Grünen-Politiker kritisiert Regierung wegen steigender WG-Mieten – "schaut weg"
Schon wieder teurere WG-Mieten, schon wieder Storys über junge Studierende, die am Limit sind, schon wieder der Streit um die Armut junger Menschen: Seit Jahren wiederholen sich die Debatten um die Wohnkosten für Studierende und Auszubildende mit den gleichen Argumenten. Allein: Es ändert sich kaum etwas.
Und das, obwohl die Statistiken so eindeutig sind, die Zahlen alarmierend, die Hilferufe laut. Zwar gab es Versuche, das Bafög zu verbessern, es anzuheben und mehr Menschen zugänglich zu machen. Zumindest letzteres ist jedoch gescheitert, immer weniger Menschen kommen in den Geschmack der Förderungsleistung.
Zuletzt vermeldete das Moses-Mendelssohn-Institut, dass die Preise für WG-Zimmer vor dem Wintersemester 2025/26 erneut gestiegen sind: auf durchschnittlich 505 Euro, wobei Städte wie Hamburg (620 Euro), Berlin (650 Euro) oder München (800 Euro) natürlich herausragen.
Angesichts dessen fordert Grünen-Bundestagsabgeordneter Timon Dzienus gegenüber watson nun eine Reform des Bafögs. Der Bundesregierung hingegen wirft er Untätigkeit vor.
Grünen-Abgeordneter Dzienus attackiert Bundesregierung
Dzienus schlägt angesichts der neuen Zahlen Alarm. "In den meisten Städten reicht das BaföG nicht mehr zum Leben, weil die Mieten so stark gestiegen sind. Das darf einfach nicht sein", warnt er gegenüber watson.
Der Grünen-Politiker weist darauf hin, dass über ein Drittel aller Studierenden armutsgefährdet ist – ein "Skandal", an dem Dzienus auch der aktuellen Koalition eine Mitschuld gibt. "Die Bundesregierung schaut weg", findet er.
Besonders die hohen Mietkosten in Städten seien ein zentraler Faktor für die prekäre Lage vieler junger Menschen.
Der Sozialpolitiker der Grünen fordert gegenüber watson: Es brauche "125 Euro mehr Bafög pro Monat", das sei aber nur "das Mindeste". Der Bafög-Höchstsatz beträgt derzeit mit Wohnpauschale und Versicherungszuschlag bei 992 Euro, der Durchschnitt laut Statistischem Bundesamt 657 Euro.
Bafög: So wenige Empfänger wie nie – Dzienus fordert Reform
Eine Erhöhung reiche allein nicht aus, es brauche "grundsätzliche Reformen", betont er.
Ein Vorschlag: Die Wohnpauschalen sollten an die tatsächlichen Mietkosten für ein WG-Zimmer in der jeweiligen Stadt angepasst werden. "Das ist doch nur logisch", findet Dzienus.
Derzeit liegt die im Bafög enthaltene Wohnpauschale für alle, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, bei nur 380 Euro – ein Betrag, der nur in den wenigsten Städten für die Miete reicht. Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag lediglich eine Erhöhung ab dem Wintersemester 2026/2027 geplant, dann soll es 440 Euro pro Monat geben.
Ein weiteres Problem sieht Dzienus in der sinkenden Zahl der Bafög-Empfänger:innen: Nachdem die Anzahl an Geförderten 2022 und 2023 leicht angestiegen war, sank sie zuletzt um 22.800 Leute, sprich: vier Prozent, wie das Statistische Bundesamt vermeldete. Demnach wurden 2024 nur 612.800 Personen mit Bafög unterstützt, eine Zahl, die so niedrig wie zuletzt vor 25 Jahren ist.
"So kann es nicht weitergehen", meint der Grünen-Politiker. Das Bafög müsse "endlich unabhängig vom Elternhaus werden". Diese Forderung gibt es schon seit Jahren, einerseits sollen so auch Menschen unterstützt werden, deren Eltern zwar gut verdienen, die ihnen aber dennoch keine ausreichende finanzielle Unterstützung zukommen lassen.
Andererseits argumentieren Kritiker:innen, dass so mit dem Gießkannen-Prinzip Personen vom Staat subventioniert werden, die es mitunter nicht nötig haben, statt den wirklich Bedürftigen mehr zu geben.
Für Dzienus steht aber fest: "Zugang zur Bildung darf kein Privileg für Wenige sein, sondern muss zur Selbstverständlichkeit werden."
