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Supermarkt: Trump-Zölle könnten Preise senken – Ökonomin erklärt Effekt

President Donald Trump speaks during a ceremony to sign the "Halt All Lethal Trafficking of Fentanyl Act," in the East Room of the White House, Wednesday, July 16, 2025, in Washington. (AP P ...
Die US-Zölle und deren Androhung durch Donald Trump verunsichern die Wirtschaft weltweit.Bild: AP / Alex Brandon
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Trump-Zölle könnten Preise in Deutschland und Europa senken

Die USA drohen Europa mit 30-Prozent-Zöllen – und doch könnten deutsche Verbraucher:innen profitieren. Denn laut der Ökonomin Ulrike Malmendier dürfte ein solcher Handelskonflikt nicht nur den USA schaden, sondern in Europa paradoxerweise für sinkende Preise sorgen.
18.07.2025, 17:2418.07.2025, 17:24
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Was die US-Zölle anbelangt, zeigte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sich am Freitag optimistisch über eine baldige Einigung. Die Verhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union über die Einführung befinden sich nach seinen Aussagen "in der Schlussphase", sagte er bei seiner Sommer-Pressekonferenz in Berlin. Demnach sollten die Verhandlungen bis Mitte übernächster Woche abgeschlossen sein.

Sollte keine Einigung mit dem US-Präsidenten erzielt werden, drohen ab dem 1. August massive 30-Prozent-Zölle auf europäische Waren. Mit gravierenden Folgen für die Wirtschaft. Doch die renommierte Ökonomin Ulrike Malmendier sieht darin nicht nur Gefahr, sondern auch eine paradoxe Chance: sinkende Preise in Deutschland.

Durch Umleitung europäischer Exporte: Preise könnten sinken

In einem Interview mit dem "Spiegel" warnt Malmendier zunächst vor den volkswirtschaftlichen Folgen der US-Zollpolitik – allerdings vor allem für die Vereinigten Staaten selbst: "Zölle in dieser Höhe werden vor allem den USA schaden, weil sie zu Wohlstandsverlusten führen, das Wachstum abwürgen und die Inflation anheizen."

10.07.2025, Brasilien, Sao Paulo: Teilnehmer einer Demonstration gegen die von US-Präsident Trump gegen Brasilien angekündigten Zölle setzen ein Bildnis von Trump in Brand während einer Versammlung au ...
Die Zollstreitigkeiten durch Trump haben Menschen weltweit erzürnt, hier in Sao Paulo.Bild: dpa / Allison Sales

In den USA sei die Inflationsrate seit Trumps Amtsantritt gestiegen, von 2,4 auf 2,7 Prozent. Doch was bedeutet das für die Preise in Europa? Die Antwort ist eine klassische Reaktionskette der Globalökonomie.

Wenn europäische Exporte wegen Trumps Strafzöllen nicht mehr in die USA gelangen, müssen sie anderswo abgesetzt werden. Etwa auf dem europäischen Binnenmarkt: "Hier gäbe es dann mehr Angebot. Und damit sehr wahrscheinlich sinkende Preise." So beschreibt Malmendier das Prinzip von Angebot und Nachfrage, das mitten im politischen Säbelrasseln zum Tragen kommen könnte.

Besonders betroffen wären laut der Wirtschaftsexpertin exportstarke Branchen wie die deutsche Autoindustrie.

Auch außerhalb Europas sieht Malmendier Umverteilungspotenzial. "Auch China muss seine Güter irgendwo verkaufen, Südamerika braucht neue Abnehmer für Soja und Rindfleisch, wenn die USA als Exportmarkt ausfallen. Davon könnten wir in Deutschland profitieren."

Ökonomin fordert Druck auf Trump: "Wir sollten hart bleiben"

Trotz des möglichen kurzfristigen Vorteils für Konsument:innen in Europa spricht sich Malmendier klar gegen ein Einknicken gegenüber Trump aus. "Wir sollten nicht nachgeben, sondern hart bleiben. Alles andere wird Trump nicht beeindrucken." China sei das warnende Beispiel: Dort habe man dem Druck des US-Präsidenten zu lange zu wenig entgegengesetzt.

Eine entschlossene europäische Reaktion wäre aus ihrer Sicht nicht nur sinnvoll, sondern überfällig. "Wir müssen Trump klarmachen: bis hierhin und nicht weiter." Wenn der US-Präsident die EU weiter mit Zöllen unter Druck setzt, müsse Europa endlich seine eigenen Stärken mobilisieren – etwa durch Gegenzölle auf US-Dienstleistungen oder durch eine tiefgreifende Stärkung des europäischen Binnenmarkts.

Gerade hier sieht Malmendier erhebliches ungenutztes Potenzial. Die kleinteilige Regulierung innerhalb Europas wirke laut Internationalem Währungsfonds wie ein faktischer Zoll von 44 Prozent für Güter, für Dienstleistungen sogar wie 110 Prozent. "Nur weil wir Bürokratie duplizieren und jedes Land seine eigenen Regeln anwendet. Da schlummert enormes Potenzial."

Europa muss unabhängiger werden, glaubt die Ökonomin

Die EU müsse sich – ähnlich wie in der Verteidigung – jetzt auch wirtschaftlich unabhängiger aufstellen, so Malmendier. Dazu gehöre ein harmonisierter Kapitalmarkt, einheitliche Insolvenzregeln und bessere Wachstumschancen für europäische Firmen.

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Trotz Rekordständen an den US-Börsen sieht die Ökonomin in den USA eine wachsende wirtschaftliche Unsicherheit. "Momentan ist die ganze US-Wirtschaft im Wartemodus, nicht nur bei Investitionen, sondern auch bei der Produktion und den Entlassungen."

Ihre Prognose: Das könne sich innerhalb eines Quartals drehen – mit massiven Konsequenzen für die USA. Zölle wirken dabei aus ihrer Sicht wie eine soziale Steuer, die vor allem Menschen mit geringem Einkommen treffe. "Wenn die Leute zu spüren bekommen, dass sie ihre Wochenendeinkäufe nicht mehr bezahlen können, dann wird es hoffentlich in den USA ein Umdenken geben."

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