Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny soll einem Magazinbericht zufolge mit einer neuartigen Variante des Nervenkampfstoffes Nowitschok vergiftet worden sein. Es soll sich um eine "härtere" Form als die bislang bekannten gehandelt haben, berichtete der "Spiegel". Das Magazin berief sich auf eine geheime Unterrichtung durch den Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl. Weitere Angaben dazu machte der "Spiegel" nicht.
Der BND wollte zu dem Bericht auf Anfrage keine Stellung nehmen. "Zu etwaigen Erkenntnissen äußert sich der Bundesnachrichtendienst ausschließlich gegenüber der Bundesregierung und den zuständigen geheim tagenden Gremien des Deutschen Bundestages", hieß es lediglich.
Der "Spiegel" berichtete zudem, dass die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bereits frühzeitig in die Analyse des Nervengifts einbezogen gewesen sein soll. Eine Delegation der OPCW soll am Wochenende zu Besuch in der Berliner Charite gewesen sein, wo Nawalny behandelt wird. Wegen der Komplexität des Giftes gehe man in der Bundesregierung davon aus, dass der Befehl für den Anschlag in der Hierarchie des russischen Staatsapparates weit oben gegeben worden sein müsse.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bekanntgegeben, dass ein Speziallabor der Bundeswehr "zweifelsfrei" festgestellt habe, dass Nawalny mit einem chemischen Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Russische Ärzte hatten dagegen erklärt, sie hätten keine Hinweise auf eine Vergiftung gefunden.
Nawalny war am 20. August auf einem inner-russischen Flug kollabiert. Nach einer Notlandung wurde er zunächst in einer Klinik im sibirischen Omsk behandelt, bevor er am 22. August nach Deutschland ausgeflogen wurde. Mit einem Gift der Nowitschok-Gruppe, das in der Sowjetunion entwickelt wurde, war bereits der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal 2018 in Großbritannien vergiftet worden.
(hau/rt)