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International
26.03.2018, 06:3426.03.2018, 08:06
Einem Bericht des britischen "Observer"
zufolge hat die im Skandal um unerlaubte Wahlwerbung für Donald Trump
unter Druck geratene Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica auch im
Brexit-Referendum über Umwege eine Rolle gespielt.
Die Vorwürfe im Überblick
- Cambridge Analytica (CA) soll eng mit dem kanadischen
Datenanalyse-Unternehmen AggregateIQ (AIQ) verbunden sein
- AIQ sei massgeblich
an der Kampagne zum EU-Austritt von Außenminister Boris Johnson, "Vote Leave", beteiligt gewesen
Die Quelle
Der "Observer" beruft sich auf den ehemaligen CA-Mitarbeiter
Christopher Wylie, der den Skandal um unrechtmäßig erlangte Facebook
-Daten mit seinen Enthüllungen ins Rollen gebracht
hatte.
Laut Wylie wurde AIQ mit seiner Hilfe gegründet und zeitweise
intern als Abteilung von Cambridge Analytica bezeichnet.
Das Unternehmen widerspricht dem. Auf der AIQ-Webseite heisst es,
die Firma sei nie ein Teil von Cambridge Analytica oder deren
Muttergesellschaft SCL gewesen.
Unbestritten ist die erhebliche Rolle, die AIQ im
Brexit-Wahlkampf spielte.
Bis vor kurzem schmückte sich das
Unternehmen auf seiner Webseite mit einem Zitat des
Vote-Leave-Wahlkampfleiters Dominic Cummings.
"Ohne Zweifel schuldet
die Vote-Leave-Kampagne einen großen Teil ihres Erfolgs der Arbeit
von AggregateIQ, ohne sie hätten wir es nicht schaffen können"
Dominic Cummings
Brexiter als Auftagsgeber
Die Brexit-Kampagne des heutigen Außenministers Boris Johnson
hatte 40 Prozent ihres Budgets in die Arbeit von AggregateIQ
gesteckt. Die Beträge sind auf der Webseite der britischen
Wahlkommission einsehbar.
Einem ehemaligen Brexit-Wahlkämpfer zufolge soll über eine
gesonderte Scheinkampagne sogar noch mehr Geld von Johnsons
Wahlkampfetat nach Kanada geflossen sein. Die britische
Wahlkommission ermittelt bereits, ob "Vote Leave" die gesetzlichen
Obergrenze für Wahlkampfausgaben überschritten habe. Johnson
bestreitet das. Er bezeichnet die Anschuldigungen als "ausgesprochen
albern".
Ebenfalls ins Visier der britischen Wahlkommission geraten ist
die Brexit-Kampagne des ehemaligen Ukip-Chefs Nigel Farage, "Leave.EU". Das Wahlkampfteam der EU-feindlichen Partei soll einem "Guardian"-Bericht zufolge ansatzweise sogar direkt mit Cambridge
Analytica zusammengearbeitet haben. Der "Guardian" beruft sich dabei
auf die ehemalige CA-Mitarbeiterin Brittany Kaiser. Eine Sprecherin
der Wahlkommission bestätigte am Sonntag auf Anfrage der Deutschen
Presse-Agentur, dass die Ermittler deswegen mit Cambridge Analytica
in Kontakt stehen.
Die Verwicklungen um Cambrdige Analytica belasten Facebook schwer. Lest hier noch einmal die Zusammenhänge:
Die britische Datenschutzbehörde ICO (Information Commissioner's
Office) liess im Zusammenhang mit den von Cambridge Analytica
erlangten Facebook-Daten in der Nacht zum Samstag die Londoner
Zentrale des Unternehmens durchsuchen. Man werde nun Beweise sichern,
auswerten und bewerten, bevor Schlüsse gezogen würden, hiess es in
einer Mitteilung.
Cambridge Analytica steht im Verdacht, mit Hilfe von unrechtmässig
gesammelten Facebook-Daten Millionen US-Wähler im
Präsidentschaftswahlkampf 2016 zugunsten Donald Trumps beeinflusst zu
haben.
Hinter der Firma steht der US-Milliardär und
Trump-Unterstützer Robert Mercer, der die Muttergesellschaft SCL
mitbegründet hat. Koordiniert wurden die CA-Kampagnen von Trumps
stramm rechtem ehemaligem Chef-Strategen Steve Bannon.
Facebook-Chef Mark Zuckerberg entschuldigte sich am Sonntag mit
ganzseitigen Anzeigen in mehreren britischen Zeitungen für den
Datenskandal in seinem Unternehmen. «Wir haben die Verantwortung,
Ihre Daten zu schützen. Wenn wir das nicht können, haben wir sie
nicht verdient», heisst es in der von Zuckerberg unterschriebenen
Anzeige, die lediglich mit einem kleinen Facebook-Logo im unteren
Bereich gekennzeichnet war. Sie erschien unter anderem im "Observer"
und in der "Sunday Times".
Blick nach Deutschland
In Deutschland will derweil Justizministerin Katarina Barley (SPD) am Montag Druck auf das
weltgrößte Online-Netzwerk machen. Sie empfängt am Nachmittag ranghohe Facebook-Vertreter aus Europa.
Barley will "umfassende Aufklärung" darüber, ob deutsche Nutzer betroffen seien
und was Facebook tun wolle, um so etwas in Zukunft zu verhindern.
Facebook alleine ist nicht das Problem:
Barley hält es nach eigenen Worten für realistisch, Facebook zur
Offenlegung seiner Rechenvorgänge zu bringen. Nach solchen
Algorithmen wird zum Beispiel entschieden, welche Werbung Nutzer zu
sehen bekommen. "Grenzen gegenüber der Marktmacht von solchen
Unternehmen dürfen wir nicht akzeptieren», sagte die Ministerin am
Sonntagabend in der ZDF-Sendung "Berlin direkt"
(dpa/mbi)
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