Die Wagner-Söldner sollen für mehrere Kriegsverbrechen verantwortlich sein.Bild: imago images / Valentin Sprinchak
International
Triggerwarnung: Im folgenden Text werden Gewalthandlungen geschildert, die belastend und retraumatisierend sein können.
"Granaten durch das Fenster, Granaten durch die Tür, und dann geht ihr rein und erledigt es" – so soll einer der Befehle des ehemaligen Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin gelautet haben.
Das behauptet der ehemalige Söldner Maksim Zelenow im Gespräch mit der russischen Menschenrechtsorganisation "Gulagu". Das, was er erlebt und getan hat, offenbart erneut die brutale, menschenverachtende Vorgehensweise der Wagneriten unter ihrem verstorbenen Chef Prigoschin.
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update!
Hier findest du unseren
Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne
hier auch auf Instagram.
Wagner-Söldner mit "Säuberungen" ukrainischer Dörfer
Laut "Gulagu" war Zelenow Polizist in Russland. Wegen Mordes saß er im Gefängnis, aber der Kreml-Chef Wladimir Putin holte ihn Mitte November 2022 raus, damit er sich den Wagner-Söldnern anschließen konnte.
"Ich habe viele Menschen während der Säuberung getötet."
Ex-Wagner-Kämpfer Maksim Zelenow
Nun erzählt er, wie Russland während der Offensive in den ukrainischen Dörfern bei Bachmut und Soledar einen Massenmord an der Zivilbevölkerung verübt haben soll. Er selbst spricht von "Säuberung".
"Am 23. November 2022 verließen wir Irkutsk. Wir fuhren in 19 Gefängnistransportern. Insgesamt waren wir 500 Leute von zwei Camps", sagt er in einem Videogespräch mit Wladimir Osechkin, Gründer von "Gulagu". Sie sollten offenbar die "Drecksarbeit" für die russische Armee erledigen. Der ehemalige Wagner-Kämpfer beschreibt die Gräueltaten in einem ukrainischen Dorf beinahe emotionslos.
Wagner-Söldner machten kein Halt vor Kindern
Der Befehl sei gewesen, Granaten durch Fenster und Türen zu schmeißen, ins Haus zu stürmen und zu schießen, sagt er. "Dann ging es weiter." Er zieht an seiner Zigarette, müde Augen blicken ins Leere. Auf die Frage, wer diesen Befehl gab, antwortet der Mann: "Prigoschin höchstpersönlich."
Der ehemalige Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin mit zwei seiner Söldner in Bachmut. Bild: imago images/itar-tass
"Ich habe viele Menschen während der Säuberung getötet", gibt er zu. Es sei ein großes Dorf mit vielen Zivilist:innen gewesen. "Wir haben einfach jeden getötet", sagt er. Es sei egal gewesen, ob es Kinder waren. An den Namen des Ortes könne er sich nicht mehr erinnern. Auch das sei ihm egal. Doch sein Gesprächspartner lässt nicht locker. Auf die Frage, welche Stadt in der Nähe gewesen sei, antwortet der Russe Soledar.
Die Säuberung des Dorfes habe während der Schlacht um Soledar in der Region Donezk stattgefunden. Nachdem das Gebiet "gesäubert" worden war, soll die russische Armee eingerückt sein. Doch anscheinend wurde das Morden dem Wagner-Söldner doch zu viel.
Maksim sei aus dem Wagner-Lager geflohen und versteckte sich mehr als acht Monate lang. Jetzt, nach Prigoschins Tod, habe er den Mut, über die Kriegsverbrechen zu sprechen, schreibt Anton Gerashchenko, Berater des ukrainischen Innenministeriums. Auf X, ehemals Twitter, teilt er einen Ausschnitt des Interviews mit dem Ex-Wagner-Söldner.
Die Gruppe-Wagner spielte eine Schlüsselrolle bei Russlands Invasion in der Ukraine – vor allem bei dem blutigen Kampf um die Stadt Bachmut. Aber auch in Ländern wie Syrien, Libyen und Mali sind sie aktiv. Dabei sind die Söldner für ihre Brutalität berüchtigt.
Die britische Regierung kündigte bereits an, sie als terroristische Vereinigung verbieten zu wollen. Das heißt, dann wäre es illegal, Mitglied der Organisation zu sein oder sie zu unterstützen. In der Vergangenheit hat die russische Privatarmee wohl auch versucht, auch in Polen und Lettland Männer zu rekrutieren.
Seit der Meuterei gegen den Kreml und dem Tod der gesamten Wagner-Führung ist die Zukunft der Truppe aktuell allerdings ungewiss.
Die militärische Zusammenarbeit zwischen Russland und dem abgeschotteten Nordkorea hat sich offenbar intensiviert. Erst am 4. November besuchte Nordkoreas Außenministerin Choe Son Hui Moskau. Dabei traf sie sich mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow und unterstrich die Zusammenarbeit.