Ahmad Mansour ist ein gern gesehener Experte, wenn es etwa um den politischen Islam oder Extremismus geht.Bild: IMAGO images/serienlicht
Deutschland
Ahmad Mansour ist einer der bekanntesten Experten in Deutschland, wenn es um den politischen Islam, Muslime und Extremismus geht. Dennoch ist er umstritten. Immer wieder gibt es Kritik an seinen Äußerungen. Jetzt werden aus den Reihen der Kritiker:innen außerdem Vorwürfe laut, die an der Reputation des Experten rütteln.
Mansour wehrt sich vehement gegen die Anschuldigungen und greift zu einer überraschenden Verteidigungsmethode.
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Journalist hegt Zweifel an Lebenslauf
Bei den Vorwürfen geht es um die Vita des deutsch-israelischen Psychologen und Autor mit arabisch-palästinensischen Wurzeln. Unter anderem geht es um die Eigenaussage Mansours, während seiner Schulzeit in Israel mit einem fundamentalistischen Imam in Kontakt gekommen zu sein. Dadurch, meint Mansour, sei er beinahe zu einem radikalen Islamisten geworden.
Der Journalist James Jackson zweifelt an der Geschichte des Experten.Bild: Michael Kappeler/dpa / Michael Kappeler
Durch sein Psychologiestudium an der Uni in Tel Aviv, so Mansours Version weiter, habe er sich vom Islamismus gelöst. 2004 kam er nach Deutschland und führte dann ab 2005 nach eigenen Angaben sein Psychologiestudium in Berlin fort. Mittlerweile arbeitet er als Autor und für Projekte gegen Extremismus und Antisemitismus. Gemeinsam mit seiner Frau leitet er außerdem eine Initiative für Extremismusprävention.
So weit, so Erfolgsgeschichte. Seine Erfahrungen und Expertise machen Mansour zudem zu einem beliebten Ansprechpartner für Medien.
Recherche schlägt Wellen im Milieu der Kritiker
Doch der Journalist James Jackson will sich nun auf die Spuren Mansours begeben haben – und äußert Zweifel. Seine Recherche veröffentlicht Jackson beim britischen Medium "hyphen.", das sich besonders mit muslimischem Leben im Vereinigten Königreich beschäftigt. Und der Text schlägt vor allem in der Gruppe der Kritiker:innen hohe Wellen.
Der Vorwurf: Mansour hat seine Vita aufgepeppt. Jackson behauptet in seiner Recherche etwa, dass Mansour in seiner Zeit in Israel weder besonders religiös, noch politisch gewesen sei. Dabei beruft sich der Autor auf Aussagen von Menschen, die Mansour damals gekannt haben sollen.
Unabhängig lässt sich das nicht überprüfen.
Außerdem, schreibt Jackson, soll Mansour das Ende seiner Radikalisierung nicht im Psychologiestudium gefunden haben, sondern beim Studium der Krankenpflege. Bei diesem Vorwurf beruft sich Jackson auf einen Artikel des "Haaretz".
Wenig später habe er, laut der israelischen Zeitung, dieses Studium abgebrochen und gegen die Fächer Psychologie, Soziologie und Anthropologie an der Hochschule Tel Aviv eingetauscht. Laut der Recherche Jacksons soll das College den Abschluss bestätigt haben.
Konkret hängt sich Jackson also an der Geschichte der Entradikalisierung auf – und daran, dass Mansour womöglich an der Hochschule und nicht an der Uni in Tel Aviv studiert hat. Außerdem zweifelt er den Master-Abschluss an der Humboldt-Universität an.
Mansour wehrt sich gegen die Vorwürfe
In den sozialen Medien geht diese Recherche vor allem in den Kreisen der Kritiker:innen viral. Mansour lässt das aber nicht auf sich sitzen. Er schreibt:
"Es wird nicht einfacher in Deutschland! Weil einige Personen mich gerne zum Schweigen bringen möchten, werden gerade mein Studium und meine Biografie infrage gestellt."
Dazu postet er ein vermeintliches Foto seines Diploms in Psychologie von der Humboldt-Universität Berlin.
Er merkt an: "Traurig, dass es schon so weit gekommen ist, dass man inzwischen zu mafiösen Methoden greift, um Menschen mundtot zu machen, wenn einem die Argumente ausgehen!"
Unter dem Post finden sich etliche Kommentare, die Mansour ihre Solidarität aussprechen. Und ihn ermutigen, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Andere wiederum versuchen nun anhand dieses Fotos Beweise dafür zu finden, dass die Urkunde gefälscht sein könnte.
Nach der Parlamentswahl in Österreich hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen zunächst offengelassen, wen er mit der Regierungsbildung beauftragen wird.