Der Konflikt um die Region Bergkarabach spitzt sich immer wieder zu.Bild: imago images/ tass/Alexander Patrin/Sipa
International
27.09.2023, 17:3327.09.2023, 17:42
Immer wieder spitzt sich die Lage in der Kaukasus-Region Bergkarabach zu. Erst Mitte September hatte Aserbaidschan mit kurzen heftigen Angriffen die Regierung der international nicht anerkannten Republik Arzach (Bergkarabach) zur Aufgabe gezwungen und die Region erobert. Seither hat eine Massenflucht der dortigen Bevölkerung eingesetzt. Satellitenaufnahmen zeigen lange Autoschlangen.
Mehr als 50.000 Menschen sind inzwischen aus der von Aserbaidschan zurückeroberten Region nach Armenien geflohen. Dies teilte die Pressesekretärin des armenischen Regierungschefs Nikol Paschinjan mit. In der Ortschaft Kornidsor sei ein Auffanglager eingerichtet worden. Die armenische Regierung hat versprochen, allen Flüchtlingen eine Unterkunft zu besorgen.
Zahlreiche Menschen sind nach dem Kurzkrieg auf der Flucht.Bild: PHOTOLURE/AP / Stepan Poghosyan
Schon die Flucht aus der Region verlief nicht ohne Tragödien. Bei der Explosion eines Treibstofflagers, an dem Autos für die Flucht getankt wurden, sollen 68 Menschen gestorben sein, 290 verletzt. Nach Angaben aus Eriwan, der armenischen Hauptstadt, sollen 237 Verletzte bereits nach Armenien gebracht worden sein. Auch Aserbaidschan hat Hilfe angeboten – eine Reaktion aus der betroffenen Region auf das Angebot gab es aber wohl nicht.
Experte schließt weitere Eskalation nicht aus
Die Regierung des Staates hat außerdem Angaben zu den eigenen Verlusten im Kurzkrieg gemacht: Demnach sind 192 aserbaidschanische Soldaten gefallen, weitere 511 wurden verletzt. Inwiefern die Zahlen glaubwürdig sind, lässt sich aus Sicht von Stephan Malerius nicht ohne weiteres sagen. Er ist Leiter des Regionalprogramms Politischer Dialog Südkaukasus bei der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update!
Hier findest du unseren
Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne
hier auch auf Instagram.
Auf watson-Anfrage erklärt Malerius, die Lage könne sich noch immer weiter verschärfen. In der letzten Septemberwoche sei der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan zu Besuch in der aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan gewesen. Auch der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew war vor Ort. Er will einen Landkorridor zwischen Aserbaidschan und der Enklave errichten. Das Problem: Die Strecke würde über armenisches Territorium verlaufen.
Malerius führt aus:
"Armenien lehnt es ab, dass dieser Korridor einen exterritorialen Status bekommt und besteht auf Grenz- und Zollkontrollen einer einzurichtenden Straßen- und Zugverbindung zwischen Aserbaidschan und Nachitschewan."
Allijew habe außerdem davon gesprochen, dass die Einrichtung des Korridors eine logische Fortsetzung für die Einnahme Bergkarabachs sei – aus Sicht von Allijew sind die Armenier:innen, die in der umstrittenen Region gewohnt haben, "Terroristen". Alle anderen ethnischen Armenier:innen, erklärte der Präsident bei dem Besuch in Nachitschewan, würden als normale Bürger:innen Aserbaidschans integriert werden. Eine weitere Eskalation ist aus Sicht des Experten deshalb nicht auszuschließen.
Für Europa bedeutet das eine schwierige Situation. Malerius sagt: "Europa ist an einer stabilen Situation im Südkaukasus, an einer engeren Bindung Armeniens an die EU und an einer Einhegung des autoritären Aserbaidschans interessiert." Durch die Schwächung Russlands – der eigentlichen Schutzmacht Armeniens – wegen des Ukrainekriegs sei im Südkaukasus ein "(Macht)vakuum" entstanden. Ausgefüllt wird das aktuell durch die Türkei. "Europa darf aber die Region nicht vollständig der Türkei überlassen", stellt der Experte klar.
(Mit Material der dpa)
Im Oktober 2012 verwüstete der Hurrikan Sandy Teile der Küste der beiden Bundesstaaten New York und New Jersey. Wie das die Pflicht eines jeden Präsidenten ist, eilte Präsident Barack Obama umgehend in die betroffenen Gebiete, um die Unterstützung seiner Regierung zu versichern.