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Gaza-Krieg: Traumata und Suizide unter israelischen Soldaten steigen

Palestinian-Israeli conflict in Nablus, Palestine - 30 Jul 2025 Israeli soldiers take positions during a raid on the Askar refugee camp east of Nablus. Israeli forces raided and searched Palestinian h ...
Israelische Soldaten sind großen psychischen Belastungen ausgesetzt. (Archivbild)Bild: imago images / Nasser Ishtayeh
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Gaza-Krieg: Israelische Organisation berichtet von Traumata der Soldaten

Der Gaza-Krieg hinterlässt Trümmer und viele Todesopfer in der Region. Für viele israelische Soldaten bedeutet er teils traumatische Erfahrungen. Hören will das in Israel aber kaum jemand.
03.08.2025, 14:4803.08.2025, 14:48
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Seit Beginn des Gaza-Kriegs steht Israels Vorgehen zunehmend im Zentrum internationaler Kritik. War die Solidarität nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober anfangs auf der Seite Israels, stellen sich viele im In- und Ausland mittlerweile gegen die israelische Regierung.

Die Bilder der Zerstörung, die Berichte über zivile Opfer und die humanitäre Lage im Gazastreifen werfen Fragen über die Verhältnismäßigkeit der militärischen Einsätze auf. Auch für Mitglieder der israelischen Armee wird die Situation offenbar immer schwerer zu ertragen.

"Break the silence" macht Verbrechen der israelischen Armee öffentlich

"In den letzten 21 Monaten haben sich deutlich mehr Soldaten an uns gewandt als im Durchschnitt zuvor", bestätigt Joel Carmel. Er ist Sprecher der Nichtregierungs-Organisation "Breaking the Silence". Diese setzt sich für mehr Aufklärung über die israelische Besatzung im Westjordanland ein und beruft sich dabei größtenteils auch auf Berichte von israelischen Soldaten.

Besonders eindrücklich schildern diese laut Carmel die Erlebnisse aus den sogenannten No-Go-Zonen im Gazastreifen. "Soldaten haben uns berichtet, dass sie den Befehl erhalten haben, jeden Mann im Kampfalter, der sich in diesen Zonen aufhält, zu erschießen", erklärt er im Gespräch mit der "Berliner Zeitung". Durch diese eher schwammige Definition komme es häufig zu Fehleinschätzungen und in der Folge zu unschuldigen Todesopfern.

Zudem hatte die israelische Armee eigentlich sensible Orte wie Krankenhäuser definiert, um diese aus den Kampfhandlungen auszuschließen. Im Laufe des Krieges wurden diese laut "Break the Silence" aber offenbar gelockert, sodass auch Angriffe auf medizinische Einrichtungen in Gaza kein Tabu mehr zu sein scheinen.

Für die Soldaten vor Ort ist das zum Teil eine extreme psychische Belastung. "Viele von ihnen sind traumatisiert, weil sie sehr Schlimmes gesehen oder selbst getan haben", berichtet Carmel, der selbst längere Zeit für die israelische Armee gedient hatte. Immer wieder wurde ihm zuletzt von Suizidversuchen innerhalb der Truppe berichtet.

Israelische Soldaten häufig Opfer von gesellschaftlicher Ächtung

"Die Erschöpfung ist immens und ein Ende ist nicht in Sicht", betont er. Noch schwieriger ist in diesem Zusammenhang, dass die Betroffenen kaum Möglichkeiten haben, sich öffentlich über die belastenden Erfahrungen zu äußern. In der Gesellschaft gelten sie dann schnell als unpatriotisch.

"Diejenigen, die das tun, werden gesellschaftlich geächtet und von der Regierung angegriffen", bestätigt der "Break the Silence"-Sprecher. Die Aussagen der Soldaten veröffentlicht die Organisation deshalb stets anonym.

Hintergrund ist der hohe gesellschaftliche Stellenwert, den die Armee noch immer genießt. Wohl auch aus diesem Grund dürfen die Verantwortlichen der NGO per Gesetz nicht mit Schüler:innen unter 18 Jahren über ihre Arbeit und die Berichte der Soldaten sprechen.

Weitere Vorgaben zu Einschränkungen entsprechender Organisationen sind laut Carmel in Planung. Dennoch ist es ihm wichtig zu betonen, auf welchem Level die Belastung der Soldaten und seiner Organisation im Vergleich steht.

"Wir sind nicht die Opfer. Wir zahlen nur einen Preis. Die wahren Opfer sind die Palästinenser", betont er.

Seit dem 7. Oktober 2023 sind im Gaza-Streifen laut offiziellen Angaben der UN mindestens 60.000 Menschen getötet worden. Im selben Zeitraum kamen gut 450 Soldaten der israelischen Verteidigungskräfte ums Leben.

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