Die Bundeswehr soll künftig wieder auf eine teilweise Dienstpflicht setzen. Bild: imago images / Achille Abboud
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"Ich kiff' die ganze Nacht durch vor der Musterung", so besingt die Band K.I.Z. auf ihrem Album im Jahr 2024 das Thema Frieden. Für viele in der jungen Generation gleicht Krieg in Westeuropa tatsächlich der absoluten Dystopie, auch die Beteiligung etwa durch Waffenlieferungen an die Ukraine sehen viele kritisch.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hingegen spricht zuletzt immer wieder von einer zunehmenden Bedrohungslage durch den russischen Angriffskrieg, der auch erweiterte Ansprüche an die Bundeswehr stelle. Am Mittwoch präsentierte er in diesem Zuge einen Plan, der auch eine potenzielle Wehrpflicht wieder in den Raum stellt.
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Konkret ist dem Entwurf zufolge ein Fragebogen nach schwedischem Modell geplant, den alle 18-jährigen Deutschen zugeschickt bekommen. Darin sollen die jungen Männer verpflichtend ihre Fähigkeiten und ihre Bereitschaft zum Wehrdienst angeben, für Frauen bleibt das Ausfüllen vorerst freiwillig. Durch diese Neuerung erhofft sich Boris Pistorius 5000 zusätzliche Wehrpflichtige pro Jahr.
Aber wie stehen die Deutschen selbst zu einem solchen Modell und was würde vor allem die junge Generation dazu sagen, wenn ein Wehrdienst in der Bundesrepublik wieder fester Bestandteil einer jeden (zumindest männlichen) Biografie würde?
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat für watson vom 12. bis 14. Juni online rund 5000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren befragt, wie sie auf Pistorius' Vorschlag für einen "neuen" Wehrdienst blicken. (Weitere Informationen zur Methodik findest du hier.)
Wehrdienst-Reform: Umfrage zeigt Generationen-Gap
Die Ergebnisse spiegeln eben jenen Imagewandel wider, den das Konzept der Wehrpflicht in den vergangenen Jahren durchgemacht hat. Denn in der gesamten Bevölkerung erhält der Vorschlag für einen Wehrdienst "mit verpflichtenden Bestandteilen" tatsächlich 59 Prozent Zustimmung. Ein Drittel der Befragten bewertet diesen als negativ.
Mit Blick auf die Generationen zeigt sich jedoch ein deutlicher Unterschied. Während unter den Bürger:innen über 65 Jahren fast 70 Prozent für eine entsprechende Neuerung sind, zeigen sich jüngere Menschen weniger begeistert von Pistorius' Vorschlag.
Boris Pistorius will die Bundeswehr reformieren. Bild: imago images/ epd
Nur 38 Prozent der Befragten zwischen 18 und 29 Jahren bewerten das Fragebogen-Modell für die Bundeswehr als positiv. Generell wächst die Zustimmung laut der Umfrage mit dem Alter.
Deutsche für mehr Frauen in der Bundeswehr
Eine Rolle spielt für die junge Generation auch die deutliche Unterscheidung, die in dem neuen Entwurf für die Bundeswehr zwischen männlichen und weiblichen Personen vorgenommen wird. Um eine entsprechende Dienstpflicht für junge Frauen möglich zu machen, müsste zunächst das Grundgesetz angepasst werden, zahlreiche Politiker:innen vor allem aus der Union fordern jedoch eine deutliche Gleichberechtigung in diesem Bereich.
Auch in der Bevölkerung sorgt das Thema offenbar für Unmut. Laut der Umfrage von Civey halten 59 Prozent der Befragten die Unterscheidung zwischen Mann und Frau für falsch.
Diese Meinung zur klassischen Rollenverteilung ist offenbar ebenfalls altersbedingt. Die Zustimmung für das freiwillige Ausfüllen bei Frauen nimmt mit dem Alter zu, bei Personen über 65 Jahren halten fast 40 Prozent das für richtig.
Die männlichen Personen sehen sich aber offenbar doch ein wenig im Nachteil: Unter allen männlichen Befragten halten 66 Prozent den konkreten Aspekt für falsch, bei Frauen sind es lediglich 51 Prozent.
Laut offiziellen Zahlen der Bundeswehr machen Frauen bisher einen Anteil von 39 Prozent an allen zivilen Beschäftigten aus. Militärische Laufbahnen stehen diesen erst seit 2001 zur Verfügung. Die allgemeine Wehrpflicht endete indes im Jahr 2011.
Für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) muss letzte Woche im Bundestag wohl eine große Enttäuschung gewesen sein. Er hatte sich auf eine Debatte mit seinem Erzfeind und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eingestellt. Dieser fehlte aber spontan aufgrund eines Defekts an einem Regierungsflugzeug und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) musste für ihn einspringen.