Im Ukraine-Krieg haben sich Drohnen als die gefährlichste Waffe entwickelt. Sie sind mit Kameras oder GPS ausgestattet, lassen sich dadurch einfach navigieren und können ihr Ziel viel genauer ins Visier nehmen.
Die Abwehrsysteme können die Drohnen nur schwer abfangen: Sie sind klein und leise und können nur schwer oder aber zu spät gesichtet werden.
Es braucht also eine andere Lösung, um sich vor ihnen zu schützen. Eine ungewöhnliche Idee hatte dazu ein Tulpenhändler aus den Niederlanden: Er liefert ausrangierte Tulpennetze in die Ukraine an die Front, die russische Drohnen in der Luft stoppen sollen.
Zunächst wurden dazu offenbar Netze aus der Fischerei oder Landwirtschaft genutzt. Diese können Soldaten an der Front über ihre Stellungen oder Panzer spannen, berichtet der "Spiegel". Demnach beliefert aber kein Staat die Ukraine mit solchen Netzen.
Soldaten hätten also ehrenamtliche Helfer:innen in ganz Europa darum gebeten, berichtet Arno Klijbroek dem Magazin. Er engagiert sich bei der Stiftung "De Leeuw Kyiv" und dem Verein "Heaven’s Shield", die alte Fischernetze suchen, zum Beispiel in niederländischen Häfen oder Recyclinganlagen.
Doch inzwischen finden sie kaum noch Fischernetze.
Es musste also eine Alternative her. Klijbroek ist auch Tulpengroßhändler – das brachte ihn auf die Idee, dass sich auch Tulpennetze für den Einsatz im Kriegsgebiet eignen könnten. "Deshalb habe ich angefangen, in meiner Branche herumzufragen", sagt Klijbroek.
Diese können von den Soldaten genauso genutzt werden, "und sie liegen überall in den Niederlanden herum", berichtet er. Mehr als 20 Jahre beliefert er die Ukraine bereits mit Tulpen. Inzwischen auch mit Tulpennetzen.
Der Einsatz von Ehrenamtlichen wie Klijbroek wird dringend gebraucht. "Wir brauchen mehr Netze als je zuvor", sagt Wolodymyr Dehtjarow, Presseoffizier der Khartiaa-Brigade, dem "Spiegel" am Telefon.
Er schildert, dass seine Truppe inzwischen bei dem Geräusch einer leise surrenden Drohne alarmierter seien, als bei Artilleriefeuer. Bei diesem sei es ein "Glücksspiel", ob ein Soldat getroffen werde. "Bei einer Drohne aber sitzt auf der anderen Seite des Kabels ein Mensch, der dich jagt."
Mittlerweile müssten sie ihr gesamten Versorgungswege mit den Netzen vor Drohnenangriffen schützen. Eine kilometerlange Strecke. Auch die von Arno Klijbroek gesammelten Tulpennetze sind darunter.