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Nepal: Gen-Z-Proteste wegen Social Media eskalieren – Chaos im Land

Protesters celebrate at the Singha Durbar, the seat of Nepal's government's various ministries and offices after it was set on fire during a protest against social media ban and corruption i ...
In Nepal bricht dieser Tage Chaos aus.Bild: AP / Prakash Timalsina
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Gen-Z-Proteste wegen Social Media und Korruption: Nepal versinkt im Chaos

In Nepal geht die Gen Z in den vergangenen Tagen auf die Straßen, ursprünglich wegen eines Social-Media-Verbots und zunehmender Korruption im Land. Die Regierung antwortete zunächst mit Gewalt, hat die Lage aber nicht unter Kontrolle. Der Premier ist mittlerweile zurückgetreten, zudem brannten am Mittwoch Regierungsgebäude.
10.09.2025, 12:2210.09.2025, 12:22

In Nepal ist es trotz der Aufhebung eines umstrittenen Verbots für Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram wieder zu gewaltsamen Protesten gekommen. In der Hauptstadt Kathmandu und anderen Landesteilen setzten aufgebrachte Menschen die Wohnsitze und Büros mehrerer Minister:innen sowie anderer Politiker:innen in Brand und griffen sie mit Steinen an, wie die Zeitung "The Kathmandu Post" und andere lokale Medien berichteten.

Mehrere Onlinenetzwerke wie Facebook, Youtube und X waren am Freitag in Nepal vorübergehend gesperrt worden. Tausende Demonstrierende forderten am Montag bei Protesten in Kathmandu und anderen Städten eine Aufhebung der Blockade. Die Polizei ging gewaltsam gegen die Demonstrierenden vor. Mindestens 19 Menschen wurden getötet.

Nach Angaben von Zeugen und Reportern der Nachrichtenagentur AFP setzen die Beamten unter anderem Tränengas, Wasserwerfer und auch scharfe Munition ein.

Wegen der schweren Unruhen am Montag trat Ministerpräsident Khadga Prasad Sharma Oli einen Tag später zurück. Auch das Verbot für die Social-Media-Plattformen wurde wieder zurückgenommen. Trotzdem gingen die Proteste am Dienstag mit den Brandstiftungen weiter.

Nepal-Proteste gehen mit Bränden bei Politikern weiter

Ziel der Angriffe wurden den Berichten zufolge auch Privathäuser Olis sowie des früheren Premiers Jhalanath Khanal. Die Frau Khanals sei dabei schwer verletzt worden, sie befinde sich in einem kritischen Zustand, sagte ein Arzt der behandelnden Klinik der Deutschen Presse-Agentur. Er widersprach damit Berichten der nepalesische Nachrichtenplattform "Kharbub", wonach die Frau an den Folgen ihrer Verletzungen gestorben sei.

Auf nicht verifizierten Videos war zudem zu sehen, wie Flammen am Haus von Präsident Ram Chandra Paudel sowie seines Büros aufstiegen. Auch über dem Parlamentsgebäude bildeten sich dichte Rauchwolken: Videobilder zeigten tanzende junge Menschen, die auf dem Gelände unter anderem den Rücktritt Olis feierten.

Ebenso wurden Polizeistellen angezündet. Zu den Angriffen in Kathmandu kam es trotz einer Ausgangssperre in mehreren Stadtteilen. Die Armeeführung, Regierungsvertreter:innen und Polizei riefen die Bürger:innen auf, Ruhe zu bewahren.

Die Proteste hatten sich entzündet, nachdem die Regierung des Himalaya-Staates in der vergangenen Woche 26 Online-Netzwerke verboten hatte. Sie wollte die Dienste dadurch zwingen, sich registrieren und unter staatliche Aufsicht stellen zu lassen. Der Schritt hatte jedoch starke Kritik hervorgerufen und Tausende, meist jüngere Menschen im ganzen Land auf die Straße getrieben.

Gen Z in Nepal wütend: Gegen Korruption und Stillstand

Die Proteste richteten sich nicht nur gegen die Sperrung der Online-Netzwerke, die die Regierung mittlerweile aufgehoben hat. Die Teilnehmenden prangerten auch weit verbreitete Korruption im Staat sowie Vetternwirtschaft an.

Eine Demonstrantin sagte dem ARD-Studio Südasien:

"Es geht darum, dass wir seit unserer Geburt keine Veränderung im Land gesehen haben. Junge Leute in unserem Alter gehen ins Ausland. Im Land gibt es nichts. Wir haben immer nur Stillstand erlebt."

Demnach würden viele Gen-Zler glauben, dass das mittlerweile wieder gekippte Social-Media-Verbot Kritik an der Regierung unterdrücken sollte. Social Media sei für viele Nepales:innen im Ausland zudem die wichtigste Verbindung in ihr Heimatland.

Das Büro des Ministerpräsidenten zitierte Oli damit, er wolle mit seinem Rücktritt den Weg für eine politische Lösung für die aktuelle Situation im Land frei machen. Zuvor waren schon mehrere Minister, darunter der Innenminister zurückgetreten.

Der 73-jährige Oli war seit vergangenem Jahr im Amt des Regierungschefs, das er bereits mehrmals innegehabt hatte. Nepal hat rund 30 Millionen Einwohner. Die parlamentarische Demokratie ist jung. Von 1996 bis 2006 herrschte Bürgerkrieg, die jahrhundertealte Monarchie wurde 2008 abgeschafft.

Südasien-Experte Michael Kugelman sprach auf X von einem wichtigen Moment "für ein Land, in dem Wut auf die breitere politische Klasse in den vergangenen Jahren zugenommen hat". Die Ereignisse bezeichnete er einen "lauten und tragischen Weckruf". Eine derart hohe Zahl an Toten wie am Montag habe es bei Protestaktionen an einem Tag in Nepal seit vielen Jahren nicht gegeben.

(mit Material von dpa und afp)

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