Es war ein Angriff, der um die Welt ging: Russische Streitkräfte schickten am Montag gleich zwei Iskander-Raketen in die ostukrainische Stadt Pokrowsk. In ein Wohngebiet. Der sogenannte "Double Tap" brachte Zerstörung, Tod, Trauer und Wut.
Ein "Double Tap" ist eine Angriffstaktik, die besonders hinterlistig ist. Der erste Angriff soll zunächst einmal Zerstörung anrichten – und wenn möglich einige Opfer fordern, damit Helfer:innen kommen. Ihnen gilt nämlich dann der zweite Angriff.
Genauso hatten russische Truppen am Montag in Pokrowsk agiert. Mindestens 83 Verletzte hat es gegeben. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf neun gestiegen.
Einer, der diesen Angriff miterlebt hat – und auch selbst verletzt wurde –, ist der Polizist Volodymyr. In einem Video schildert er seine Erfahrungen. Und macht Einzelpersonen schwere Vorwürfe.
"Ich kam nach meinem Arbeitstag nach draußen", erzählt der Polizist. Er sitzt auf einem Krankenhausbett. Alles wirkt hell, überbelichtet. Sein Oberkörper ist frei, rote Schlieren einer Jodsalbe sind unter der Infusion auf seinem linken Schulterblatt zu erkennen.
Er schaut häufig auf den Boden, während er spricht. Er habe eine Explosion in der Stadt gehört, erzählt er, und erkannt, dass die Menschen polizeiliche Hilfe brauchten.
"Als ich am Einsatzort ankam, halfen wir den Sanitätern, die Menschen in die Autos zu verladen", berichtet Volodymyr weiter. Es habe Informationen gegeben, dass sich der Angriff wiederholen könnte, meint er. "Aber ich musste den Menschen helfen."
Dann traf genau das ein, was befürchtet wurde: Volodymyr hörte das Pfeifen der Rakete, versuchte sich noch zu Boden zu werfen. Doch: "Ein Schrapnell traf mich in den Rücken und durchbohrte meine Lunge."
Ihm konnte geholfen werden. Dieses Glück hatten die bisher neun Todesopfer nicht. Und Volodymyr macht nicht bloß der russischen Regierung Vorwürfe, sondern auch jenen, die letztlich die Zündung betätigten. Er sagt:
Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wirft Russland den gezielten Angriff auf Rettungskräfte und Helfer:innen vor. "Es war eine bewusste Entscheidung der Terroristen, möglichst viel Schmerz und Schaden anzurichten", sagte Selenskyj am Dienstag in seiner abendlichen Videobotschaft auf seinem Telegram-Kanal.