Nur wenige Tage nach dem Attentat auf Donald Trump sollte das große Finale des frisch gekürten republikanischen Präsidentschaftskandidaten auf dem Parteitag der Republikaner einen neuen Ton setzen. Das teilte zumindest das Wahlkampfteam des 78-Jährigen mit.
Vier Tage haben die Republikaner in Milwaukee Trump frenetisch gefeiert. Der große Auftritt am Abschlussabend war Trumps erste öffentliche Rede seit dem Attentat bei einer Wahlkampfveranstaltung in Pennsylvania.
Bei dem Parteitag wurde einmal mehr klar: Donald Trump bleibt Donald Trump. Und seine Anhänger:innen aus der Republikanischen Partei stehen offenbar geschlossen hinter ihm. Die Veranstaltung zeigte auch, wie skurril sich die Republikaner mitunter selbst zelebrieren: Von einem Brüll-Auftritt über deutsche Politiker:innen bis hin zu Republikanern mit verbundenem Ohr gab es viele Kuriositäten.
Einige von Trumps Anhänger:innen feiern den ehemaligen US-Präsidenten wie einen Märtyrer. Nach dem Attentat am vergangenen Samstag, bei dem er nur knapp überlebte und einen leichten Streifschuss am rechten Ohr erlitt, trägt der ehemalige US-Präsident Donald Trump ein großes weißes Pflaster an dieser Stelle.
Das Verbandsmaterial inspirierte einige Teilnehmer:innen auf dem Parteitag in Milwaukee: Sie verbanden als Zeichen der Solidarität ebenfalls ihr Ohr.
Die Delegierten benötigten dafür allerdings nicht alle eine Mullbinde oder Pflaster: Viele falteten ein Stück Papier so, dass es sich am Ohr festklemmen ließ. Dort befestigten sie es zusätzlich mit einem Stück Klebeband.
Als der frühere Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, das Gelände des Republikaner-Parteitags inspizierte, stolperte er und stürzte. Sofort kamen mehrere Männer zu ihm in die leere Stuhlreihe und halfen dem 80-Jährigen, wieder aufzustehen. Kurz darauf verbreitete sich das Video auf Social Media.
Giuliani bedankte sich selbst über X für die Anteilnahme und zitierte dabei eine bekannte Persönlichkeit, die einmal sagte: "Unser größter Ruhm besteht nicht darin, niemals zu fallen, sondern jedes Mal aufzustehen, wenn wir fallen."
Kurz vor der mit Spannung erwarteten Rede von Donald Trump als Präsidentschaftskandidat hatte Hulk Hogan seinen Auftritt. Der 70-jährige, der eigentlich Terrence "Terry" Gene Bollea heißt, ist eine US-amerikanische Kultfigur – und ein feuriger Unterstützer von Trump.
Hulk Hogan huldigte dem Präsidentschaftskandidaten als seinen "Helden" und "Gladiator". Trump sei "der Stärkste von allen". Alles in lauter Manier.
Als man dachte, dieser Brüll-Auftritt könnte nicht noch heftiger werden, zog Hogan sein Jackett aus und zerriss sein T-Shirt. Darunter zu sehen: ein knallrotes ärmelloses Muskelshirt mit den Namen von Trump und dessen Vizepräsident-Kandidaten JD Vance.
Das kam bei den Republikanern offenbar gut an. Es gab tosenden Applaus und Jubel für den Entertainer. Trump schaute von der Ehrentribüne zu – dieser Auftritt begeisterte ihn offensichtlich.
Kurioser Sidefact: Noch 2011 warb Hogan für den Demokraten Barack Obama. Schon bei Trumps erster Kandidatur im Jahr 2016 wechselte er die Seiten und warb für den Republikaner.
2015 erhielt er scharfe Kritik für seine rassistischen Äußerungen gegenüber Afroamerikaner:innen in einem Gespräch mit dem US-Radiosender Sirius XM. Dort äußerte er sich abfällig über Schwarze Männer; hoffte etwa, dass seine Tochter mit keinem von ihnen ins Bett steigen würde.
Trump zeichnete – wie gewohnt – das Bild eines düsteren Amerikas, einer "Nation im Niedergang". Er bezeichnete Migrant:innen indirekt als Müll. Wenn man die zehn schlechtesten Präsidenten der USA zusammenzähle, hätten diese nicht den Schaden angerichtet, den der demokratische Amtsinhaber Joe Biden verursacht habe.
Die Kriminalität in den USA sei so hoch, dass der nächste Parteitag der Republikaner in Venezuela stattfinden werde, sollten die Demokraten gewinnen, weil es dort dann sicherer sei, orakelte der Ex-Präsident. Der Rest der Welt lache über die USA. Die Lösung: Trump.
Beweise oder Fakten für all seine Thesen lieferte er nicht.
Trumps anderthalb Stunden lange Rede unterschied sich kaum von den ausufernden Ansprachen, die er auf seinen Wahlkampfveranstaltungen hält. Wer glaubte, dass das Attentat die Rhetorik entschärft hat, irrt. Das hat nicht nur Trumps Rede, sondern der Parteitag in Milwaukee insgesamt gezeigt.
Der Sänger Kid Rock gab ein Lied zum Besten, bei dem es sich um "Fight! Fight! Fight!" – also "Kämpft! Kämpft! Kämpft!". Das Publikum brüllte einstimmig zurück. Diese Worte, die Trump nach dem Attentat rief, waren ohnehin das Motto des riesigen Parteikonvents mit Zehntausenden Besucher:innen. Immer wieder wurden sie gerufen.
Auch deutsche Bundestagsabgeordnete sind zum Republikaner-Parteitag gekommen. Dazu zählen der SPD-Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe USA, Metin Hakverdi, sowie der Transatlantik-Beauftragte der Bundesregierung, Michael Link (FDP). Gleich in Milwaukee sind der CSU-Politiker Thomas Silberhorn und Jens Spahn von der CDU.
Besonders Spahn musste wegen seiner angeblichen Trump-Nähe viel Kritik einstecken, auch aus der eigenen Partei.
Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende sagte als Reaktion darauf dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): "Donald Trump irritiert sehr häufig mit seiner Wortwahl, seiner Unverfrorenheit, seinem Auftritt.“
Gleichzeitig müsse man erkennen, dass er außenpolitisch häufig richtig gelegen habe: "Unsere Iran-Politik war im Rückblick falsch, sein Krieg richtig. Unsere Politik bei Nord Stream 2 war falsch, er hat davor gewarnt", sagt er.
Zuvor hatte der CDU-Politiker gesagt, in der Wahl des Vizepräsidentschaftskandidaten JD Vance liege "vielleicht auch eine Chance" – die Chance darauf, dass Trump selbst "sich eher staatsmännisch verhält". Diese Aussagen sind selbst innerhalb der Union viel diskutiert. Vance gilt als Hardliner und ist europakritisch eingestellt.