Seit Silvester 1999 ist Wladimir Putin Chef der russischen Föderation. Bild: Pool Sputnik Kremlin / Pavel Bednyakov
International
Seit der Jahrtausendwende leitet Wladimir Putin die Geschicke seines Landes. Die meiste Zeit als Präsident Russlands, zwischenzeitlich als Ministerpräsident. Im kommenden Frühjahr wird in Russland wieder gewählt. Und somit wird auch Putins nächste Amtszeit anbrechen. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow erklärte bei der "New York Times":
"Unsere Präsidentschaftswahlen sind keine wirkliche Demokratie, sondern eine kostspielige Bürokratie. Herr Putin wird nächstes Jahr mit mehr als 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt werden."
Unbeliebt gemacht hat sich Putin anscheinend bisher nur mit den Teilmobilisierungen seines Volks. Denis Volkov, der Direktor des Levada-Zentrums, beschreibt das Phänomen bei der US-Zeitung: "Wir erlebten über Nacht den größten Rückgang der Unterstützung für Herrn Putin in den letzten 30 Jahren." Plötzlich sei der Krieg da gewesen.
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Sorgen muss sich Putin um seine Wiederwahl wohl aktuell eher nicht machen. Trotzdem, so erscheint es, bereiten sich zumindest Teile in Russland auf ein Leben nach dem ewigen Präsidenten vor. Kein Wunder, schließlich wird er Anfang Oktober 71 Jahre alt. Zudem gibt es immer wieder ein Raunen, sein Gesundheitszustand sei kritisch.
Mit einer Umfrage soll das Russische Zentrum für Meinungsforschung nun anscheinend abklopfen, wie sich die Russ:innen ihr Land nach Putin vorstellen.
Putin darf rechtlich bis 2036 Präsident bleiben
Im Grunde dürfte Putin nicht noch einmal wiedergewählt werden. So sah es zumindest die Verfassung vor – bis der russische Machthaber sie 2020 änderte. All seine vorherigen Amtszeiten wurden offiziell gestrichen und nun darf er theoretisch bis 2036 an Russlands Spitze stehen. Vorausgesetzt, er wird so oft wiedergewählt – und lebt auch bis dahin. Denn 2036 würde Putin 84 Jahre alt.
Bisher hat der amtierende Präsident auch noch nicht bestätigt, dass er tatsächlich noch einmal antreten möchte. Es wird erwartet, dass er seine Kandidatur erst bekannt gibt, wenn die Wahl offiziell angekündigt wird.
Wie die US-Zeitung "Newsweek" berichtet, soll das Russische Zentrum für Meinungsforschung bei den Russ:innen in der Umfrage nachfragen, ob Putins Rücktritt "die Situation im Land verbessern, verschlechtern oder nicht verändern würde" und "könnte jemand Putin als Präsidenten ersetzen? Wenn ja, wer genau?".
Die Zeitung beruft sich dabei auf Abbas Gallyamov, den früheren Redenschreiber Putins, der heute in Israel im Exil lebt. Er habe durch Follower:innen seines Telegram-Kanals von den Umfragen erfahren, meint er. Es sei das erste Mal, dass solche Fragen tatsächlich in der Öffentlichkeit diskutiert würden. Was diese Fragen für die Zukunft bedeuten könnten?
Gallyamov präsentiert seine Theorie dazu auf Telegram. So könne der Kreml die Umfrage nutzen, um eine Show abzuziehen, zitiert ihn "Newsweek". So könnte Putin erklären, nicht zur Wahl anzutreten, um sich dann durch einen – womöglich inszenierten Aufschrei – doch noch überreden zu lassen.
Es könnte aber wohl auch bedeuten, dass Putin darüber nachdenkt, "Operation Nachfolger" zu starten. Gleichzeitig könnte Putin aber auch darüber nachdenken, jene, die seiner eigenen Macht zu nahe kommen, zu töten.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist einer der beliebtesten Politiker Deutschlands. Ganz anders als sein Chef, Bundeskanzler Olaf Scholz. Der will trotzdem Kanzlerkandidat seiner Partei werden.