Der frühere britische Außenminister Boris Johnson muss sich wegen seiner abwertenden Aussagen zu Burkaträgerinnen einem Disziplinarverfahren der Konservativen Partei stellen. Es seien mehrere Beschwerden eingegangen, die von einem unabhängigen Gremium bei der Bewertung der Aussagen berücksichtigt werden würden, hieß es am Donnerstag in Parteikreisen. Im Extremfall droht Johnson dabei der Ausschluss aus der Fraktion oder sogar aus der Partei.
Johnson steht seit Tagen in der Kritik, weil er Frauen mit Vollverschleierung in seiner wöchentlichen Kolumne im "Telegraph" am Montag mit "Bankräubern" und "Briefkästen" verglichen hatte. Die Äußerungen sorgten bei anderen Politikern und unter muslimischen Gruppen für Empörung. Ihm wird vorgeworfen, damit Stimmung gegen Muslime machen zu wollen und sich bei rechtskonservativen Wählern anzubiedern.
Selbst Premierministerin Theresa May hatte sich den Forderungen nach einer Entschuldigung angeschlossen. "Ich glaube, wir sollten alle mit der Sprache und den Begriffen, die wir verwenden, sehr umsichtig sein", sagte May. Auch weitere konservative Parteikollegen Johnsons kritisierten seine Wortwahl. Johnson lehnte Berichten zufolge eine Entschuldigung ab.
Johnson war im Juli im Streit um die Pläne Mays für den EU-Austritt zurückgetreten. Dem ehemaligen Wortführer der Brexit-Kampagne werden Ambitionen auf das Amt des Regierungschefs nachgesagt. Nach einer Umfrage unter Tory-Anhängern von Anfang August ist er der Favorit für die Nachfolge von Premierministerin May. Diese Hoffnungen wären mit einem Ausschluss aus der Fraktion jedoch passé.
(czn/dpa)