Ohne Weihnachtsbaum, ohne CDU-Chef Friedrich Merz. Bild: imago images / IPA Photo
Deutschland
Die Union will Deutschland deutscher machen. Erst kürzlich veröffentlichte die CDU ihre neue Leitkultur und die solle bitteschön, von jedem, der oder die hier leben möchte, anerkannt werden. Ein Bekenntnis zum Grundgesetz, zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung reicht wohl nicht aus, es muss aus Sicht der CDU noch grundsätzlicher sein.
Kurz vor Weihnachten legt CDU-Chef Merz noch einmal nach. Zur Leitkultur gehöre nämlich auch der Kauf eines Tannenbaumes an Weihnachten. Eine Aussage, die gerade auf Social Media für einen lauten Aufschrei sorgt.
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Merz: Weihnachtsbäume gehören zur Leitkultur
Die CDU hat das Bekenntnis zur deutschen Leitkultur, die aus Sicht der Union nicht nur die Achtung der Grund- und Menschenrechte und der Meinungsfreiheit; sondern auch ein gemeinsames Bewusstsein von Heimat und ein Verständnis für deutsche Traditionen und Bräuche beinhalten sollte, auf Weihnachtsbäume ausgeweitet.
Der CDU-Chef sagt dazu:
"Wenn wir von Leitkultur sprechen, von unserer Art zu leben, dann gehört für mich dazu, vor Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu kaufen."
Dies sei "die Art von christlich-abendländisch geprägter kultureller Identität, die sich über Generationen überträgt, von der unsere Kinder geprägt sind, und die sie dann so oder so ähnlich selbst weitertragen". Religionsfreiheit im umfassenden Sinn gehöre für ihn aber auch zur Leitkultur. Merz sagt: "Ich wundere mich ein bisschen, dass es offenbar für viele ein Problem ist, wenn wir das so sagen."
Aber nicht nur die neuerliche Debatte um eine deutsche Leitkultur, ein Thema, das Merz bereits 2000 beschäftigt hatte, sorgt für Ärger. Damals hatte er gefordert, dass nach Deutschland kommende Migrant:innen, sich zu eben jener bekennen sollten. Der damalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder verwies daraufhin auf den Preußenkönig Friedrich II. von dem der geflügelte Ausdruck stammt, jeder solle nach seiner Façon glücklich werden. Die Weihnachtsbaum-Aussage zieht massive Kritik nach sich.
Merz erntet gehässige Kommentare
Und die kommt nicht nur von außerhalb. Auch CDU-Politiker Ruprecht Polenz findet deutliche Worte für seinen Parteivorsitzenden. Auf X, früher Twitter, schreibt er: "Leitkultur hieße, es ALLEN VORZUSCHREIBEN. Da auch die CDU das nicht wollen kann, sollte sie auf den unsinnigen Begriff verzichten."
Die JU-Nachwuchspolitikerin Clara von Nathusius teilt die Theorie, dass Merz den Weihnachtsbaum als deutsche Leitkultur empfinde, weil das die "einzige Art von Grün, die sich nicht beschwert und ohne Protest am Ende des Jahres wieder verschwindet" sei. Sie teilt außerdem ein Foto des früheren CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak, der einen Weihnachtsbaum trägt. Dazu schreibt sie: "Abmahnung von Friedrich Merz. CDU-General nimmt deutsche Leitkultur auf die leichte Schulter."
"Loriot hätte unzweifelhaft an diesem CDU-Vorsitzenden seine helle Freude gehabt", befindet ein X-User. Und der Journalist Sebastian Eberle merkt auf X an, er habe noch nie einen Weihnachtsbaum gekauft und stehe nun wohl außerhalb der Leitkultur und "UNSERER Art zu leben." "Sehr christlich, diese 'Weihnachtsbotschaft'", befindet er.
Der Grünen-Politiker Daniel Eliasson kommt auf Juden und Muslime zu sprechen, die in Deutschland leben, aber kein Weihnachten feiern. Nach der Logik von Merz, meint Eliasson, gehören die nicht zu Deutschland. Er schreibt auf X: "Was ist das überhaupt für eine erbärmliche Leitkultur, die mehr mit Weihnachtsbaum und Haxe zu tun hat als mit Respekt und Toleranz?" SPD-Politiker Marcel Hopp unterdessen gibt auf X ironische Nachhilfe im Religionsunterricht. Er schreibt: "Viele wissen nicht, dass im Stall in Bethlehem, in dem Jesus Christus geboren wurde, bereits ein deutscher Weihnachtsbaum mit Lametta stand."
(Mit Material der dpa)
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