Franziska Brandmann hält von der Gründung des Uni-Ablegers in China nichts.Bild: dpa / Swen Pförtner
Deutschland
Seit den 1990er-Jahren kämpft die nordrhein-westfälische Stadt Bielefeld mit einem Verschwörungsmythos: Bielefeld soll es eigentlich gar nicht geben. Ein Partygag, aus dem eine Erzählung wurde, die sich bis heute hält. Bielefeld – das es ja eigentlich gar nicht geben soll – hat unter anderem eine Hochschule (HSBI). Und die hat jüngst einen "Paukenschlag in der akademischen Welt" angekündigt.
Konkret geht es dabei um die Gründung eines Ablegers der Hochschule – und zwar nicht im nahegelegenen Osnarbrück, sondern in China. Genauer gesagt auf der Tropeninsel Hainan im Südchinesischen Meer. Den Jungen Liberalen und ihrer Vorsitzenden Franziska Brandmann schmeckt dieser Vorstoß gar nicht.
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Brandmann nennt Vorstoß naiv
Seit 2003 ist es laut der "Süddeutschen Zeitung" erlaubt, dass ausländische Hochschulen einen Ableger in China eröffnen. Bislang mussten sie dafür mit chinesischen Hochschulen kooperieren. Da der neue Campus der Hochschule Bielefeld (BiUH) aber in einer sogenannten Wirtschaftsentwicklungszone liegt, gelten dort laut "SZ" Sonderregeln: So sollen ausländische Unis dort "unabhängige" Bildungseinrichtungen für Medizin, Landwirtschaft und Ingenieurwissenschaften gründen.
Und das ist es, was die Hochschule Bielefeld wohl will. Beim Ableger solle "Wissenschaftsfreiheit großgeschrieben" werden. Das sei mit den chinesischen Partnern fest vereinbart. Die Jungen Liberalen (JuLis) glauben allerdings nicht daran, dass das alles so reibungslos funktionieren wird.
In einer Mitteilung, die sie gemeinsam mit dem Bundesverband Liberaler Hochschulgruppen verfasst haben, machen sie ihrem Ärger Luft. Juli-Vorsitzende Franziska Brandmann erklärt:
"Das Vorgehen der HSBI ist nicht nachvollziehbar. Die Überzeugung, Wissenschaftsfreiheit könne 'großgeschrieben‘ werden' zeugt von großer sicherheitspolitischer Naivität und offenbart mindestens eine Unkenntnis der Verhältnisse in der VR China, wo kritische Forscher ebenso wie Studierende bedroht und verhaftet werden und die kommunistische Partei ihren Zugriff auf die Wissenschaft verstärkt."
Als Juli-Vorsitzende und Teil des FDP-Vorstands arbeitet Brandmann auch mit Parteichef Christian Lindner zusammen.Bild: dpa / Swen Pförtner
Die Gründung des Ablegers in Hainan führe zu einer noch größeren Abhängigkeit Deutschlands von China. Die HSBI konterkariere mit ihrem Vorstoß auch die Chinastrategie der Bundesregierung. "Gerade in der Forschung muss Decoupling, also das Mindern von Abhängigkeiten und Risiken, das Gebot der Stunde sein! So wird die BiUH stattdessen zum Sicherheitsrisiko für Deutschland", meint Brandmann.
Teil der kürzlich von der Bundesregierung vorgestellten China-Strategie ist die Notwendigkeit der Minderung von Risiken – auch, indem die Abhängigkeiten im Bereich der kritischen Infrastruktur verringert werden sollen.
Der Vorsitzende der Liberalen Hochschulgruppen, Benjamin Kurtz, hat noch einen anderen Verdacht, was Chinas Idee hinter der Genehmigung ist:
"Dass die BiUH andere Studiengänge als Ingenieurwissenschaft, Landwirtschaft oder Medizin anbietet, wäre aufgrund der chinesischen Vorschriften nicht möglich. Daran sieht man: Es geht nicht um unabhängige Wissenschaft, sondern um die Ausweitung der chinesischen Wirtschaft mithilfe deutscher Bildungsressourcen."
Er ist überzeugt: Der hochschulpolitische Kurs Deutschlands muss ebenfalls auf weniger Abhängigkeiten von der Volksrepublik setzen. Er fordert, dass die Standortauswahl für ausländische Ableger kritischer hinterfragt werden. Er lehne genauso wie Brandmann die Gründung des Bielefeld-Ablegers ab.
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