochen ist, hatte sich der FDP-Mann zur Wehr gesetzt. Die Unterstellung, er habe "eine Machtposition ausgenutzt", halte er für "unseriös und für journalistisch unprofessionell", sagte er dem "Spiegel". Zum Zeitpunkt des Treffens mit Koch-Mehrin habe er keine Machtposition ihr gegenüber innegehabt.
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine liefert Apple keine Produkte mehr nach Russland. Auch Apple Pay und Apple Maps stellte das Unternehmen dort ein. Trotzdem stand Apple schon häufiger in der Kritik, inoffiziell mit dem Kreml zu kooperieren.