Eine Rakete, die zuvor Hunderte kleine Sprengsätze abgeworfen hat, liegt in einem Sonnenblumenfeld in der Region Charkiw.Bild: AP / Evgeniy Maloletka
Exklusiv
Zunächst hatte Russland sie angewendet, jetzt schießt auch die Ukraine damit. Streumunition gehört zu international geächteten Waffensystemen, weil sie selbst Jahrzehnte nach dem aktiven Angriff noch eine Gefahr für die Zivilbevölkerung sein kann.
Die Nutzung, Herstellung, Lagerung und Weitergabe dieser Waffe wurde in einem Abkommen aus dem Jahr 2008 international verboten – allerdings nur für jene Staaten, die die Cluster-Vereinbarung auch unterzeichnet hatten. Nicht dabei sind sowohl Russland als auch die Ukraine und die USA.
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update!
Hier findest du unseren
Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne
hier auch auf Instagram.
Nun nutzt die Ukraine von den USA gesandte Clustermunition, um besetztes Territorium wieder zurückzugewinnen. Und was im Februar 2022 – als klar wurde, dass Russland etwaige Waffen einsetzt – zu einem Aufschrei führte, wird heute kaum noch diskutiert.
Obwohl die Deutschen grundsätzlich gegen den Einsatz von Streumunition sind, wie eine neue repräsentative Umfrage zeigt.
Was ist Streumunition?
Streumunition wird als Bombe verschossen. Darin enthalten ist eine Vielzahl von kleineren Sprengsätzen – genannt Bomblets –, die bereits in der Luft freigesetzt werden.
Nicht nur während des Angriffs sind Streubomben gefährlich. Eine große Zahl der Bomblets explodiert zunächst nicht und bleibt als Blindgänger im Boden stecken. Sie können bis zu 50 Zentimeter tief in die Erde eindringen, sind unberechenbar und extrem empfindlich.
Im Auftrag von watson hat das Meinungsforschungsunternehmen Civey 5000 Menschen danach gefragt, ob sie den Einsatz von Streumunition als angemessen bezeichnen würden. Die Antwort war recht eindeutig: 67 Prozent der Bundesbürger:innen findet den Einsatz von Streumunition im Russland-Ukraine-Krieg unangebracht.
Bild: civey
Rund ein Fünftel (18 Prozent) findet den Einsatz angebracht. 12 Prozent machen es von den Gegebenheiten abhängig – zum Beispiel finden sie den Einsatz auf offenem Feld in Ordnung, aber in Ortschaften nicht.
Interessant: Gerade jüngere Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren befürworten den Einsatz der geächteten Waffe eher als ältere Personen ab 50 Jahren und aufwärts.
Überraschend ist, dass vor allem Sympathisierende der Grünen die Streumunition weniger irritierend finden. Zusammen mit Anhänger:innen von CDU/CSU ist es immerhin jeweils fast ein Viertel (24 Prozent) der Befragten, der den Einsatz als angebracht oder eher angebracht betrachtet.
Bild: civey
Einsatz: Über ein Fünftel macht Unterschied zwischen Russland und Ukraine
Vor allem vor dem Hintergrund, dass es zu Beginn der Invasion eine große Debatte um dieses geächtete Waffensystem gab, wollte watson zudem wissen, ob die Bevölkerung einen Unterschied bei der Bewertung des Einsatzes von Streumunition macht. Je nachdem, welche Seite die Streumunition eben nutzt.
Die Mehrheit (72 Prozent) der Bundesbürger:innen verneint diese Frage. Dennoch: Mehr als ein Fünftel (22 Prozent) findet, dass sich die Angemessenheit unterscheidet, je nachdem, wer gerade schießt.
Bild: civey
Auch hier zeichnet sich wieder ab, dass vor allem Anhänger:innen der Grünen herausstechen. Ein Drittel (33 Prozent) macht dabei einen Unterschied. Darauf folgen FDP-Sympathisierende mit 30 Prozent und CDU/CSU-Anhänger:innen mit 29 Prozent.
Bild: civey
Civey hat für Watson vom 25. bis 27. Juli 2023 online rund 5000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis).
Dabei erhebt Civey die Daten in einem eigenen Online-Panel mit rund einer Million verifizierten und monatlich aktiven Teilnehmenden.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Ganz anders als sein Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz. Der will trotzdem Kanzlerkandidat seiner Partei werden.