Bei dem Angriff auf die Konsularabteilung in der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden am Montag zwei ranghohe Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht inzwischen von elf Toten. Unabhängig überprüft werden können diese Angaben derzeit nicht.
Der Brigadegeneral Mohammed Resa Sahedi und sein Stellvertreter Mohammed Hadi Hadsch Rahimi gehörten den Al-Kuds-Brigaden an. Sie sind eine Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, die für Auslandseinsätze zuständig ist. Medienberichten zufolge soll zudem ein dritter Kommandeur, General Hossein Aman Allahi, getötet worden sein.
Israels Regierung äußerte sich zunächst nicht. Auch Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei sowie Präsident Ebrahim Raisi blieben erstmal still. Ihre Reaktion auf den Luftangriff wurde mit Spannung, aber auch Sorge erwartet.
Am Dienstagmittag ließ Ajatollah Ali Chamenei dann mitteilen: "Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden. Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will."
Indes hatte sich auch Irans Außenministerium zu der Attacke geäußert und sie scharf verurteilt: "Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Experten äußerten bereits die Sorge, dass einige im Iran den Angriff als Kriegserklärung werten könnten. Wie und ob Irans Staatsmacht reagiert, ist jedoch völlig offen.
Der Angriff soll sich laut einem Bericht der "New York Times" gegen ein Geheimtreffen iranischer Geheimdienstmitarbeiter mit Vertretern palästinensischer Terrororganisationen gerichtet haben. Die Tötung der Generäle wird der israelischen Armee zugeschrieben.
Gezielte Tötungen hat es bereits in der Vergangenheit gegeben. Die größten Kreise hat dabei wohl die Tötung des Al-Kuds-Kommandeurs Kassem Soleimani im Januar 2020 in Bagdad gezogen. Allerdings wurde der Drohnenangriff, der Soleimani tötete, von den USA unter der damaligen Präsidentschafts Donald Trumps, ausgeführt.
Nach den Angaben des iranischen Botschafters in Syrien, Hossein Akbari, sei der Angriff mit israelischen F-35-Kampfjets ausgeführt worden. Dem syrischen Verteidigungsministerium zufolge ging der Beschuss von den von Israel besetzten Golanhöhen aus. Der iranische Außenminister Hossein Amir-Abdollahian rief die internationale Gemeinschaft laut einer Erklärung aus Teheran zu einer "ernsthaften Reaktion" auf die "kriminellen Handlungen" Israels auf.
Noch am Montagabend gingen in Teheran Regimeanhänger:innen auf die Straße, verbrannten israelische und US-amerikanische Flaggen und riefen Augenzeugen zufolge unter anderem "Tod Amerika" und "Tod Israel".
Das israelische Militär wollte keine offizielle Stellungnahme zu dem Angriff abgeben. Allerdings dürfte dieser laut einem Bericht der "New York Times" tatsächlich von der israelischen Luftwaffe ausgegangen sein. Darin beruft sich die Zeitung auf vier israelische Vertreter, die anonym bleiben wollten.
Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, sagte bei CNN, dass es sich laut den israelischen Geheimdienstinformationen "nicht um ein Konsulat und nicht um eine Botschaft" gehandelt hat, sondern um ein "als ziviles Gebäude in Damaskus getarntes militärisches Gebäude der Al-Kuds-Brigaden".
Die genauen Hintergründe des Angriffs sind nicht unabhängig überprüfbar. Die "Zeit" zitiert den israelischen Politikjournalisten Amos Harel mit den Worten: "Für den Iran wird der Preis für seine Verwicklung in Angriffe gegen Israel durch seine Verbündeten höher." Der Angriff in Syrien sei laut Einschätzung des Journalisten eine "kalkulierte Botschaft" Israels.
Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Jahr 2011 haben die israelischen Streitkräfte dort zahlreiche Luftangriffe ausgeführt. Sie zielen auf vom Iran unterstützte Gruppen wie die Hisbollah-Miliz sowie auf syrische Stellungen ab, um zu verhindern, dass diese ihren Einfluss auf Syrien ausweiten.
Die Angriffe haben seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der mit der Hisbollah verbündeten Terrororganisation Hamas am 7. Oktober zugenommen. Seitdem ist auch die Angst vor einer Eskalation des Konflikts zwischen den Erzfeinden Israel und Iran gestiegen.
Bereits im Oktober sagte Nahostexperte Markus Kaim von der Stiftung Wissenschaft und Politik bei tagesschau 24, dass es eine berechtigte Befürchtung sei, dass der Iran in irgendeiner Form in den Konflikt zwischen Israel und der Hamas eingreift. Allerdings würde das iranische Regime eine offene Konfrontation mit Israel vermeiden. Teheran würde eher auf seine Stellvertreter, wie die Hisbollah zurückgreifen.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon kündigte nun "Strafe und Rache" für Israel wegen des Angriffs an. Der Angriff in Damaskus war bereits der fünfte Angriff binnen acht Tagen auf das eng mit dem Iran verbündete Syrien. Die Regierung in Teheran ist eine der wichtigsten Unterstützerinnen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.
(Mit Material von dpa und afp)