Das Konzentrationslager Auschwitz steht besonders für die Gräueltaten der Nazis. Rund 1,1 Millionen Menschen – vor allem jüdischen Glaubens – wurden dort ermordet. Das KZ ist heute eine Gedenkstätte, die jährlich von knapp 1,3 Millionen Menschen besucht wird.
Immer wieder kommt es bei diesen Besuchen zu verstörenden Szenen. Erst kürzlich sollen mehrere Schüler:innen bei einer Bildungsreise Fotos gemacht haben, auf denen sie sich vor der Gedenkstätte mit Hitlergruß präsentieren. Doch seit neustem sorgen nicht nur Geschichtsvergessene und Rechte für Ärger und Frust. Sondern auch eine Einrichtung, die normalerweise Freude verbreitet.
Konkret geht es bei dem Ärger um einen Kiosk nahe der Gedenkstätte. Dort werden Eis und Waffeln verkauft, mit Blick auf das Haupttor des Vernichtungslagers und die berüchtigten Bahngleise. Auch ein mobiles WC-Häuschen wurde dort von dem privaten Anbieter aufgestellt. Den Betreiber:innen der Gedenkstätte ist diese Vergnügungsgastronomie ein Dorn im Auge.
Bartosz Bartyzel, Sprecher der Gedenkstätte, nennt das Kiosk im Gespräch mit der Nachrichtenagentur PAP eine "Geschmacklosigkeit" und "ein Zeichen von mangelndem Respekt an einem besonderen historischen Ort". In der Gedenkstätte selbst sind Essen und Telefonieren verboten, die Besuchenden sind außerdem dazu angehalten, sich angemessen zu verhalten.
"Wir vertrauen darauf, dass die zuständigen Behörden sich um dieses peinliche Problem kümmern", meint Bartyzel weiter. Ganz so einfach dürfte das Problem aber nicht zu lösen sein – auch nicht für die polnischen Behörden.
Die Museumsleitung ist nur für das Gelände unmittelbar um die Gedenkstätte herum verantwortlich. Der Kiosk samt Toilettenhäuschen allerdings befindet sich rund 250 Meter von der Anlage entfernt auf einem Privatgrundstück.
Und der Besitzer des Geländes soll laut Stadtverwaltung von Oświęcim einen Vertrag mit dem Kioskbetreiber geschlossen haben. "Wir prüfen jetzt aber, ob der Kiosk überhaupt an dieser Stelle betrieben werden darf. Der örtliche Bebauungsplan bedarf nämlich der Zustimmung des Provinzgouverneurs", erklärt der Sprecher der Stadtverwaltung gegenüber PAP.
Übrigens: Nicht nur die Gedenkstättenleitung bewertet die mobile Eisdiele als geschmacklos, sondern auch Anwohner:innen der umliegenden Ortschaften. Die "Gazeta Krakowska" zitiert einen Anwohner: Der Eisstand sei eine Respektlosigkeit gegenüber der Toten, denn Auschwitz sei "der größte Friedhof der Welt".