Kamala Harris hat große Unterstützung innerhalb ihrer Partei für die US-Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Nachdem Joe Biden am Sonntag verkündet hatte, sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen und stattdessen Harris vorschlug, ging diese im Swing State Wisconsin auf Wählerfang – und attackierte den politischen Gegner.
Bei ihrem ersten Wahlkampfauftritt verwies Harris in ihrer Rede in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin auf ihre Biografie als Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und Justizministerin in ihrer Heimat Kalifornien. "Ich habe mich mit den großen Banken der Wall Street angelegt und sie wegen Betrugs zur Rechenschaft gezogen. Donald Trump wurde gerade des Betrugs in 34 Fällen für schuldig befunden", sagte die 59-Jährige.
Zum Hintergrund: Trump war Ende Mai im Prozess um die Verschleierung von Schweigegeld-Zahlungen an eine Pornodarstellerin schuldig gesprochen worden. Es ist das erste Mal in der US-Geschichte, dass ein ehemaliger Präsident wegen einer Straftat verurteilt wurde.
Die US-Vize ging in ihrer Rede noch auf weitere juristische Probleme des Republikaners ein. "Bei dieser Wahl stehen wir alle vor der Frage, in was für einem Land wir leben wollen", rief sie. "Wollen wir in einem Land der Freiheit, des Mitgefühls und der Rechtsstaatlichkeit leben oder in einem Land des Chaos, der Angst und des Hasses?"
Am Dienstag ließ es sich Donald Trump allerdings ebenfalls nicht nehmen, gegen seine potenzielle neue Kontrahentin zu schießen. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social schrieb er (zumindest nicht in seinen gern verwendeten Großbuchstaben): "Die lügende Kamala Harris macht alles kaputt, was sie anfasst!"
In einem anderen Beitrag fragte Trump: "Hält die lügende Kamala Harris Joe Biden für geeignet, die USA in den nächsten sechs Monaten zu führen?"
Der Ex-US-Präsident findet, sie müsse diese Frage beantworten. Trump behauptete zudem, – ohne Belege – es scheine, als habe Biden "seine präsidialen Befugnisse an nicht gewählte Washingtoner Bürokraten" delegiert. Der Republikaner fuhr fort: "Er traut nicht einmal seiner Vizepräsidentin" und schob – nun doch in Versalien – hinterher: "Wer regiert dieses Land?"
Kamala Harris könnte eine Chance darauf bekommen. Sicher ist noch nichts, denn sie müsste dafür erst einmal offiziell nominiert werden. Der entsprechende Parteitag der Demokraten ist für August angesetzt.
Sie gilt als aussichtsreichste Anwärterin ihrer Partei. Nach Angaben ihres Teams hat sie bereits in kurzer Zeit eine Rekordsumme an Spenden eingesammelt. Zudem ist ihr nach Schätzungen von US-Medien die Unterstützung von ausreichend Delegierten sicher, um offiziell nominiert zu werden.
Harris' Ehemann Douglas Emhoff ging am Dienstag auf Trumps Angriffe ein, als er von einem Reporter darauf angesprochen wurde. "Das ist alles, was er hat?", fragte er spöttisch. Seine Frau, betonte der Rechtsanwalt, habe ihre Argumente gegen den Republikaner "auf überzeugende Weise" dargelegt.
Nicht nur Harris, auch Joe Biden und Trumps rechter Haussender Fox News waren Ziel von Trumps Hetzereien. So schrieb er etwa in einem Beitrag: "Ich kann es nicht glauben! Sie machen aus dem korrupten Joe Biden, dem schlechtesten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten, einen 'Helden'".
In einem anderen Beitrag schrieb Trump: "Warum hat Fox News Tim Walz eingeladen, den Gouverneur von Minnesota, wo ich führe? Sie lassen mich Kämpfe austragen, die ich nicht ausfechten sollte".
Zuvor hatte der stark rechtskonservative Sender Fox News den Demokraten Walz eingeladen. In einer Sendung sagte dieser laut der US-Zeitung "Politico": Die Republikaner würden "mit Donald Trump feststecken". Zum Hintergrund: Minnesota ging seit 1976 bei jeder Präsidentschaftswahl an die Demokraten, Trump will den Staat im November jedoch für sich gewinnen.
(mit Material der dpa)