Google wird heute 20 – die 6 Geburtstags-Fakten zum Ehrentag
Der vor 20 Jahren gegründete Konzern ist längst über die Suchmaschine hinausgewachsen - und löst neben Bewunderung auch jede Menge Sorgen aus.
04.09.2018, 15:12
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Damals. Ach, damals. Da musste man für Informationen noch in eine Bibliothek gehen. Oder im Brockhaus der Eltern nachschlagen. Weil diese Methoden heute natürlich alle Steinzeit sind, wird gegoogelt. Und das tut die Welt nun schon seit 20 Jahren.
An diesem Dienstag feiert die Suchmaschine ihren 20. Geburtstag. Google hat die Welt verändert. Das
sekundenschnelle Auffinden von Informationen im Internet ist in den
vergangenen 20 Jahren dank der berühmten Formel des Konzerns zur
Selbstverständlichkeit geworden.
Das Google-Hauptquartier in Mountain View, KalifornienBild: imago stock&people
Damit einher geht aber auch eine
beispiellose Ansammlung von Informationen in der Hand eines Konzerns
- und eine Marktmacht, die vor allem in Europa verstärkt Aufseher auf
den Plan ruft. Und mit Künstlicher Intelligenz, selbstfahrenden Autos
und Gesundheitsforschung wollen Google und die Konzernmutter Alphabet
bei vielen Zukunftstechnologien den Ton angeben.
Google war eine neue Art Suchmaschine
Internet-Suchmaschinen gab es auch schon vor Google. Aber es war der
neue Ansatz der beiden Gründer Larry Page und Sergey Brin, der Google
schnell nach vorn brachte. Ihre Idee: Nicht ein redaktionell
gepflegter Web-Katalog sollte es sein, sondern eine smarte
Suchmaschine. Die Relevanz einzelner Webseiten zeigt sich darin, wie
oft auf sie verlinkt wird ("Page Rank").
Die Gründer: Sergey Brin (l.) und Larry PageBild: imago stock&people
Inzwischen spielen im von
vielen Mitarbeitern weiterentwickelten Google-Algorithmus hunderte
weitere Faktoren mit. Die erste Version ihrer Suchmaschine, die
zunächst BackRub hieß, programmierten Page und Brin ab 1996 noch
zuhause. Relativ schnell wurde sie in Google umbenannt - eine
Anspielung auf das Wort "Googol", die mathematische Bezeichnung für
eine 1 mit 100 Nullen.
"Don't be evil"? Das war einmal
Um einem Scheck über 100.000 Dollar von Sun-Microsystems-Mitgründer
Andreas von Bechtolsheim einlösen zu können, wurde Google schließlich
am 4. September 1998 als Unternehmen registriert. Die Mission: Alle
Informationen auf der Welt zu ordnen und für alle zugänglich zu
machen. Das Credo (das inzwischen kaum noch Erwähnung findet): "Don't
be evil" - tu nichts Böses. Als erstes Büro suchten sich Page und
Brin standesgemäß eine Garage im Herzen des Silicon Valley. Ihre
damalige Vermieterin, Susan Wojcicki, führt heute die Videotochter
YouTube.
Von der Vermieterin zur YouTube-Chefin: Susan WojcickiBild: imago stock&people
Page war der erste Firmenchef, doch den Investoren war nicht wohl
dabei, das schnell wachsende Geschäft den beiden noch nicht einmal
30-jährigen Gründern zu überlassen. So wurde 2001 der erfahrende
Manager Eric Schmidt als eine Art "Erwachsenenaufsicht" zu Google
geholt. Für zehn Jahre, bis ein gereifter Page wieder das Steuer
übernahm, wurden die Geschicke von einer Art "Troika" gelenkt.
Schmidt war zwar der Konzernchef - aber die Gründer hatten zum
Beispiel die Freiheit, das Start-up hinter dem heute dominierenden
Smartphone-System Android zu kaufen, wie er sich später erinnerte.
Die "Erwachsenenaufsicht": Manager Eric SchmidtBild: imago stock&people
Großes Geld mit Mini-Deals
Genauso clever wie der Suchmaschinen-Algorithmus war auch die
Google-Idee, wie man damit Geld verdienen kann: Mit kleinen Anzeigen
im Umfeld der Treffer - die dazu passen, wonach der Nutzer sucht.
Bezahlt werden muss nur, wenn die Werbung auch angeklickt wurde, der
Preis wird im Auktionsverfahren festgelegt.
Mit solchen Mini-Deals
kann man mit der Größe von Google Milliarden scheffeln. Und die
Such-Anzeigen gelten bei allen neu dazu gekommenen Aktivitäten nach
wie vor als die Basis des Geschäfts von Google - und auch von
Alphabet insgesamt. Im vergangenen Quartal erzielte Alphabet
insgesamt einen Umsatz von 32.6 Milliarden Dollar, davon waren gut 28
Milliarden Werbeerlöse von Google.
Mit Super-Projekten kam Super-Ärger
Schon in den ersten Jahren wurde klar, dass sich die Ambitionen von
Google nicht nur auf die Internet-Suche beschränken. Getreu dem Ziel,
alle Informationen der Welt zu organisieren, fing der Konzern damit
an, in großem Stil Bücher einzuscannen. Bei dem Buch-Projekt holten
sich die Google-Gründer mit ihren Weltverbesserer-Ambitionen zum
ersten Mal eine blutige Nase. Autoren und Verleger sahen
Urheberrechte verletzt und ihr Geschäft bedroht und zogen vor
Gericht. Google Books kam danach nur zäh voran.
Weitere Konflikte sollten folgen. Medienverlage warfen Google vor,
mit der kostenlosen Verbreitung von Schlagzeilen und News ihre
Geschäftsgrundlage zu zerstören. Bewertungsdienste wie Yelp
kritisierten, die Suchmaschine sauge ihre Inhalte ein - wodurch die
Nutzer bei Google hängen blieben. Preissuchmaschinen sahen sich
benachteiligt.
Die EU hat Google als Gegner endlich erkannt
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager griff zweimal hart
durch. 2017 gab es mit dem Vorwurf des unfairen Wettbewerbs bei der
Shopping-Suche eine Strafe von 2.4 Milliarden Euro. In diesem Juli
folgte die Rekordstrafe von 4.34 Milliarden Euro für Googles Gebaren
bei Android. Die Beträge verdaute Google mit Leichtigkeit, die
Forderung, auf der Mobil-Plattform mehr Konkurrenz zuzulassen, könnte
aber zur Bombe unter dem bisherigen Android-Geschäft werden.
Und immer wieder kommen Datenschutz-Ängste auf: Weiß Google
inzwischen zu viel über seine Nutzer? Die Idee der Computer-Brille
Google Glass scheiterte letztlich auch an der Sorge, ihre Träger
könnte andere unbemerkt filmen. Erst vor wenigen Wochen musste sich
der Internet-Konzern dafür rechtfertigen, dass Android-Telefone
ständig Ortungsdaten speichern - selbst wenn die Anwender das
eigentlich nicht möchten.
Und der Internet-Konzern bittet die Nutzer um noch mehr
Informationen: Der sprechende Google Assistant ist erst dann
besonders nützlich, wenn er sich genau auf den jeweiligen Menschen
einstellen kann. Wie weit Google bei der Entwicklung von Künstlicher
Intelligenz ist, zeigte der Konzern im Frühjahr mit dem Dienst
Duplex, der menschliche Sprache bis hin zu natürlich klingenden "Ähms" imitieren kann. Neben Bewunderung für die Leistung der
Google-Entwickler löste das auch Sorgen vor einem Vormarsch der
Sprach-Roboter aus.
Auch Trump hat sich auf Google eingeschossen
Bild: AP
Wenige Tage vor dem Google-Geburtstag machte US-Präsident Donald
Trump noch eine Front auf. Trump googelte Nachrichten über sich
selbst, fand angeblich lauter negative Schlagzeilen. Er warf Google
daraufhin vor, die Auswahl zu seinen Ungunsten zu manipulieren.
Das
werde Konsequenzen haben, folgte eine kaum verhohlene Drohung. Google
wies die Vorwürfe umgehend zurück. Man kann aber davon ausgehen, dass
die Republikaner das Thema bei der nächsten Senatsanhörung der
Internet-Konzerne am 5. September wieder auf den Tisch bringen
werden.
Kriegsverbrechen von Russland im Video – Hinrichtungen trotz Kapitulation
Der Krieg in der Ukraine produziert auch nach zweieinhalb Jahren neue Superlative des Grauens. Als besonders brutal stellen sich immer wieder russische Truppen heraus. Die Vorwürfe reichen von Missbrauch, Entführung von Zivilist:innen und Kindern, bis hin zu systematischer Folter, Vergewaltigung und Mord.