Mehrere Wochen befanden sich viele Geiseln in der Gefangenschaft der Hamas. Die Terrororganisation hatte bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober zahlreiche Menschen entführt – darunter Kinder, Frauen und Senior:innen. Aktuell herrscht im Israel-Gaza-Krieg eine humanitäre Feuerpause – Hamas-Geiseln werden gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen ausgetauscht.
Die "Washington Post" erzählt nun die Geschichte einiger Geiseln. Ernährt hätten sich die Geiseln von Reis und Brot, geschlafen auf Stühlen und Bänken.
Die meisten der befreiten Geiseln würden in Krankenhäusern fernab der Medienaufmerksamkeit behandelt, heißt es in dem Artikel. Viele Informationen über die Geiselhaft seien noch nicht bekannt. Psycholog:innen warnten allerdings davor, frisch entlassene Geiseln nach Informationen zu drängen – denn das könne retraumatisierend wirken.
Einige der Geiseln hätten, laut Itai Pessach, Direktor des Safra-Kinderkrankenhauses des Sheba Medical Centers, beschlossen, länger im Krankenhaus zu bleiben. "Wir sind auch mit sehr schwierigen, schmerzhaften und komplexen Geschichten über die Gefangenschaft konfrontiert. Trotz des optimistischen Eindrucks war die Zeit der Gefangenschaft schwierig und komplex, und es wird einige Zeit dauern, bis die Wunden heilen", zitiert ihn die "Washington Post".
Die Familien mehrerer Geiseln gaben außerdem bekannt, dass ihre Angehörigen es bisher noch nicht verstanden hätten, wie sehr ihre Fälle die Welt bewegt hätten. Darunter beispielsweise Adar und Keren Munder.
Ihre Verwandten berichten bei einer Online-Pressekonferenz, dass das Paar abgemagert zurückgekommen sei. Geschlafen hätten sie auf zusammengebundenen Stühlen. Für den Klogang hätten sie an der Tür klopfen müssen, um die Aufmerksamkeit der Entführer zu erlangen – teilweise hätten sie mehrere Stunden warten müssen. Festgehalten worden, seien sie über und unter der Erde. Zeitweise seien sie von bewaffneten Hamas-Terroristen bewacht worden, manchmal sei das aber auch nicht klar gewesen.
Auch der 9-jährige Sohn der Munders sei in Gefangenschaft gewesen – dort hatte er sogar seinen Geburtstag verbracht. Er soll sogar ein Tagebuch geführt haben, das er allerdings bei seiner Befreiung in Gaza zurückgelassen hatte.
Dennoch, heißt es in dem Bericht, seien die meisten der Geiseln in einem stabilen körperlichen Zustand zurückgekommen. Eyal Nouri berichtete bei der "Times of Israel", dass seine Tante Adina Moshe sich erst einmal wieder an das Sonnenlicht gewöhnen musste. Während ihrer Geiselhaft sei sie wochenlang in Dunkelheit eingesperrt gewesen.
Die Tante der israelisch-russischen Geisel Roni Kriboy berichtete in einem Radiointerview mit dem Sender Kan, dass es ihrem Neffen bei einem Luftangriff gelungen sei, seinen Geiselnehmern zu entkommen. Einige Tage habe er sich verstecken können, meint sie, dann aber hätten ihn Zivilist:innen aus Gaza aufgegriffen und zurück zu den Terroristen gebracht.
All die Informationen durch Familienangehörige deuteten darauf hin, dass die Geiseln separiert voneinander gefangen gehalten wurden, schlussfolgert die "Washington Post". Wie viele Geiseln noch am Leben sind, ist bislang unklar. Die Hamas behauptet, einige seien bei israelischen Luftangriffen getötet worden. Unabhängig überprüfen lässt sich diese Angabe allerdings nicht. Vermisst werden wohl nach wie vor mehr als 150 Menschen.