Früher ein Hoffnungsträger der Republikaner, heute als skrupelloser Lügner in Verruf geraten. George Santos log, bis sich die Balken bogen. Nicht nur bei seinem in weiten Teilen erfundenen Lebenslauf. Neben seiner angeblichen jüdischen Herkunft, einer fiktiven College-Ausbildung und vermeintlichen Karriere in führenden Wall-Street-Firmen soll er auch Geld eingesteckt haben, das für eine krebskranke Hündin bestimmt war.
Nach einer Spendenaktion war er plötzlich untergetaucht. Die Hündin musste schließlich eingeschläfert werden.
Die Lügen wurden selbst Trump-Anhänger:innen zu viel. Am Ende hat das US-Repräsentantenhaus den skandalumwitterten und wegen Betrugs angeklagten Abgeordneten herausgeschmissen. Schon wenige Tage danach gerät der ehemalige Abgeordnete erneut in die Schlagzeilen. Denn er hat offenbar eine neue Art gefunden, um Geld zu verdienen – über eine fragwürdige App.
George Santos ist jetzt auf Cameo zu finden. Das ist eine Plattform, über die Prominente und Influencer:innen private Nachrichten auf Anfrage von User:innen verschicken. Anfang der Woche kam das ans Licht, als auf Social Media Screenshots des Profils mit der Beschreibung "ehemalige Kongress-Ikone" die Runde machten.
Auch zu sehen: Videos von George Santos, der Luftküsse verteilt, schlaue Ratschläge gibt oder Witze macht – etwa über die angeblichen Vorzüge von Botox.
Zunächst kostete eine persönliche Videobotschaft mit George Santos noch 75 Dollar, also umgerechnet etwa 69 Euro. Am Montagabend stieg dann der Preis auf bis zu 200 Dollar (184 Euro). Günstiger sind SMS des umstrittenen Ex-Trump-Unterstützers zu haben, die gab es zuerst ab zehn Dollar, später ab 20 Dollar.
Santos reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AP. Dass das Profil aber tatsächlich von ihm stammt, darauf lässt eine Änderung in seinem X-Account schließen. Dort änderte er die Beschreibung und verlinkte sein Cameo-Profil.
Allerdings war am Dienstagnachmittag auf Cameo zu lesen, dass das Konto "vorübergehend" nicht mehr für Videobotschaften zur Verfügung stehe. Die Beispielvideos aber sind noch zu sehen: In einem Video entschuldigt er sich mit fröhlichem Lächeln dafür, dass er jetzt nicht mehr im Repräsentantenhaus tätig sei.
Sein Rausschmiss war historisch. Durch seine Lügen hatte er sich so weit ins Aus befördert, dass nach monatelanger Farce die Kolleg:innen beider Seiten Santos aus dem Repräsentantenhaus verstießen. Offenbar hatte selbst die Partei von Dauerlügner Donald Trump die Nase voll von George Santos.
105 Republikaner:innen – das ist fast die Hälfte der Fraktion – votierten mit 206 Demokrat:innen für den Ausschluss des Abgeordneten. In der 234-jährigen Geschichte der Kammer ist es die erste Verbannung, die nicht "Untreue an der Nation" oder eine rechtskräftige Verurteilung involvierte.
Auch sein Abgang ließ sich sehen. Noch bevor alle Stimmen ausgezählt wurden, hatte er den Raum verlassen. "Wieso würde ich hierbleiben wollen?", sagte er, den Mantel melodramatisch um die Schulten geworfen. Und: "Zur Hölle mit diesem Ort."