Die Fronten im Ukraine-Krieg sind weiterhin verhärtet. Russland wirft dem Westen erneut hegemoniale Pläne vor. Wegen seiner Vormachtstellung stelle der Westen eine Gefahr für Russland dar. Die Klärung der Ukraine-Frage hängt für den Kreml also mit den internationalen Konflikten zusammen. Das bekräftigte Russland am Dienstag einmal mehr.
Unterdessen gehen die heftigen Gefechte weiter, unter anderem im Osten des Landes, besonders rund um die Stadt Bachmut. Dort liefern sich ukrainische und russische Truppen seit zehn Monaten erbitterte Kämpfe.
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Die Ukraine rüstet sich für eine erwartete Gegenoffensive gegen russische Truppen. Nun sind die Vorbereitungen nach Angaben des Verteidigungsministers Oleksij Resnikow fast abgeschlossen, wie er am Freitag mitteilte: "Die Vorbereitungen gehen ihrem Ende entgegen." Mit Blick auf die bevorstehende Frühjahrsoffensive betonte er, dass die Ukraine im weitesten Sinne bereit sei.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges vor über einem Jahr haben die Nato-Länder und ihre Partner der Ukraine bereits 230 Panzer, 1550 gepanzerte Fahrzeuge und erhebliche Mengen an Munition bereitgestellt. Laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bringt dies die Ukraine "in eine starke Position", um von Russland besetzte Gebiete zurückzuerobern.
Nach Angaben der Ukraine hat Russland erneut zivile Infrastruktur in verschiedenen Teilen des Landes mit Raketen angegriffen. In Uman, einer Stadt in der Region Tscherkassy, wurde ein Hochhaus getroffen und es gab massiven Schaden. Bilder und Videos zeigten die Auswirkungen des Angriffs. Der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, teilte mit, dass es Opfer gab. Nach Angaben der Behörden wurden drei Menschen getötet und acht weitere verletzt, obwohl anfangs von fünf Verletzten die Rede war.
In Dnipro wurden bei nächtlichem Beschuss eine Frau und ein drei Jahre altes Kind getötet, sagte der Bürgermeister Borys Filatow, ohne Details zu nennen.
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, gab bekannt, dass insgesamt 23 Raketen auf die Ukraine abgefeuert worden seien, von denen 21 abgeschossen wurden. Zwei Drohnen wurden ebenfalls abgeschossen. Die Angriffe sollen von russischen strategischen Flugzeugen des Typs Tupolew Tu-95 über dem Kaspischen Meer ausgeführt worden sein. Darüber hinaus wurden nach ukrainischen Militärangaben elf Marschflugkörper in der Nähe von Kiew abgefangen.
Seit Beginn der Mobilmachung in Russland im vergangenen Herbst sind mehr als 1000 Soldaten wegen Vergehen wie Fahnenflucht, unerlaubter Entfernung von der Truppe oder Befehlsverweigerung angeklagt worden. Dies berichtete unter anderem das unabhängige Nachrichtenportal Mediazona. Demnach sind bis zur letzten Aprilwoche 1064 Fälle bei Militärgerichten eingegangen. Die Strafen für solche Vergehen seien nach der Mobilmachung verschärft worden, heißt es demnach.
Besonders auffällig ist der rapide Anstieg von Verfahren gegen unwillige Mobilisierte seit Anfang März. Im März wurden demnach rund 400 solcher Fälle aufgerollt und die bisher vorliegenden Zahlen für April deuten auf ein ähnlich hohes Ergebnis hin. Über 90 Prozent der Fälle betreffen das unerlaubte Entfernen von der Truppe.
Obwohl nur ein kleiner Teil der Urteile zugänglich ist, berichtet das Portal, dass die Rekruten von den Gerichten zumeist zu Bewährungsstrafen verurteilt werden, was bedeutet, dass sie wieder an die Front zurückkehren können. "Das kann für viele Soldaten bedeuten, dass sie bei Missfallen des Vorgesetzten erneut bestraft werden", so Mediazona.
Laut Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg ist die Ukraine auch wegen der Waffenlieferungen des Westens gut darauf vorbereitet, die von Russland besetzten Gebiete im Osten des Landes zurückzuerobern. Die Nato-Staaten hätten fast alle versprochenen Fahrzeuge für den Einsatz geliefert.
Die 230 Panzer und mehr als 1.550 gepanzerten Fahrzeuge, die die Ukraine von Nato-Staaten erhalten habe, seien mehr als 98 Prozent der zugesagten Lieferungen. "Damit wird die Ukraine in eine starke Position versetzt, besetztes Territorium zurückzuerobern", sagte Jens Stoltenberg bei einem Treffen mit dem luxemburgischen Regierungschef Xavier Bettel in Brüssel.
Der russische Diktator Wladimir Putin war angeblich Ziel eines ukrainischen Kamikaze-Drohnenangriffs. Der ukrainische Aktivist Jurij Romanenko schrieb am Mittwoch bei Twitter, dass am Sonntag eine mit 17 Kilogramm Sprengstoff beladene ukrainische Drohne auf dem Weg zu einem Industriegelände war, welches der Kremlchef besuchen wollte. "Letzte Woche erhielten unsere Geheimdienstoffiziere Informationen über Putins Reise in den Industriepark in Rudnewo", schrieb Romanenko dazu.
Nach Angaben aus Moskau ist die Drohne etwa 50 Kilometer östlich der russischen Hauptstadt abgestürzt. Die Anlage in Rudnewo befindet sich etwa 17 Kilometer östlich von Moskau. "Putin, wir kommen näher", kündigte Romaneko an.
Der ukrainische und der chinesische Präsident haben miteinander telefoniert. Das verkündete Selenskyj am Mittwoch bei Twitter und schrieb dabei von einem langen und sinnvollen Gespräch. Xi verkündete danach, einen Sondergesandten in die Ukraine schicken zu wollen, der Gespräche mit allen Konfliktparteien führen werde.
China gilt als enger Verbündeter Russlands. Die Großmacht gibt dem Westen die Schuld an dem Krieg. Viele Expert:innen werfen China scheinheilige Friedensbemühungen im Ukraine-Krieg vor.
Zum Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl macht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij Russland schwere Vorwürfe. Demnach nutze der Kreml Atomkraftwerke, um die Welt damit zu "erpressen". Damit bezieht er sich etwa auf das Eindringen der russischen Truppen auf das Gelände in Tschernobyl. Dadurch habe Russland die Welt erneut in Gefahr gebracht, sagte er am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram. Denn: Am ersten Tag des Krieges in der Ukraine hatten russische Truppen das seit 2000 abgeschaltete Atomkraftwerk in Tschernobyl übernommen und einen Monat lang besetzt.
"Wir müssen alles dafür tun, den terroristischen Staat davon abzuhalten, Atomkraftwerke dazu zu nutzen, die Ukraine und die Welt zu erpressen", schrieb Selenskij weiter.
Immer wieder dringen russische Militärmaschinen in den Luftraum der Nato ein, nähern sich etwa über dem Baltikum. Aktionen wie diese sorgen dafür, dass Kampfjets des Bündnisses aufsteigen, um diese abzufangen.
Wie die Luftwaffe auf Twitter mitteilte, gab es nun erneut einen solchen Vorfall. Demnach wurden deutsche und britische Eurofighter alarmiert, um die drei russischen Militärflugzeuge zu identifizieren. Die Maschinen flogen offenbar ohne Transpondersignal, es handelte sich um zwei Militärmaschinen vom Typ SU-27 und eine IL-20. Dazu veröffentlichten sie Bilder der Russen-Flieger.
Doch warum stiegen Kampfjets der Bundeswehr auf?
Da Estland, Lettland und Litauen keine eigenen Kampfjets besitzen, aber Mitglieder der Nato sind, sichern Partner des Bündnisses seit 2004 den baltischen Luftraum im Nordosten Europas.
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(Mit Material von dpa und AFP)