Triggerwarnung: In folgendem Text geht es explizit um die Darstellung von Gewalt. Der Inhalt könnte traumatisierend sein.
Der Geruch von Blut, die Schreie von Kindern nach ihren Eltern, dazwischen immer wieder das Zischen von Raketen und das Warten auf den Aufprall. Angst und Ohnmacht. Das fühlen auch die Ärzt:innen, die im Gazastreifen gerade vor einer hoffnungslosen Aufgabe stehen: Menschenleben retten – ohne sauberes Wasser, Strom und Medikamente.
"Wir wissen nicht, was morgen sein wird und wohin wir gehen werden", sagt der Arzt Mohammed Abu Mughaiseeb. Er arbeitet vor Ort als stellvertretender medizinischer Koordinator für die größte unabhängige Organisation für medizinische Nothilfe "Ärzte ohne Grenzen". Er beschreibt die Lage in seinem Krankenhaus: "Es ist sehr gefährlich. Sie bombardieren den ganzen Tag. Es gibt keine humanitären Korridore."
In den medizinischen Einrichtungen herrscht großer Mangel und es gibt nur wenig Personal, um die überwältigende Zahl der Patient:innen stemmen zu können. "Die Medikamente werden immer knapper. In der Shifa-Verbrennungsstation gibt es nur einen Chirurgen und einen Anästhesisten. Es gibt überhaupt keine Krankenschwestern in dem Krankenhaus."
Er berichtet davon, dass man zwei Stunden nach trinkbarem Wasser suchen müsse. Es gebe zwar noch Lebensmittel, aber keinen Strom. Das Krankenhaus könne gerade noch so im Betrieb bleiben. Auch sein Kollege Ghassan Abu-Sitta gibt eine ähnlich schockierende Einschätzung der Lage vor Ort.
"Es ist absolut schrecklich. Die Leichen stapeln sich. Die Menschen haben zu viel Angst, ihre Toten zu begraben", sagt der Arzt über die Lage im Gazastreifen. Über den Trümmerhaufen steige ein Gestank von verwesten Leichen auf. Es sei unmöglich, alle Opfer unter den zerstörten Gebäuden zu bergen, meint er.
Im Indonesian Krankenhaus ist laut ihm das Leichenschauhaus bis zum Rand voll. Er habe Berge von leblosen Körpern, eingewickelt in Leichentüchern gesehen. Auch die Lage im Shifa Krankenhaus sei eine Katastrophe. Tausende Menschen strömen zum Krankenhaus, um Zuflucht zu suchen. Sie schlafen auf dem Boden zwischen den Patientenbetten. Die Menschen denken, das Krankenhaus sei der sicherste Ort.
Er berichtet von seinem Kollegen, mit dem er seit 2009 zusammenarbeitet. "Er wollte seine Schwester nach Hause begleiten, wo sich 30 seiner Familienangehörigen aufhielten", sagt Abu-Sitta. Sie alle überlebten die Nacht nicht.
Nach eigenen Angaben führen "Ärzte ohne Grenzen" seit mehr als 20 Jahren medizinische Programme im Gazastreifen durch und unterstützen damit ein Gesundheitssystem, dem es dringend an medizinischem Personal und Material fehlt.
Ärzte ohne Grenzen führe keine medizinischen Programme in Israel durch, das über ein starkes Notfall- und Gesundheitssystem verfügt, heißt es. "Da wir derzeit nur Programme in den palästinensischen Gebieten durchführen, beruht unsere Berichterstattung auf den direkten Erfahrungen unserer Patienten und Mitarbeiter vor Ort", schreibt die Organisation auf der Plattform Instagram.
Die radikal-sunnitische Hamas bringt mit ihrem kaltblutigen Angriff auf israelische Zivilist:innen – darunter auch Babys – den Terror auch in den Gazastreifen.
Die Hamas ist berüchtigt dafür, dass sie Orte wie Schulen, Krankenhäuser und Moscheen als militärische Einrichtungen nutzt. Sprich: Sie nutzt Palästinenser:innen als Schutzschild. Laut Expertenstimmen war es der Terrorgruppe bewusst, dass Israel sich für diese Angriffe brutal rächen würde. Sie nahmen demnach das Elend der Menschen, die sie angeblich vertreten, in Kauf.
Während sich Israel auf die angekündigte Bodenoffensive vorbereitet, um gegen die Hamas vorzugehen, versuchen die Menschen zu fliehen. Doch wohin? Ägypten wehrt sich bisher, Geflüchtete aufzunehmen.
Israel ruft die Zivilbevölkerung des Gazastreifens auf, sich in den Süden des Gebiets zu begeben. Die israelischen Streitkräfte warfen dazu Flugblätter auf Arabisch über dem Gebiet ab. Die Hamas fordert die Bewohner jedoch auf, an Ort und Stelle zu bleiben.
Es herrscht Chaos.
Die Vereinten Nationen erklären, dass die geforderte Versetzung von mehr als einer Millionen Menschen mit "katastrophalen Konsequenzen" einhergehen werden. Auch Israels Verbündete, die USA und die EU ordnen die Forderung als "unrealistisch" ein.
"Auch Kriege haben Regeln", sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres vor einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats in New York. Er fordert einen sofortigen humanitären Zugang zum Gazastreifen und fügte hinzu, dass die Situation in Gaza "einen gefährlichen neuen Tiefpunkt" erreicht habe und das Gesundheitssystem am Rande des Zusammenbruchs stehe.