Wenige Tage nach dem Überfall der palästinensischen Terrororganisation Hamas wird der Präsident der Palästinenser Mahmud Abbas im Kreml in Moskau erwartet. "Wir warten auf eine offizielle Erklärung des Kremls, von russischer Seite, wann der Besuch stattfinden wird", zitiert die russische Nachrichtenagentur RBC den palästinensischen Botschafter in Moskau, Abdel Hafiz Nofal.
Der Besuch sei schon länger geplant worden, erklärt auch Kremlsprecher Dmitri Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Und er stellt klar: Russland will die Kontakte mit den Palästinensern fortsetzen. Doch was ist der Hintergrund von Abbas Besuch?
Russland sei bereit, bei der Lösung des Konflikts zu helfen, betonte der Kremlsprecher. In Israel lebe eine große Zahl Russ:innen, weshalb es Verbindungen zu dem Staat gebe. Bilaterale Gespräche zwischen Vertretern Israels und der Abbas-Regierung beim Treffen in Moskau schloss der palästinensische Botschafter jedoch am Vortag kategorisch aus.
Russland hat nach Angaben des Außenministeriums in Moskau auch Kontakte zur Terrororganisation Hamas – jener Terrorgruppe, die mit ihrem Überfall auf Israel den blutigen Krieg überhaupt ausgelöst hat. So führte etwa der Nahost-Beauftragte des Kreml, Vizeaußenminister Michail Bogdanow, mehrfach in diesem Jahr Gespräche mit Hamas-Vertretern – am Telefon und bei persönlichen Begegnungen.
Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger erklärt beim Nachrichtenportal "Focus Online", dass Abbas Einfluss auf die Hamas als gering angesehen werden könne. Palästinenserpräsident Abbas leitet die Fatah-Fraktion innerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Seit die Terrorgruppe Hamas 2007 Palästina übernommen hat, ist der Einfluss der Fatah geschrumpft.
"Das heißt, Russland wird auf diesem Weg keinen Einfluss nehmen können, auf die Geschehnisse rund um Gaza, die in den nächsten Tagen und Wochen von Israel bestimmt werden", stellt Jäger klar. Abbas sei in diesem Zusammenhang der falsche Ansprechpartner. Vielmehr diene der Besuch Russland.
So zeige der Kreml: Trotz des Angriffskrieges ist Russland weiterhin auf der diplomatischen Weltbühne präsent. Bislang hätte sich Putin seit dem Überfall auf die Ukraine vor allem mit Staatschefs aus benachbarten Ländern getroffen – auch wegen seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch den internationalen Haftbefehl.
"Auf der anderen Seite will man zeigen, dass man in dem arabischen Raum präsent ist und dort Gesprächspartner hat", meint der Experte bei "Focus Online". Auswirkungen auf die Entwicklung der kommenden Tage und Wochen dürfte ein solcher diplomatischer Besuch aber nicht haben.
(Mit Material der dpa)