Retter:innen bergen in Saporischschja Opfer der russischen Luftangriffe. Bild: AP / Andriy Andriyenko
International
Rund 22 Monate nach Ausbruch des Krieges greift Russland die Ukraine schlimmer denn je an. Beim größten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn sind am Freitag mindestens 30 Menschen gestorben, mehr als 160 wurden teils schwer verletzt.
Während Russland behauptet, ausschließlich militärische Ziele angegriffen zu haben, sprechen die Bilder von der Attacke eine andere Sprache. Sie zeigen unter anderem eine zerstörte Shopping-Mall in Dnipro. EU-Chefdiplomat Josep Borrell schrieb bei X, dem früheren Twitter, von einem "weiteren feigen und wahllosen Angriff auf Schulen, eine Metrostation und ein Krankenhaus."
Die ukrainische Luftabwehr konnte zwar nach eigenen Angaben 87 Marschflugkörper und 27 Drohnen von insgesamt 158 von Russland abgefeuerten "Zielen" abschießen, einige fanden ihren Weg jedoch durch das Abwehrsystem – und brachten am Boden Tod und Zerstörung.
Es ist dabei vor allem ein Raketentyp, der der ukrainischen Luftabwehr Probleme bereitet. Tatsächlich konnte diese Spezialrakete noch kein einziges Mal abgefangen werden.
Ukraine: Bislang keine Antwort auf Ch-22-Raketen von Russland
Seit Russland seinen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet hat, haben die russischen Streitkräfte rund 300 Ch-22-Raketen auf das Nachbarland abgefeuert. Der Sprecher der Luftwaffe, Juri Ihnat, sagte jetzt am Freitag im ukrainischen Fernsehen, dass davon bislang keine abgefangen oder abgeschossen werden konnte.
So soll es auch einer modifizierten Version der Überschall-Rakete am Freitag gelungen sein, die ukrainische Luftabwehr zu überwinden. Luftwaffen-Sprecher Ihnat sagte: "Die Ch-22-Rakete fliegt mit einer Geschwindigkeit von viertausend Kilometern pro Stunde, sie erreicht ihr Ziel meist auf einer ballistischen Flugbahn, sodass besondere Mittel erforderlich sind, um sie abzufangen."
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Im Kampf gegen die Spezialrakete brauche man ein Luftabwehrsystem wie das Patriot. Deutschland hatte der Ukraine erst vor wenigen Tagen ein weiteres Patriot-Flugabwehrsystem geschickt. Auch die USA haben Kiew ein solches schon zur Verfügung gestellt.
Am Freitag sei mit der Ch-32 allerdings auch die modernisierte Version der Rakete von Russland eingesetzt worden, sagte Ihnat. Die russischen Streitkräfte hatten die Marschflugkörper dieses Typs bislang vorwiegend im Osten und Süden der Ukraine verwendet.
Flugabwehrsysteme vom Typ Patriot bei einer Militärübung in Polen. Bild: dpa / Soeren Stache
Ukraine-Krieg: Experten rechnen mit weiteren Großangriffen von Russland
Nach den beispiellosen russischen Luftschlägen gegen die Ukraine haben US-Expert:innen vor weiteren heftigen Angriffen gewarnt. "Russland wird weiter großangelegte Angriffe gegen die Ukraine durchführen, um die ukrainische Moral sowie die Fähigkeit der Ukraine, ihre Kriegsanstrengungen gegen Russland aufrechtzuerhalten, zu schwächen", heißt es im täglichen Bericht des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) vom Freitagabend.
Zugleich betonten die Analyst:innen, dass Russland nach fast zwei Jahren Angriffskrieg angesichts seiner Reserven und Produktionskapazitäten nicht in der Lage sein dürfte, regelmäßig in großem Umfang mit Raketen angreifen zu können, aber beständiger mit Drohnen.
In der SPD tobt derzeit die K-Frage, die Diskussion über den nächsten Kanzlerkandidaten. Kanzler Olaf Scholz zeigt sich entschlossen, erneut anzutreten. Doch die Umfragen sprechen eine andere Sprache, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.