Tote, Vergewaltigungen, Kriegsverbrechen: Über 21 Monate lange dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine bereits an. Seitdem mussten die Menschen in dem russischen Nachbarland einiges an Grauen und Leid erleben. Man denke da etwa an die Massaker von Butscha im vergangenen Jahr. Es ist nur eines der Kriegs-Ereignisse, die das Ausmaß der Brutalität aufzeigen, mit der die russischen Truppen in der Ukraine vorgehen.
Während die Menschen in dem Land tagtäglich den Krieg miterleben, wird in Russland weiterhin strikt von einer "militärischen Spezialoperation" gesprochen. Angriffe auf Zivilist:innen werden propagandistisch abgestritten. Wie dreist die Lügen teilweise sind, kann der ukrainische Regierungsberater Anton Gerashchenko kaum fassen. Er wettert aus aktuellem Anlass massiv gegen einen Russland-Sprecher, der das Offensichtliche abstreitet.
Regelmäßig werden Ziele in der Ukraine von russischen Truppen angegriffen. Am Donnerstag ereignete sich ein besonders schwerer Angriff, diesmal in einem Dorf in der schwer umkämpften Region Charkiw. Im Ort Hrosa sind bei einem Raketenangriff mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen. Damit gilt er als der tödlichste einzelne russische Angriff in der Ukraine in diesem Jahr. Offiziellen Angaben zufolge lebten in dem Dorf aktuell nur noch 330 Menschen. Damit sind also mehr als 15 Prozent der dort lebenden Einwohner:innen getötet worden.
Besonders tragisch: Die Opfer hatten sich dort zu einer Trauerfeier versammelt, wie der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko bestätigte. Mindestens 60 Menschen hatten sich zu einem Essen im Gedenken an einen verstorbenen und zu Grabe getragenen Nachbarn getroffen. Gegen 13.24 Uhr ist die Rakete nach ukrainischen Angaben dann in dem Gebäude eingeschlagen. Unter den Trümmern wurden anschließend die Toten geborgen, unter anderem ein sechs Jahre alter Junge.
"Die Terroristen haben den Angriff absichtlich zur Zeit des Mittagessens ausgeführt, um eine maximale Zahl von Opfern sicherzustellen", behauptet der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow. In dem Dorf habe es keine militärischen Ziele gegeben. "Dies ist ein schändliches Verbrechen, das die Ukrainer einschüchtern soll." Der Präsident des Landes, Wolodymyr Selenskyj, spricht von einem terroristischen Akt.
Auf Social Media und in Agenturen kursierten vielfach Bilder der Zerstörung.
Dass Russland Zivilist:innen angreift, bestreitet das Land jedoch vehement. Auf den Angriff in Hrosa angesprochen, antwortete der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow:
Eine Aussage, die Anton Gerashchenko zur Weißglut treibt. Der Berater des ukrainischen Innenministeriums teilte die Audioaufnahmen des Russland-Sprechers und schreibt dazu: "Peskow über den gestrigen russischen Angriff auf das Dorf Groza in der Region Charkiw: Russisches Militär greift keine zivilen Ziele an." Er bezeichnet Peskow und die anderen Kreml-Mitarbeitenden als "lügende Bastarde."
Viele Angaben über die Geschehnisse im Krieg in der Ukraine können nicht unabhängig überprüft werden. Dass Russland aber nicht nur militärische Ziele angreift, ist unumstritten. Auch im jüngst angegriffenen Dorf hat sich nach Angaben von Verteidigungsminister Rustem Umjerow keine militärische Basis befunden.