Nach der Bundestagswahl 2025 stehen die Grünen vor einer entscheidenden Phase. Nach deutlichen Stimmenverlusten müssen sie sich strategisch neu aufstellen und wichtige Personalentscheidungen treffen.
Eine zentrale Frage ist etwa, welche Rolle Annalena Baerbock, die bisherige Außenministerin und frühere Parteichefin, künftig in der Fraktion einnehmen wird. Während in der Partei eine breite Debatte über eine mögliche Neuaufstellung der Führungsspitze läuft, zeigt eine aktuelle Civey-Umfrage für watson: Vor allem die Anhänger:innen der Grünen haben klare Erwartungen.
Innerhalb der Grünen-Wählerschaft gibt es eine deutliche Unterstützung für Baerbock: 74 Prozent ihrer Anhänger:innen sprechen sich dafür aus, dass sie in einer leitenden Funktion in der Bundestagsfraktion bleibt. 11 Prozent sind unentschieden, 15 Prozent der Umfrage zufolge dagegen.
Auch unter den Anhänger:innen der SPD findet sie mit 43 Prozent eine beachtliche Zustimmung. Bei den Wähler:innen der Linken befürworten immerhin 35 Prozent eine Führungsrolle Baerbocks.
Dagegen ist die Zustimmung in anderen politischen Lagern deutlich niedriger. Bei den Anhänger:innen der CDU/CSU sprechen sich nur 8 Prozent für Baerbock in einer führenden Position aus, während 84 Prozent dies ablehnen.
Auch unter FDP-Wähler:innen findet sie wenig Rückhalt: Lediglich 10 Prozent sehen sie gerne in einer Führungsrolle, 84 Prozent lehnen dies ab. Ähnlich hoch ist die Ablehnung bei Wähler:innen der AfD und des BSW, wo jeweils sogar 94 Prozent gegen eine leitende Funktion Baerbocks in der Grünen-Fraktion stimmen.
Ganz anders als unter den Grünen-Wähler:innen sieht es auch in der Gesamtbevölkerung aus: Dort fällt die Zustimmung mit 23 Prozent wesentlich geringer aus, wenn auch nicht besonders überraschend. Eine klare Mehrheit von 68 Prozent spricht sich gegen eine Führungsrolle Baerbocks aus, während sich 9 Prozent unentschieden zeigen.
Diese Werte spiegeln die polarisierende Wirkung der ehemaligen Außenministerin wider: Während ihre Anhänger:innen in ihr weiterhin eine starke Führungspersönlichkeit sehen, stoßen ihre Ambitionen bei anderen Wählergruppen auf deutlichen Widerstand.
Die regionale Analyse der Umfrageergebnisse zeigt ein differenziertes Bild. In Westdeutschland befürworten 23 Prozent der Befragten eine Führungsrolle für Baerbock, während 68 Prozent sie ablehnen.
In Ostdeutschland ist die Zustimmung mit 16 Prozent noch geringer, während dort 76 Prozent gegen eine leitende Funktion der ehemaligen Außenministerin sind. Dies unterstreicht die unterschiedlichen politischen Präferenzen und das Stimmungsbild zwischen den beiden Landesteilen.
Auch die Bevölkerungsdichte hat einen signifikanten Einfluss auf die Einschätzung zu Baerbocks Zukunft in der Grünen-Fraktion. In ländlichen Regionen mit sehr niedriger Bevölkerungsdichte sprechen sich lediglich 14 Prozent für sie aus, während 76 Prozent eine Führungsrolle ablehnen. In Regionen mit niedriger Dichte steigt die Zustimmung leicht auf 19 Prozent, in mitteldichten Gebieten auf 23 Prozent.
Besonders auffällig ist die höhere Unterstützung in urbanen Zentren: In dicht besiedelten Gebieten befürworten 26 Prozent eine Führungsrolle Baerbocks, während 66 Prozent dagegen sind. Die höchste Zustimmung findet sie in Regionen mit sehr hoher Bevölkerungsdichte, wo 32 Prozent der Befragten für ihre Führungsrolle stimmen, während 60 Prozent sie ablehnen. Diese Zahlen deuten darauf hin, dass Baerbock vor allem in Großstädten und Ballungsräumen eine stärkere Basis hat als in ländlichen Gegenden.
Zum Vorgehen: Die Ergebnisse der Umfrage sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).