International
Die Lira-Krise und die Verschärfung der
Beziehungen zu den USA könnte die Türkei nach Worten von
Finanzminister Berat Albayrak wieder näher an Europa rücken. Albayrak
sagte am Dienstag in Ankara, eine Vertiefung der Beziehungen zu
Europa und eine langfristige Kooperation sei die beste Antwort auf
die Bedrohung durch die USA.
Er fügte hinzu, dass Äußerungen beispielsweise von
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundeswirtschaftsminister Peter
Altmaier gezeigt hätten, wie "unfair und böswillig" es sei, was der
Türkei widerfahre. Albayrak betonte, die "Äußerungen des gesunden
Menschenverstandes" aus Europa seien wichtig. Sie stärkten das
Vertrauen der Türken in Europa.
Berat AlbayrakBild: AP
Die Lira hat sich inzwischen wieder etwas erholt. Am Nachmittag legte sie im Handel mit dem Dollar und mit dem Euro jeweils wieder kräftig zu, konnte aber nur einen kleinen Teil der jüngsten Kursverluste wettmachen.
Unterstützung für die Türkei kommt aus Russland, das die Politik der USA scharf kritisiert hat und ihnen "Schikane" vorwirft. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte in Ankara:
"Diese Politik darf nicht fortgesetzt werden. Wir sehen die Verschärfung von Sanktionen als nicht legitime Politik."
Sergej Lawrow
Die USA wollten den Ton in internationalen Angelegenheiten ohne Abstimmung mit anderen Staaten vorgeben. Beide Länder sind von neuen Sanktionen durch die USA betroffen.
Sergej LawrowBild: imago stock&people
Was war passiert?
- US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag angekündigt, einige Strafzölle gegen die Türkei zu verdoppeln.
- Die Lira, die seit Monaten schwächelt, ging daraufhin in den freien Fall.
- Hintergrund ist die Auseinandersetzung um das Schicksal des in der Türkei wegen Terrorvorwürfen festgehaltenen US-Pastors Andrew Brunson.
Albayrak ist der Schwiegersohn von Staatspräsident Recep Tayyip
Erdogan, der im September zu einem Staatsbesuch nach Deutschland
kommen soll. Noch im vergangenen Jahr war das deutsch-türkische
Verhältnis unter anderem wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher in
der Türkei zerrüttet gewesen.
Merkel hatte sich am Montag besorgt über die Lage in der Türkei
geäußert. Die EU profitiere von einer stabilen Wirtschaftslage in
ihrer Nachbarschaft. Sie sagte:
"Deutschland möchte jedenfalls eine wirtschaftlich prosperierende Türkei."
Angela Merkel
Altmaier hatte zuletzt die Wirtschaftspolitik der USA mit
Sanktionen und Strafzöllen kritisiert. "Dieser Handelskrieg
verlangsamt und zerstört Wirtschaftswachstum und produziert neue
Unsicherheiten", sagte er der "Bild am Sonntag" und ergänzte mit
Blick auf die Türkei: "Wir wollen, dass die Türkei ein stabiles und
demokratisches Land ist. Gute Wirtschaftsbeziehungen tragen dazu
bei."
(sg/dpa)
Nach dem Ampel-Aus war abzusehen, dass die Rot-Grüne Minderheitsregierung ohne ihren Ex-Partner FDP nicht mehr viele Projekte im Bundestag umsetzen kann. Denn auch die Union zeigte bei den meisten Themen wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.