Es handelt sich vermutlich einmal wieder um einen kalkulierten Aufreger der Rechtsextremen im Ost-Wahlkampf.
Brandt
war von 1969 bis 1974 Regierungschef einer sozialliberalen Koalition
aus SPD und FDP. Er war mehr als zwanzig Jahre SPD-Parteichef und gilt als einer der Vordenker der modernen Sozialdemokratie.
Dass die AfD sich jetzt dieses Vordenkers bedient, regt die Sozialdemokraten auf. Thierse kritisierte zudem erneut die Berufung der Rechtsextremen auf die DDR-Bürgerrechtsbewegung.
Mit Slogans wie "Wir sind das Volk!" oder "Vollende die Wende" fährt die AfD eine Kampagne unter dem Motto "Wende 2.0". Viele Hoffnungen der Ostdeutschen in die "erste Wende" hätten sich nicht erfüllt, heißt es aus der Partei.
Zu diesem auf angeblich zeithistorischen Fehlern beruhenden Wahlkampf passt dannn auch der Bezug auf frühere charismatische Hoffnungsträger wie Willy Brandt, der sich vor allem für eine Entspannungspolitik gegenüber der damaligen DDR einsetzte. Die selbsternannten Alternativen haben in der Vergangenheit schon öfter versucht, politische Vorreiter der BRD für sich zu instrumentalisieren.
Am Mittwoch hagelte es deshalb auch weitere Kritik. Die kommissarische SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig etwa sagte: "Die Verlogenheit der AfD ist kaum zu überbieten."
Der Zorn der Sozialdemokraten schadet der AfD jedoch kaum. Wie eingangs erwähnt: Die Werbung an der Grenze des Geschmacklosen dürfte einmal mehr kalkuliert sein. Die Gegnerschaft zu den Sozialdemokraten hilft der AfD im Wahlkampf, bei dem sich die Partei sowieso auf die von ihr stilisierten "Altparteien" einschießt. Die Botschaft: "Wir vertreten die Wähler der SPD besser als die Partei selbst."
Neben Brandenburg wird auch in Sachsen am 1. September gewählt, in Thüringen am 27. Oktober. Die AfD-Landesvorsitzenden von Brandenburg und Thüringen, Andreas Kalbitz und Björn Höcke, stammen aus Westdeutschland und hatten mit der friedlichen Revolution nichts zu tun.
(mbi/dpa)