Es war am letzten Freitag im Juni, als die junge Abgeordnete der Grünen, Emilia Fester, zu einem Treffen in ihr Wahlkreisbüro eingeladen hatte. "Freibier für deine Meinung" hieß die Veranstaltung. Fester lud nicht nur zu Freibier, sondern auch zu Limo ein. Sie wollte eine Möglichkeit bieten, über aktuelle Themen zu diskutieren.
Doch was dort außerdem passierte, sorgte bei Fester für einen Schrecken, wie sie auf ihrem Instagram-Kanal berichtet. Denn auch Rechte sind zu ihrer Veranstaltung gekommen.
Emilia Fester berichtet ihren Follower:innen vom Tag der Veranstaltung. Dem Tag, an dem auch über die "grüne Bubble" hinaus, viele Menschen gekommen sind. Von links bis erzkonservativ. Komplett ohne Sorgen sei sie aber nicht durch die Veranstaltung gegangen, erzählt sie. Denn: Im Vorfeld habe ein Rechter dazu aufgerufen, die Veranstaltung zu unterwandern.
Sie habe eine Spannung im Raum wahrgenommen, es habe sich "merkwürdig" angefühlt, berichtet Fester. Dennoch sei für sie das Problem nicht richtig greifbar geworden. "Ich habe versäumt sie rauszuschmeißen, obwohl mein Bauchgefühl nicht gut war", schreibt sie nun, und weiter:
Dem habe sie sofort widersprochen. Doch sie offenbart auch, sich geschämt zu haben. "Ich habe mich ehrlicherweise die letzten Tage auch ziemlich damit gequält, wie ich mich dazu jetzt richtig verhalte", erzählt sie. Und: Wie sie in Zukunft mit solchen Situationen umgehen will. Schließlich will man ihnen auch nicht so viel Aufmerksamkeit geben, stellt sie klar.
"Die FCKNZS sind in meinen Nahbereich vorgedrungen, haben sich neben mir ins Fäustchen gelacht – und ich, ich fühle mich eklig und instrumentalisiert", erklärt sie. Das alles zu veröffentlichen, koste Kraft. Fester ist jedoch davon überzeugt, dass die "wehrhafte Demokratie auch dazu in der Lage sein muss, diese Mechanik zu verstehen und zu bekämpfen."
Aus dem Vorfall zieht sie nun mehrere Konsequenzen. "Weitermachen! Nicht einschüchtern lassen", schreibt sie. In Zukunft möchte sie ihre Veranstaltungen außerdem besser schützen und Leute, die keine Meinungen, sondern Hass mitbringen, sollen rausfliegen.
Das Geld, das die Rechten für die Anreise zu ihrem Hamburger Wahlkreisbüro ausgegeben haben, verdoppelt Fester. Und spendet es für einen guten Zweck zurück nach Thüringen. "Ihre Häme für echte Hilfe – an einem Ort, an dem es bitter nötig ist!" Das Geld soll an den Flüchtlingsrat gehen.
In Thüringen ist die AfD eine starke Partei. Der als rechtsextrem eingestufte Björn Höcke ist dort AfD-Landesvorsitzender. Erst vor etwas über einer Woche ist in Sonneberg mit Robert Sesselmann der bundesweit erste AfD-Landrat gewählt worden.